Published 2.04.2025

Im Gespräch

Planungskulturen des Umbauens

In Dialogue

Planning Cultures of Conversion

Keywords: Umbaulogiken; Multiperspektivität; Repräsentation; Improvisation; Kommunikation; Reconstruction logics; multiperspectivity; representation; improvisation; communication

Hintergrund des Gesprächs

Planungskulturen des Umbauens, das ist der Titel eines Symposiums, das wir gemeinsam mit zahlreichen Partner:innen im Juni 2024 durchgeführt haben. Das Symposium fand im Rahmen der temporären Universität Hambach statt. Wir waren vor Ort in einer Region, die stark im Umbau ist: das Rheinische Braunkohlerevier. Unser Symposium fand im leergezogenen Dorf Morschenich-Alt, heute Bürgewald, statt. Dieses Dorf hat in den kommenden Jahren einen weitreichenden Umbauprozess vor sich.

Es gibt viele Anlässe für die Hinwendung zu und Inwertsetzung von bestehenden Materialien wie auch sozialen und kulturellen Ressourcen, die wir im Gebäudebestand und in unseren bestehenden Siedlungsgebieten finden. Dazu zählen die anhaltende Höhe von Ressourcenverbrauch, CO2-Freisetzung und Müllproduktion im Bauwesen, aber auch der ungebremste Flächenverbrauch in der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung sowie die vielschichtigen Formen des strukturellen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Wandels, den wir im urbanen und im ländlichen Raum beobachten können.

Um Umbau in viel größerem Umfang in Gang und umzusetzen, benötigen wir eine Veränderung unserer aktuellen Kultur im Planen und Bauen sowie der Kultur, wie wir mit Räumen umgehen, wie wir Räume nutzen, denken und imaginieren. Es geht um den Umbau bestehender Städte, Orte und Quartiere und um einzelne Gebäude und Freiräume. Darüber haben wir, die Herausgeberinnen dieses pnd-Themenheftes, mit den folgenden Gästen gesprochen:

Frauke Burgdorff, Stadtbaurätin in Aachen
Katja Hasche, Dr., Team Zukunft Bau Forschungsförderung im BBSR, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Peter Köddermann, Geschäftsführung Programm Baukultur Nordrhein-Westfalen
Stine Kolbert, Prof., Lehrgebiet Planungs- und Baumanagement und Projektentwicklung an der FH Aachen
Helga Kühnhenrich, Referatsleiterin für Forschung und Innnovation im Bauwesen, BBSR, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Christian Raabe, Prof. Dr., Lehr- und Forschungsgebiet Denkmalpflege und Historische Bauforschung, RWTH Aachen University
Mario Tvrtkovic, Prof., Professur für Städtebau und Entwerfen an der Hochschule Coburg und wissenschaftlicher Sekretär der DASL, Deutsche Akademie für Städtebau- und Landesplanung

Perspektiven und Anlässe für das Umbauen

Mit welchen Anlässen und Perspektiven widmen Sie sich dem Thema Umbau? Was treibt Sie für dieses Thema an? Welche Räume und Maßstäbe haben Sie da vielleicht besonders im Blick?

Frauke Burgdorff: Die meisten Stadtbauräte schöpfen aus dem Bestand, selbst wenn wir neu bauen. Denn es gibt kein unbestelltes Fleckchen Erde, und selbst wenn wir in den Außenraum gehen, tun wir dieses auf bestehendem Grund. Die Stadt Aachen hat die Außengrenzen des Bauens sehr beherzt mit ihrem aktuellen Flächennutzungsplan beschränkt, was uns großflächig dazu zwingt, den Bestand – nicht nur in der Altstadt – immer wieder auf‘s Neue zu prüfen, ob er effektiver und effizienter nutzbar ist, für welche Funktion auch immer: zum Beispiel Gebäude dichter ausnutzen, in Wohnquartieren, die sich über Generationen etwas entdichtet haben, nachzuverdichten, ohne neu zu bauen und ohne Blöcke zuzubauen. All das sind Fragen, die uns umtreiben, weil wir mehr werden und dieses Mehr auf knappem Raum unterbringen müssen. Andererseits verbrauchen wir als Personen alle mittlerweile mehr Raum. Wir wohnen und sind mobil auf größerer Fläche.

Das heißt, wir müssten auch das Umbauen im Bestand nicht nur auf die Gebäude beziehen, auf die Grünräume, sondern auch auf die Verkehrsräume, denn auch dort bringen wir mittlerweile mehr Funktionen unter als wir es noch vor 30 Jahren getan haben. Also, Stadtentwicklung, Stadtplanung, Städtebau, Architektur, alle wirken mit, um optimal ausgenutzte Gebäude auf den Weg zu bringen.

Wie gehen Sie da genau vor?

Frauke Burgdorff: Es ist wichtig, Leitplanken zu haben, in dem Fall über den Flächennutzungsplan, die auch relativ unverrückbar sind und aus denen klar wird: Nutzt euren Bestand. Hinzu kommt eine Haltung, die in vielen Aufgabenfeldern der Planung zu finden ist: von der Master- und Rahmenplanung über die Bauleitplanung bis hin zur konkreten Baugenehmigung haben die Kolleg:innen viel Erfahrung mit Bestandsentwicklungsthemen.

In Aachen hat man eine riesige Tradition damit, deswegen ängstigt uns das Thema auch gar nicht. Der Aachener Dom, das Rathaus, der gesamte Stadtgrundriss sind immer weiter gebaut worden und das immer mit der Grammatik des Bestandes. Also wir sind in einer Tradition des Umbaus.

Welche Perspektive und Motivation aus Forschung und Praxis haben die anderen auf das Thema Umbau?

Christian Raabe: Das Themenfeld ist in dem Sinne nicht neu in meinem Metier, völlig klar. Aber es gibt durch die Entwicklung der letzten 10 bis 15 Jahre doch Fokussierungen und drei Motivationen möchte ich hier nennen: Das Energiethema z.B. gehörte immer schon dazu. Denkmale sind natürlich selten energieeffizient geplant worden, aber sie sind dennoch nachhaltig, weil sie in der Regel lange genutzt wurden. Die Enrgeieffizienz war auch deshalb immer schon ein Thema, weil aus Bauherrensicht die Unterhaltskosten natürlich etwas sind, was zu einem Gebäude dazu gehört. Die zweite Motivation und Fokussierung liegt im Kulturbestand. Bei aller Notwendigkeit der energetischen Optimierung sollte die architektonische Qualität nicht vernachlässigt werden. Und die dritte Motivation ist, dass ich ganz fest glaube, dass die Denkmalpflege zur aktuellen Diskussion tatsächlich etwas beitragen kann, weil wir schon lange mit Beständen und häufig unter besonderen Umständen mit der Substanz umgehen.

Helga Kühnhenrich: Als Forschungseinrichtung des Bundes im BBSR beschäftigen wir uns mit dem Thema im Rahmen des Zukunft Bau-Forschungsförderungsprogramms. Wir unterstützen Forschungsprojekte und stärken Ideen und Ansätze aus der Wissenschaft, geben aber nicht selber Themen oder Projekte vor. Das Programm, das mittlerweile fast 20 Jahre besteht, hat sich von einem Innovationsprogramm hin zu einem Transformationsprogramm entwickelt. Wir fördern Forschungsprojekte, die den Umgang mit dem Bestand und der Transformation des Bauwesens ganz allgemein begleiten und neue Impulse setzen. In den letzten Jahren ist ganz klar ein wachsendes Interesse am Umgang mit bestehenden Gebäuden und Quartieren, Materialien und Bauteilen zu erkennen. Natürlich steht der Erhalt des Bestandes oft im Vordergrund, aber im Kontext mit Themen wie Umnutzung, Nachverdichtung, dem Umgang mit Flächen, klimaneutraler oder klimagerechter Sanierung sowie der Anpassung des Gebäudebestands. Auch die Unterstützung hin zu einer ganzheitlichen bzw. interdisziplinären Planungsumbau-Kultur ist wichtig.

Katja Hasche: Wir betreuen bei Zukunft Bau einige Forschungsprojekte, die sich mit den Themen Bestand und Quartier beschäftigen. Ein Beispiel zur Veranschaulichung für ein laufendes Zukunft Bau-Forschungsprojekt ist das Projekt Einfach Um-Bauen der TU München unter der Leitung von Professor Florian Nagler. Dieses Projekt beschäftigt sich mit material- und kostenschonenden Sanierungsstrategien. Die Forschenden wollen dazu den Lebenszyklus typischer Bestandswohngebäude betrachten und neben bereits bekannten Faktoren wie Energieversorgung, graue Energie und Betrieb, die schon berücksichtigt werden, auch neue Aspekte untersuchen, zum Beispiel ein zu erwartendes Nutzerverhalten, das tatsächlich einen sehr hohen Einfluss auf den Energieverbrauch hat.Die Forschenden streben mit dem Projekt Sanierungslösungen an, die weniger kosten als eine Sanierung mit dem Energieeffizienzstandard 55, aber genauso viel CO2 einsparen. Im Projekt zeigt sich, dass die Strategien teilweise durchaus übertragbar sind vom Neubau auf den Bestand, dass es also nicht um zwei getrennte Bereiche geht.

Peter Köddermann: Baukultur Nordrhein-Westfalen sieht sich selbst in einer Art gesellschaftlicher Vertretung für dieses Thema, sozusagen als Themenmittlerin. Der Kulturbegriff ist ein gesellschaftlich geprägter, und wir stellen uns die Frage, inwieweit sich das Bauen und Umbauen verändern muss, damit es einen positiven gesellschaftlichen Wert bekommt. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass sich viele Rahmenkriterien zurzeit fundamental wandeln. Das Umbauen ist keine neue Entwicklung; wir diskutieren das bereits seit 30 bis 40 Jahren. Unsere Frage ist daher, warum sich denn dann zu wenig verändert. Wir sind davon überzeugt, dass das Umbauen zukünftig ein zentraler Punkt in der Auseinandersetzung und Gestaltung unserer Umwelt sein wird. Die Aufträge gehen dahin zu überlegen, wie wir mit den Beständen und deren Werten umgehen und nicht, wie immer Neues geschaffen werden kann. Wir verstehen Umbauen auch als Kommunikationsaufgabe: Wie kommen wir mit vielen ins Gespräch auch außerhalb unserer Bubbles? Wie schafft man Haltung und Akzeptanz für’s Umbauen? Welches sind die Hindernisse in der Umsetzung und dem Transfer beispielweise von der Wissenschaft und Forschung in die Praxis oder aus den Berufsverbänden in die Baupraxis? Wir sehen in unserem Projekt UmBauLabor in Gelsenkirchen, dass es an der Erkenntnis mangelt, was das Umbauen für die Akteure, für die Nutzer, für die Materialität oder für die Ressourcenschulung bedeutet.

Das Foto zeigt eine Häuserfront in einem innerstädtischen Straßenzug, in dem einzelne Parzellen zwischen vierstöckigen Bestandsgebäuden durch einstöckige Läden ergänzt wurden.
Abbildung 1: Bestand in der Aachener Innenstadt: Bedarfe für das Um- und Weiterbauen. Foto: Ivo Mayr. 

Stine Kolbert: Ich setze mich seit 2019 mit der Frage auseinander, welche Bedingungen notwendig sind, um etablierte Praktiken zu verändern. Die Annahme, dass unser Gebäudebestand sich in regelmäßigen Zyklen erneuern wird und so auch energetisch auf dem neuesten Stand bleibt ist überholt. Wir haben einen weit über 50-prozentigen Bestand mit einer Sanierungsquote von circa einem Prozent. Warum kümmern wir uns nicht in einem Maße um unsere gebaute Umwelt wie es erforderlich wäre? Meine These ist, dass  rechtliche und wirtschaftliche Hemmnisse  auf Bauherrenseite bestehen. Es gibt zudem unterschiedlichen Bauherrentypen, die unterschiedliche Interessen verfolgen und somit auch unterschiedlich agieren. Dabei interessiert mich die Frage, wie man bestehende Hemmnisse differenziert analysieren und abbauen kann. Ein Hemmnis ist sicher die HOAI, die in den 70er Jahren erfunden wurde, wo ein Top-Down-Prozess die Regel war. Heute brauchen wir eigentlich agilere und zirkulär gedachte Planungsstrukturen. Ein anderes Hemmnis ist ein ungeregelter Umgang mit dem Bestand, die baurechtliche und die privatrechtliche Grundlage, um mit dem Bestand umzugehen. Energetische und bauliche Probleme sind auch immer ökonomische Fragen. Und im Moment verlangen wir von Altbauten mehr als das, was wir von Neubauten erwarten können.

Mario Tvrtkovic: Ich beschäftige mich seit über 15 Jahren mit Typologien des Wandels. Ich bin in Split aufgewachsen und habe viel Zeit im Diokletianpalast verbracht. Er ist für mich ein Ort des Wandels. Meine These ist, dass Permanenz durch eine richtige Setzung an einem richtigen Ort eine Ausgangsbasis für Transformation über sehr lange Zeit geschaffen werden kann. Mich interessieren außerdem unterschiedliche Logiken in der Transformation. Es gibt mindestens drei: Naturkatastrophen, allmählicher Wandel und durch Planung erzeugte Wandlungsprozesse. In diesem Bereich Kompetenzen zu vermitteln, ist mir wichtig.

Vielen Dank für diese ersten Einblicke. Wir haben unser Thema Planungskulturen des Umbauens relativ allgemein benannt und suchen nach Logiken des Planens und Bauens, die im Umbau vielleicht anders sind als im Neubau. Einerseits geht es im Umbau viel darum, Menschen vor Ort zusammenzubringen und gemeinsame Anliegen zu formulieren, ortsspezifische Umbau- oder auch Transformationsgemeinschaften zu bilden sowie das soziale und organisatorische Kapital dazu aufzubauen. Andererseits geht es darum, die Dinge zu skalieren und ortsunabhängiges übertragbares Wissen, Lösungen und Regeln bereitzustellen. Wie kann man hier mit der Vielfalt im Bestand und jeweils spezifischen Kontexten umgehen? Welche Erfahrungen gibt es mit diesen Polen, die vielleicht weniger ein Widerspruch sind, sondern sich vielmehr ganz geschickt ergänzen können?

Christian Raabe: Die Architektur ist im Grunde das Ergebnis eines sehr langen Feldversuches. In Bezug auf die Anforderungen, die Klimaanpassung, die Materialeffizienz ging es immer darum, möglichst ökonomisch und klug zu bauen. Mit Konstruktion, Materialausrichtung und mit der Art der Nutzung reagieren viele Bestandsbauten auf spezifische Klimasituationen. Die Klima- und Ortssensibilität war immer selbstverständlicher Teil des Planungsdenkens. Die Überlegung, mit wie wenig können wir eigentlich wie viel erreichen, ist etwas, was sich heute nach und nach durchsetzt; Recycling oder die Verwendung lokaler Materialien sind wichtige Aspekte, die wir allerdings mit der zunehmenden Industrialisierung des Bauwesen ein bisschen aus den Augen verloren haben.Dieses ortsspezifische Denken, dass wir so häufig in der historischen Architektur finden, sollte auch die zeitgenössische Architektur wieder mehr ausszeichnen. Technische Lösungen gibt es bereits viele, und was vielleicht fehlt, ist eine noch genauere Betrachtung der Potentiale und daraufhin die Abstimmung unseres Verhaltens gegenüber den Bestandsgebäuden. Vielleicht müssen wir unsere wunderbare Eigenschaft, uns anzupassen zu können an das, was ist, auch jenseits der Normen stärken. Wenn wir im Denkmalbereich planen und bauen, dann geht das so gut wie nie innerhalb der Normen; alles sind Sonderfälle. Das geht auch rechtlich, wenn man gewisse Strukturen schafft.

Katja Hasche: In der Forschungsförderung gibt es auf jeden Fall beide Ansätze: Sowohl den ortsspezifischen als auch den übertragbaren Strategie-Ansatz. Wir haben in den letzten Jahren tatsächlich verstärkt Forschungsanträge bekommen, die sich mit solchen übertragbaren Sanierungsstrategien beschäftigen. Auf dem Symposium Planungskulturen des Umbauens im letzten Sommer auf der tu!Hambach haben wir diese typologisch orientierten Sanierungsstrategien diskutiert. Zunächst ging es um die Frage, ob sich solche Strategien überhaupt zu erarbeiten lohnen? Obwohl die Ansätze sehr unterschiedlich waren, war das Votum ganz klar. Ja, angesichts der Masse an sanierungsbedürftigen Gebäuden, die es in Deutschland gibt, lohnt es sich auf jeden Fall darüber nachzudenken, welche übertragbaren Strategien man entwickeln kann und welche Bautypologien und Zeitepochen sich hierfür eignen. Solche Strategien können sowohl bauhistorische als auch konstruktive Grundlagen umfassen, aber auch technische und materialspezifische Details.

Das Foto zeigt die Zuhörer:innenschaft eines Vortrags. Knapp 20 Personen sitzen auf Stühlen in Reihen. Dahinter stehen circa 10 Personen nebeneinander in einer Reihe. Im Hintergrund reflektiert sich die Szene in einer Spiegelwand.
Abbildung 2: Teilnehmer:innen des Symposiums in der ehemaligen Reithalle in Bürgewald bei der Programmvorstellung. Foto: Sebastian Welchlin. 

Helga Kühnhenrich: Unsere Erfahrung bei einzelnen Forschungsprojekten ist, dass bestimmte Typologien eigentlich weniger vielfältig sind als man so denkt. Es gibt bereits viele übertragbare Strategien aus den Siedlungen der 1920er oder 1970er-Jahre. Das stimmt uns sehr hoffnungsvoll. Natürlich bleibt immer eine gewisse Unschärfe, da jeder Kontext spezifisch ist. Man muss immer die ganz konkrete Situation vor Ort im Blick haben. Diese Strategien müssen deshalb so entwickelt werden, dass sie auch flexibel auf den Ort anpassbar sind. Dennoch gibt es einen hohen Forschungsbedarf, nämlich wie können diese Strategien auch für künftige Rahmenbedingungen ausgerichtet sein? Wie kann vor allem der rechtliche Kontext angepasst und vereinfacht werden, der in vielen Bereichen noch stark auf das Neubauen und weniger auf das Umbauen ausgerichtet ist?

Wir möchten das Ortsspezifische und die Kommunikation gerne näher beleuchten. Kommunikation und geteiltes Wissen sind nützlich, wenn sie in einem lebendigen Prozess entstehen. Geht es also auch darum, soziale Situationen zu kreieren und da wirklich lebendiges geteiltes Wissen herzustellen? Wie können Menschen vor Ort zusammengebracht werden und gemeinsame Anliegen formulieren? Wen müssten wir hier als Partner:innen gewinnen, um das Thema Umbau in eine größere Reichweite zu bringen? Welche Akteur:innen müssten wir ansprechen und welche Allianzen schmieden? Welche Bedeutung hat die Kommunikation, die bereits angesprochen wurde? 

Peter Köddermann: Wenn man aber mal genau hinschaut und fragt, wem denn eigentlich welche Objekte in Deutschland gehören, dann stellt man fest, dass die allermeisten  Baubestände in privaten kleinen Eigentümerschaften liegen. Wenn wir mit diesen sprechen, geht es nicht um allgemeine energetische Ertüchtigung, sondern um banale Fragen, wie lange zum Beispiel die Ölheizung wohl noch halten wird. Es gibt also eine Kluft zwischen dem, was wir einerseits an Erkenntnis erarbeiten und wieweit wir dieses gesellschaftlich mit denen verhandeln, die eigentlich diese gebaute Umwelt zu einem Großteil gehört und die damit umgehen wollen. Umbaukultur ist, wie ich schon sagte, eine unglaubliche Kommunikationsaufgabe. Sie hat eine politische, eine wirtschaftliche und eine gesellschaftliche Dimension, die eine Art Wertentwicklung beinhaltet, die zu diskutieren wäre. In unserem Umbaulabor wollen wir diesen Diskurs öffnen, indem wir hier, in einem einfachen und für den Abriss vorgesehenen Gebäude in Gelsenkirchen mit der Nachbarschaft ins Gespräch kommen über das Umbauen. Es ist eine Art Sozialaufgabe und Versuchsanordnung, um die Werte, die in diesem Haus stecken, zu erkunden. 

Mario Tvrtkovic: Ja, Peter spricht zwei wichtige Ebenen an: Wir brauchen zum einen eine Umbau-Kommunikationskultur neben den bautechnischen Erkenntnissen aus der Denkmalpflege und Sanierungstechnologie, wo wir größtenteils gut aufgestellt sind. Wichtig ist darüber hinaus, die Alltagsarchitektur und Leistbarkeit des Bestandes gut zu analysieren und Kompetenzen zu entwickeln; hier sind insbesondere die sozialen Kompetenzen und Aufgaben noch zu verstehen. Früher hat man sich beim Hausbau und Umbau geholfen; es war eine gemeinschaftliche soziale Praxis. Das ist durch die neue Art von Bauausführung quasi weggebrochen. Darin liegt eine der wichtigsten Aufgaben, die wir anzugehen haben.

Stine Kolbert: Die privaten Eigentümerinnen zu motivieren, ihre Gebäude inder Form zu pflegen, also eine Art Care-Arbeit für den Gebäudebestand wirklich verantwortlich zu übernehmen, ist schwierig. Für uns sind diese technischen Grundlagen eine Selbstverständlichkeit, aber für den privaten Eigentümer, die private Eigentümerin, ist es häufig eine Überforderung. In der Vermittlung dieser Grundlagen und damit Abbau von Umsetzungs-Barrieren steckt eine umfassende Kommunikationsaufgabe.

Helga Kühnhenrich: Ja, Kommunikation ist so wichtig. Auch in der Forschung reden wir schnell und viel von interdisziplinären oder multidisziplinären Ansätzen – doch wie funktioniert eigentlich das Zusammenspiel von unterschiedlichen Diziplinen? Das ist alles andere als ein Selbstläufer und trivial und nicht zuletzt auch eine Frage der Sprache. Jede eigene Disziplin und jeder Mensch liest ein Gebäude oder ein Quartier ganz anders. Da ist es unheimlich wichtig, eine Sprache zu finden, die alle verstehen oder dass eine fachspezifische Sprache übersetzt wird in eine Sprache, die für alle verständlich ist. Darauf achten wir auch in unserem Programm: Mittlerweile fördern wir nur noch Projekte, in denen mindestens zwei bis drei Disziplinen vertreten sind. Zweidrittel aller Projekte sind Verbundforschungsprojekte.

Christian Raabe: Eine Erfahrung aus der Denkmalpflege ist, dass die kommunikative Einbeziehung aller fachlich Beteiligten unglaublich wichtig ist, insbesondere bei spezifischen Problemen. Dann setzen wir uns mit der Handwerkerschaft, den entsprechenden Fachingenieuren zusammen und überlegen, wie etwas zu machen ist. Das ist das Einzige, was zu guten und vernünftigen Lösungen führt, auch gemeinsam mit der Bauherrenschaft. Wir bringen die Erfahrung mit, dass wir ein bisschen großzügiger mit dem umgehen können, was wir als Rahmenwerk haben, wenn wir spezifisch das gemeinsam aushandeln.

Frauke Burgdorff, wie sieht das denn in der Praxis aus? Ist das eigentlich praktisch, nützlich oder auch relevant, wenn wir einerseits Richtung lokales Arrangement, also solche Umbauansätze orts- und quartiersspezifisch und andererseits verstärkt wiederholbar und regelbasiert denken?

Frauke Burgdorff: Nützlich ist das, was in der Forschung und in der Praxis entsteht, auf jeden Fall. Ich wünsche mir jedoch ein bisschen mehr Forschung oder auch Nachdenken über die eigentliche Logik, die hinter dem nahezu zwanghaften Wir-müssen-neu-Bauen steht. Die ist nämlich noch nicht gebrochen. Ich möchte drei Aspekte benennen, die die Baukultur maßgeblich prägen. Einmal die Wirtschaftlichkeit im engeren Sinne und dann die Repräsentation – die man auch als Ökonomie der Aufmerksamkeit klassifizieren kann. Das Argument Wirtschaftlichkeit greift immer auf das Bekannte und Vorhandene, auf das Berechenbare zurück. Darum steht es häufig einem Bestandserhalt entgegen. Und die Repräsentation lässt sich nun einmal besser mit Neubauten erreichen. Nehmen wir zum Beispiel die ganzen Mitterrand- oder Kohl-Projekte mit einem hohen Repräsentationsanteil. Wir müssen im Umbau Gelegenheiten schaffen, dass sich eine Bauherrin und ein Bauherr stolz daneben stellt und die gleiche Ehre bekommt wie für den genialen Neubau.Und dann haben wir noch einen dritten Faktor und das ist die Sicherheit und die Angst, die das Bauen immer schon begleitet hat. Hier geht es um die Versicherung, dass das auch hält für längere Zeit oder aber nicht abbrennt. Die drei Aspekte sind also die reine Geldökonomie, die Ökonomie der Aufmerksamkeit und die Ökonomie der Versicherung. Diese drei Pole prägen für mich maßgeblich Baukultur und müssen auch in der Umbaukultur mitgedacht werden. Denn Verhalten wird sich nicht ändern, wenn wir nicht diese Stellschrauben in den Blick nehmen. Wir müssen die Impulse für die Logik verändern. Das wäre meine Meinung.

Wie kann man die Logik der Repräsentation und Aufmerksamkeit sowie die Logik der Sicherheit näher beschreiben? Was sind Herausforderungen?

Frauke Burgdorff: Aufmerksamkeit und Repräsentation kann man nicht verordnen. Da braucht man sozusagen eine neue Anerkennungskultur für den Umbau, der auch an den Hochschulen anfängt, wo eben nicht mehr der Entwurf der Oper im Mittelpunkt steht, sondern der Umbau der Oper – wenn man dann schon Opern planen muss. Und dann brauchen wir nochmal einen Nadelstich in dieses Thema Sicherheit und Verantwortung. Wen müsste ich eigentlich dafür adressieren, dass wir das, was Christian Raabe wunderbar im Einzelfall mit den Gewerken gelöst bekommt, was er Anpassungsstrategie genannt hat, dass wir bei den Vorgaben für die Wohnraumförderung, für die energetische Ertüchtigung diese Dehnung reinbekommen. Aber bitte nicht vergessen, wir müssen über Geld reden, wir müssen über Anerkennung reden und über Sicherheit. Und dann haben wir Stellschrauben in der Hand. Und das ist nicht einfach kommunal, weil die Logik des Neubaus tief in den Institutionen und auch tief in den Bilanzen sitzt. Das heißt, auch die Banken haben routinierte Prozesse für die Finanzierung von Neubau und etwas weniger routinierte Prozesse für die Finanzierung von Umbau. Also auch da müssen wir reinschauen, damit am Ende auch die Aachener Sparkasse sagt „klar finanziere ich ein großes Umbauprojekt viel lieber als ein Neubau, weil…“. Für das Weil wünsche ich mir auch aus dem Forschungsumfeld Antworten.

Peter Köddermann: Ja, wir sollten über Fragen Was ist Wert? oder Ab wann wird etwas vielleicht wertlos? sprechen. Wir ökonomisieren von vornherein verschiedene Prozesse und Materialien nach irgendwelchen Marktwertigkeiten. Wir sind alle gewohnt, ökonomisch zu denken. Was kostet es? Wann rentiert es sich? Aber: Den Kölner Dom wird niemand abreißen wollen, obwohl seine Rentabilität fraglich bzw. nicht bezifferbar ist. Der Wert von Ressourcen verändert sich im Moment fundamental. Unsere Überzeugung ist: Zunächst ist nichts wertlos. Was kann man denn mit dem Vorgefundenen machen? Das wäre eine Grundlage des Umbauens und ein Prinzip der Wertschätzung des Bestandes. Welche Geschichte erzählt uns der Bestand? Welche Narrative können wir dort entdecken? Haben wir uns an Dinge gewöhnt, wo einfach systematisch der Ressourcenbegriff ignoriert wird?

Du hast das Stichwort der Narrative genannt. Wir haben im Symposium Planungskulturen des Umbauens auch das Thema Narrative, also sinnstiftende Erzählungen besprochen. Wie können diese aussehen? Können es neben Gesprächen und Erfahrungen, die wir uns gegenseitig erzählen auch Bilder als Wahrnehmungswerkzeuge und Vermittler von Werten sein? Wie und was passiert beim Verändern von Narrativen in dieser Phase 0?

Peter Köddermann: Wenn wir ein Gebäude, ein Objekt bewerten, dann geht es um eine Verkaufbarkeit bzw. einen ökonomischen Wert. Unser UmBauLabor wurde anfänglich in der Öffentlichkeit überhaupt nicht so gesehen. Für die Menschen vor Ort war es das Gebäude der Metzger-Familie, die es 1902 gebaut hat, mit dem die Menschen Geschichten verbinden – mit der ursprünglichen Nutzung als Metzgerei und mit den Nachfolgenutzungen. Die Summe der Geschichten formen eine gewisse Aura ins Quartier. Dieses Gebäude hat einen Wert, der ins Quartier und die Stadt ausstrahlt. Hier geht es um Erinnerungskultur oder eine Art Identifikationsbeitrag.

Mario Tvrtkovic: Die Rolle von Narrativen auf der Ebene der Stadtplanung oder des Raums allgemein jenseits der Gebäude sehe ich neben guten Erzählungen auch in der Aufgabe, Visionen, also mögliche Zukünfte zu denken, inklusive ihrer Anknüpfung an den heutigen Alltag im Quartier, also den Erfahrungsraum im Lebensumfeld der Menschen. Dort findet sehr viel Alltagspraxis statt und da finden diese Geschichten und Schichten sehr gut zueinander. Eine zweite Ebene ist die der Stadt- und Regionalplanung abseits der täglichen Alltagserfahrungen. Narrativ beschreibt hier die Frage, in welcher Region ich lebe und was das mit meinem Lebensstil oder meiner Identität zu tun hat. Aber natürlich brauchen wir Differenzierung, weil es unterschiedliche Eigenlogiken von Räumen mit ihren Nutzer:innen gibt.

Auf dem Foto ist eine circa 20 Personen große Gruppe zu sehen, die auf einem Gehweg vor einem stark bewachsenen Vorgarten stehen und die Umgebung beobachten.
Abbildung 3: Erfahrungsraum tu! Hambach. Foto: Ivo Mayr.

In einer anderen Session haben wir das Thema der Improvisation diskutiert. Was kann die Improvisation für das Umbauen bedeuten? Hat es auch etwas mit Repräsentation zu tun? Kann Improvisation auch ein Medium für die Kommunikation sein? Repräsentation bedeutet ja auch, dass ich über dieses Objekt spreche und kommuniziere mit anderen Menschen.

Frauke Burgdorff: Auf jeden Fall kann es das. Das ist das Schöne an Musik, dass man einen lebendigen Prozess braucht mit Menschen die durch diese Stadt streifen und dann aus dieser Stadt aus diesem Fundus heraus die schönen Themen herausschälen und sie zu einer neuen Komposition führen. Man tut das am besten nicht über Vorschriften, sondern durch Jurys, durch Menschen, die den Geschmack dann gemeinsam bilden. Das finde ich so wichtig beim Umbau, dass wir diese Geschmacksbildung nicht in Fibeln, wie es richtig und falsch ist, gestalten sollten, sondern dass wir uns gut gelaunt in diesen Prozess werfen, im Vertrauen darauf, mit sehr guten Handwerker:innen oder Entwerfer:innen zusammenzuarbeiten. So wie man im Jazz auch darauf vertrauen muss, dass der Musiker, der mit einem spielt, sein Handwerk kann, weil nicht alle gleichzeitig das gleiche Instrument spielen können. Und dieses Gefühl hätte ich gerne wieder mehr im Städtebau und der Architektur. Ich möchte nicht Menschen haben, die mir vorschreiben, wie z.B. eine Tür auszusehen hat. Ich möchte mit Menschen arbeiten, die auf dem, was in der Ressource da ist, anfangen zu tanzen und mich überzeugen davon, dass das die beste Idee ist. Da habe ich richtig Freude dran und das finde ich auch, zumindest in einer Stadtgröße wie Aachen, die schönste Form, Baukultur zu gestalten.

Helga Kühnhenrich: Ja, das sehe ich genauso. Wie in der Musik muss man auch beim Umbauen offen sein für unterschiedliche Strömungen und Instrumente, die zusammen ein großes Ganzes ergeben. Ich möchte dafür werben, dass die Praxis und die Forschung auch näher zusammentreten und diese beiden Sphären so wie in der Musik besser zusammenspielen könnten. Das andere ist, dass man einfach gute Beispiele, Vorbilder und Ideale braucht, um zu wissen, in welche Richtung das Ganze gehen soll. Die drei Forschungshäuser in Bad Aibling, dessen vorbereitende und begleitenten Forschungsarbeiten wir von Zukunft Bau gefördert haben, sind solche anfassbaren Beispiele. Es gab noch nie eine so große Aufmerksamkeit auf ein von Zukunft Bau-gefördertes Forschungsprojekt, einfach weil ein neuer Ansatz aus der Forschung direkt in der Baupraxis durch eine hohe Gestaltungsqualität erfahrbar gemacht wurde. Hier kann man ganz konkret sehen, wie einfaches Bauen geht. Hier wurde ein sehr ganzheitliches Verständnis von Raum und Technik gezeigt, das durch eine klare Architektursprache überzeugt. Es wurde versucht, minimal mit Technik umzugehen und mehr über einfache Baukonstruktion und Raumkubatur zu lösen. Diese Aufmerksamkeit und Qualität dieses Projektes sind für viele, die nicht tagtäglich etwas mit dem Bauen zu tun haben, aufschlussreich und anregend. Es ist ein Beispiel für positive Aufmerksamkeit und Repräsentation auch für Umbauprojekte.

Hier schließt sich die Frage an, wie wir eigentlich planen, mit welchen Methoden auf welchen räumlichen Maßstäben? Wie können wir mit der Komplexität umgehen? Können transformative Methoden, also auf Transformation ausgerichtete Planungsmethoden, und eine verbesserten Fähigkeit zur Improvisation Ansätze sein?

Peter Köddermann: Die erste Phase unseres UmBauLabors ist definitiv geprägt durch Improvisation. Wir dachten zu Anfang, wir wüssten, worüber wir nachdenken. Wir haben ein halbes Jahr lang lernen müssen, uns selbst auszurichten. Das ist ja ein Problem des Umbauens: Es gibt keine eingeübte oder einheitliche Sprache, das wirklich zu beschreiben. Wir haben also erstmal improvisiert; wir mussten zunächst schauen, was überhaupt möglich ist und unsere eigenen Fragen zum Programm formulieren: 1. Mit was haben wir hier überhaupt zu tun und wie macht man das sichtbar? 2. Mit welchen Ressourcen haben wir hier zu tun und wie können wir sie beschreiben? 3. Mit welchen Räumen und Raumbezügen haben wir es zu tun? Uns ist nicht ein vorher definiertes Resultat wichtig. Uns interessiert ausschließlich die Fragestellung und das Gebäude als großes Exponat, an dem wir versuchen festzustellen, wie man mit Umbauen und dessen Sichtbarmachen umgehen kann. Wir leisten uns viel zu selten, zu experimentieren. Aus einer baukulturellen Perspektive können wir uns erlauben, vermeintlich triviale Fragen zu stellen und ineffizient oder nicht zielgerichtet zu handeln. Selber Hand anzulegen und daraus zu lernen, ist für alle wichtig.

Mario Tvrtkovic: Wir sollten unsere Planungskultur auch im Sinne der Ziele hinterfragen. Wir müssen in diesen Abwägungsprozessen, die in Planungsprozessen immer eine große Rolle spielen, auch nochmal nachsteuern. Wie sehen die Priorisierungen aus? Wir haben eine tolle Planungskultur, die aber in den letzten 50–60 Jahren gelernt hat, alles gleich abzuwägen. Wir leben nun nicht mehr in einer Aufbau-Stadtgesellschaft wie nach dem zweiten Weltkrieg, sondern in einer Umbau-Stadtgesellschaft. Das heißt, wir müssen die Parameter der Abwägung neu denken und damit auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und Parameter der Planungskultur. Wir sind gerade in einem Prozess, wo einerseits diese Experimente stattfinden, aber parallel sich auch die ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen schrittweise ändern und damit zu einer anderen Planungskultur, zu anderen ökonomischen Bewertungen und Ressourcenlogiken kommen. Das heißt, da gibt es einerseits was zu tun und das andere ist eben diese Kunst der Improvisation oder quasi die Unschärfe oder Unklarheiten. Der Grad der Unsicherheit ist höher geworden.

Christian Raabe: Ich glaube, dass wir Beispiele brauchen, um eine Repräsentationsökonomie des Umbauens zu stärken. Es ist doch so: Man macht das, was der Nachbar macht, und baut das, was der Nachbar gebaut hat. Und diese Gewohnheit steht natürlich Veränderungen entgegen. Man muss die Gewohnheiten ändern, aber nicht top down durch Vorgaben. Positive Beispiele bewirken eine ganze Menge. Und, um nochmals auf die Improvisation in der Musik zurückzukommen: Improvisation funktioniert nicht mit Gewohnheit. Improvisation heißt: Reagieren auf besondere Situationen. Das ist mehr etwas Methodisches, was man ausprobieren kann und etwas, was Gewohnheiten deformieren kann.

Frauke Burgdorff: Ich glaube, dass dieses sich einlassen, was dieses Gebäude, was man vermeintlich beim schnellen Blick als abgängig bezeichnen würde, dass wir dieses Einlassen, sich Zeit nehmen, genau Schauen noch nicht in ausreichendem Maße tun. Das habe ich an vielen Stellen auch schon in Aachen erlebt, dass sehr schnell ohne eine ordentliche Prüfung gesagt wird, kann doch weg. Also deswegen finde ich, dass das Einlassen auf das, was da ist, was rauscht, was gluckert auf allen Ebenen, ist etwas, was auch Studierende wieder ruhig lernen sollten. Nur dann kann man sich inspirieren lassen; da sind wir häufig zu schnell.

Ja, hier kommen nun die bereits angesprochenen Kompetenzen ins Spiel. Sich einlassen und die Kunst der Improvisation sind zwei davon. Welche Kompetenzen benötigt das Umbauen noch?

Katja Hasche: Ich möchte neben dem Einlassen auch auf das Zusammenspielen eingehen. Wir diskutieren im Moment intern viel über den Begriff einer modernen Bauhütte. Wie sehen denn die Planungsprozesse in Zukunft aus? Gibt es vielleicht nicht mehr diesen linearen Planungsprozess, sondern eher den iterativen? Dann steht man vielleicht tatsächlich mehr zusammen auf der Baustelle und diskutiert auf Augenhöhe, als dass es dieses Top-Down-Planen gibt.

Frauke Burgdorff: Ja, und es braucht aber auch die Multiperspektivität des Einlassens. Ich glaube, das, was Frau Hasche für den Bauprozess beschrieben hat, brauchen wir auch schon für den Analyseprozess. Eine Stadthistorikerin schaut anders auf ein Quartier als ein Archäologe und ein Archäologe schaut natürlich völlig anders als ein Bauhistoriker. Und ein Zimmermann schaut anders darauf als ein hochbaulicher Entwerfer. Ich glaube, dass diese multiperspektivische Analyse wichtig ist am Anfang, weil man ansonsten nicht an die Potenziale herankommen. Der eine Architekt hat das nicht alles gelernt. Das fände ich ganz interessant, dass man einmal verschiedene Bestandsgebäude von verschiedenen Gewerken analysieren lässt und dann sagt, wo sind denn hier die Potenziale?

Helga Kühnhenrich: Der Blick auf das Ganze ist vielleicht manchmal etwas in den Hintergrund geraten sowie das ganzheitliche Bauen, also wo man wirklich versucht, alles zusammenzudenken, um eben sehr effektive oder auch minimalinvasive Lösungen zu finden. Das wollen wir eben durch Forschungsprojekte weiter stärken und die Praxis durch dieses Wissen neu bereichern, beziehungsweise zusammen mit der Praxis auch diese Forschungsprojekte durchführen, um anwendungsorientiert zu sein und Transformationswissen ganz allgemein zur Verfügung zu stellen. Wir bewegen uns da sowohl auf Material- oder Bauteilebene als auch auf der Gebäude- und Quartiersebene, also in wirklich größeren Zusammenhängen.

Christian Raabe: Kommunikation, sitzen und erklären, Leichtigkeit und Vertrauen in die Jazzband, in dem Sinne, dass jeder schon seinen Part spielt und dass nicht alles minutiös dokumentiert werden muss.

Mario Tvrtkovic: Aus meiner Sicht müssen wir auf der Ebene der Planenden, also Architekt:innen und Stadtplaner:innen, Kompetenzen entwickeln und diese auch in der Ausbildung zum Thema machen. Diese Kompetenzen wären zum Beispiel systemisches Denken, Multiperspektivität, Transformationsfähigkeit, Selbstdenken, Verantwortung übernehmen, Antizipationskompetenzen, also Zukunftsvorstellung und eine Kommunikation, die in eine neue Narration führt. Und das erfordert eine komplett andere Sicht auf die Lehre, also quasi eine neue transformative Planungskultur, die wir mit Studierenden diskutieren müssen. Eine neue Vermittlungskultur heißt auch, dass wir sie mit Praxis und Verwaltung gemeinsam einüben müssen. Es geht nur in diesen Allianzen und nur durch das Machen.

Was bedeutet dieses Selbermachen, Handanlegen, Greifbarmachen? Wäre es ein Schlüssel bzw. eine Übersetzungsmethode für die Vermittlung von Umbauen? Funktioniert diese besser durch das Lernen durch praktisches Erfahren? Eine andere Frage ist die nach der Zeitdimension. Wann ist der richtige Moment für’s Renovieren? Vielleicht ist dieser Ausprobiergedanke, dieses Experimentelle gar nicht so entrückt von unserem Alltag?

Peter Köddermann: Ja, wir kennen es alle irgendwie, aber nicht wirklich bewusst. Das eigentlich Spannende in unserem Umbaulabor-Haus sind die Phasen, in denen es umgebaut, fortentwickelt oder auch rückentwickelt wurde. Was wurde da alles reingeklebt, übertüncht und umgebaut in den letzten 60 Jahre? Wie sind wir eigentlich damit umgegangen? Das müsste aus meiner Sicht das Sortiment der Baumärkte fundamental verändern. Wie könnten hier Lernerfahrungen geteilt und Begegnungen geschaffen werden?

Stine Kolbert: Aus Sicht des Planungs- und Baumanagement und der Projektentwicklung sind transformative Methoden, transformationsorientiertes Planen oder Improvisation davon abhängig, wer die Initiator:innen sind. Es hat sich gezeigt, dass Projekte in Selbstinitiative, also beispielsweise genossenschaftliche Projekte oder über eine Stiftung querfinanzierte Projekte, also gemeinnützig orientierte Projekte, den Städten guttun und offener sind für Experimentierräume als marktorientierte Projektentwickler. Die Verwaltung selbst ist aus meiner Ansicht ideal dafür geeignet, in Kooperation mit diesen Plug-in-Playern wie Stiftungen oder Genossenschaften etc. zu agieren, die dann  Impulse setzen. Es braucht diese diverse Bauherrenstruktur in Städten, um Lebendigkeit zu schaffen und unterschiedliche Zielsetzungen zu bedienen. Die Verwaltung müsste vielleicht noch besser immobilienwirtschaftlich beraten werden und selbst darüber aufklären, was alternative Eigentumsstrukturen sein könnten.

Auf dem Foto sind drei Personen zu sehen, die mit Hammer und Sägen Paletten zerkleinern.
Abbildung 4: Studierende im Rahmen der tu!Hambach bei einem Projekt in Selbstinitiative. Foto: Daniela Karow-Kluge. 

Mario Tvrtkovic: Ja, ich habe allerdings ein Unbehagen bei der Frage, wie die Wertschöpfung im Sinne der Gemeinwohlorientierung gesichert werden kann. Wie kann dieses hohe Engagement der Planungskultur aus der Zivilgesellschaft gesichert werden? Dass man zum Schluss nicht sagt, schön, dass wir Erfahrungen gesammelt haben, aber zum Schluss doch anders entschieden wird. Da brauchen wir robuste Strukturen. Und jetzt ist die Frage: Wer ist zuständig? Natürlich die Zivilgesellschaft, aber wir brauchen auch Verwaltungen, die ein gewisser Garant sind, dass das stattfindet.

Es wurde bereits mehrfach der ökonomische Aspekt des Umbauens angesprochen. Wir haben auf dem Symposium auch eine Session gehabt zum Thema „neu organisieren, anders finanzieren“. Welche neue Sicht benötigen wir in Bezug auf Werte, Ressourcen und Rendite?

Frauke Burgdorff: Die Ökonomie des Bauens ist nicht so gestrickt, dass sie den Umbau als positiv bewertet, da sie aktuell darauf setzt, dass das unkomplizierte „from scratch“ und in der Wiederholung eigentlich das günstige Bauen ist. Das in der Wiederholung Bauen geht aber nur ganz schwer im Umbau, nur bei wenigen Beständen. Das heißt, wir reiben uns in Aachen wie in jeder Kommune in Deutschland gerade daran, dass die Grundgeste des Bauherrn ist, das muss weg und dann kann ich neu und günstig bauen. Mit dem Landeswettbewerb Wohnungsbau sind wir gerade dabei, genau den Gegenbeweis anzutreten und zu sagen, es kann auch ökonomisch effizienter sein, im Bestand weiterzuarbeiten. Das sind die Herausforderungen, vor denen wir stehen. Also von der großen Stadtentwicklung vom Flächennutzungsplan bis zum einzelnen Projekt immer wieder dafür zu werben, dass Umbau und Weiterbauen des Bestands eigentlich der beste Impuls für die Zukunft ist. Diese Haltung ist mittlerweile ein relativ sicheres Fundament, auf dem wir arbeiten können. Und die Grundfrage nach dem Erhalt von Gebäuden ist keine romantische Frage mehr, sondern eine, die es öffentlich zu stellen und dann auch nüchtern zu bewerten gilt.

Stine Kolbert: Aus meiner Sicht wird der Begriff der Rendite häufig zu negativ beschrieben. Bemerkenswert ist hier die jahrzehntelange Arbeit der Architekten Lacaton & Vassal, die es geschafft haben, mit einer hohen architektonischen Qualität auch diese wirtschaftliche Komponente einzufangen. Ihre Philosophie ist:  Wenn ich ein Haus ergänze, habe ich danach das Anderthalbfache, wenn ich aber ein Haus abreiße und neu baue, bleibt am Ende nur ein Haus. Und das ist eine Geschichte, die jedem Projektentwickler einleuchtet. Manchmal kann es allerdings auch Sinn machen, etwas aus der Stadt wegzunehmen. Der Abriss des Parkhauses am Büchel in Aachen hat dies gezeigt. Wir müssen wirklich offen bleiben für individuelle Lösungen und transparent über diese Dinge sprechen und versuchen, alle mit einzubeziehen.

Peter Köddermann: Uns geht es in der Diskussion nicht um den Erhalt eines jeden Gebäudes per se, sondern darum, zunächst in Ruhe den Bestand zu erfassen, zu analysieren und gemeinsam zu überlegen, was passieren müsste. Rückbauen ist nur eine der Optionen.

Stine Kolbert: Ein gutes Beispiel für eine alternative Projektentwicklung ist die Wir-Dorf Initiative, die sich einen leerstehenden Bahnhof im ländlichen Raum vorgenommen haben, um diesen wiederzubeleben. Da hat man exemplarisch gesehen, wer sich dieser komlexen Aufgaben annimmt. Teilweise sind es Menschen, die eigentlich keine Expertise haben, es aber dennoch tun. Im Machen stoßen sie auf mannigfaltige Schwierigkeiten. Das Beispiel zeigte auf, wie privaten Bauherren ohne langjährige Expertise angesichts dieser Überforderung extremen Belastungen ausgesetzt sind. Ihnen fehlen oft die finanziellen Mittel fürprofessionelle Unerstützung. Ich frage mich, wie kann eine gerechtere Verteilung von Fachkunde und know-how gelingen?

Geht es also darum, verschiedene bauliche Entwicklungen und auch vielfältige Formen der Selbstentwicklung zu ermöglichen? Zugleich stellen sich Fragen nach Sicherheit, Leitplanken und Spielregeln, um mit dem Gut Boden auf eine verlässliche Art umzugehen.

Peter Ködderman: Das Bauen und das Umbauen sind politische Prozesse. Ich erlebe, dass Städte, die selbst ein Bild entwickeln, wo sie eigentlich hinwollen und profilieren, besser aufgestellt sind als Städte, die situationsbedingt auf irgendetwas antworten. Wenn das Bauen eine kommunale Aufgabe ist, dann sollte es eigentlich auch kommunale Aufträge geben, die explizit mit dem Umbau umgehen. Aktuell ist es so, dass 80 Prozent der Mittel, die verwendet werden, Mittel für das Neubauen und nur 20 Prozent für das Umbauen sind. Nur dann entwickelt sich so etwas wie eine Art Wiederverwendungsmarkt oder Umdeutungsmarkt. Das, was wir gerne als innovative Marktentwicklung im Bauen mitbeschreiben, wird ohne Aufträge nicht laufen. Es gibt Phase-Null-Projektierungen intern in Verwaltungen, die zeigen, dass man so etwas super machen kann.

Stine Kolbert: Ich würde das genauso unterstreichen. Natürlich ist die Verwaltung gefragt, aber sie muss entsprechend auch leisten und sich aufstellen. Interessant ist gerade ein Forschungsprojekt zur erhaltenswerten Bausubstanz der TH Köln, die sich anschauen, wie Städte mit Baubestand jenseits des Denkmals umgehen. Da gibt es ganz unterschiedliche Strategien und Kompetenzen. Da sehe ich eine Bildungsnachfrage seitens der Verwaltung und Erfahrungsaustausches zwischen den Kommunen. Wir sollten mehr voneinander lernen.

Mario Tvrtkovic: Ja, wir sollten die Verwaltungen auch als Teil eines Experimentieraustauschs und Lernprozesses verstehen. Das ist das, was ich vorhin meinte. Die Studierenden müssen diese transformativen Kompetenzen haben und müssen sie in die Verwaltung bringen.

Was ist auf kommunaler Ebene in Bezug auf Forschung und Lernen möglich oder vielleicht auch in Zukunft verstärkt notwendig? Welche Handlungsfähigkeit gibt es auf kommunaler Ebene, um solche Lernsituationen bzw. Situationen des Kontaktaufnehmens und In-Beziehung-Setzen zu schaffen?

Frauke Burgdorff: Kooperation mit Forschung ist unglaublich freudvoll, aber auch anstrengend, weil es außerhalb der kommunalen und politischen Agenda passiert. Trotzdem, wir haben Aufgaben und Umbauaufgaben haben wir vor allem auch in den kommunalen Beständen, im Bereich Schule, im Bereich unserer eigenen Büroimmobilien. Wir haben einen schönen Bushof da rumliegen, der noch umgebaut werden will und so ein paar andere Dinge. Wir sind ja auch Circular City und klimaneutral 2030 in Aachen. Das heißt, wenn wir dem Anspruch gerecht werden wollen, dann sollten wir auch in der Praxis Beispiele liefern. Wie bereits angesprochen, benötigen wir gute Beispiele und am besten sind die, die vor Ort sind, weil da jeder gucken und staunen kann, wie es geht.

Abschließend die Frage, ob neue bzw. andere Planungskulturen des Umbauens auf zwei Ebenen gedacht werden können: Einerseits aus der Perspektive der Alltagsproduktion, des genutzten Raums und seiner Nutzer:innen und andererseits auf der Ebene der Planungsprozesse selbst. In welchem Verhältnis sehen Sie diese zwei Dimensionen? Wie kann man eine Planungskultur des Umbauens begrifflich fassen?

Peter Köddermann: Wir machen im Moment überhaupt keinen Unterschied mehr zwischen Alltagsarchitekturen oder Denkmalwerten oder unter denkmalschutzwerter Substanz. Das ist eine Diskussion, die, glaube ich, in der Öffentlichkeit eine geringere Rolle spielt. Uns treibt die Frage um, was bieten wir räumlich Neues? Was bedeutet denn jetzt Raumentwicklung in Zukunft? Wie viel Raum benötigen wir denn eigentlich wirklich pro Person? Wie viel privaten und wieviel Gemeinschaftsraum benötige ich? Aber dafür gibt es viel zu wenig Typologien. Mit den Beständen, die wir haben, könnten gänzlich neue Raumprogramme gedacht werden.

Stine Kolbert: Wir sollten mehr denken bevor wir bauen. Wir sollten uns in Zukunft mehr Zeit nehmen, bevor wir ein Projekt starten. Das wäre aus meiner Sicht die Logik dessen, den Bestand zu erhalten. Manchmal entpuppt sich durch genaues Hinsehen und -hören ein vermeintliches Problem als Irrgang, z.B. gar kein Raumbedarf in einer Schule, sondern die Erkenntnis einer Fehlbelegung der Räume. Wir sollten also mehr danach fragen, welche Alternativen es zum Bauen gibt und wie wir eigentlich Räume neu denken können.

Mario Tvrtkovic: Was kann Stadtplanung hier beitragen? Wir sollten Stadt und Region in ihren Eigenarten denken und sie auf dieser Basis weiterentwickeln mit den Kompetenzen, die wir diskutiert haben. Außerdem sollten die intermediären Strukturen, Allianzen, Kooperationen genutzt werden, um diese Orte des Wandels erfahrbar und irgendwie zugänglich zu machen. Wir benötigen ein Raumlabor im größeren räumlichen Umgriff, zum Beispiel auf Quartiersebene.

Helga Kühnhenrich: Ja, wir benötigen neue Allianzen, mehr Wertschätzung für das Bestehende, sei es auf Bauteil-, Material- oder Gebäudeebene. Ich würde mir wünschen, dass Sanierung und Neubau auch auf Bundesebene viel enger zusammen gedacht werden.

Frauke Burgdorff: Perspektivvielfalt, ökonomische Logik verstehen und weiterentwickeln. Und die Freude und Anerkennung an der Arbeit mit dem Umbau stärken. Das sind, glaube ich, die drei Stellschrauben, die wir in Bewegung setzen sollten.

About the author(s)

Agnes Förster, Dr.-Ing. Architektin und Stadtplanerin, leitet den Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung an der RWTH Aachen University. Sie beforscht und gestaltet Prozesse vom Quartier bis zur Region und ist Mitinitiatorin des Netzwerks Making of Housing sowie der Transformationsplattform REVIERa der RWTH.
Agnes Förster, Dr.-Ing. architect und urban planner, is head of the Chair of Planning Theory and Urban Development at RWTH Aachen University. She researches and designs processes from the urban quarter to the region and is co-initiator of the REVIERa Transformation Platform at RWTH Aachen University.

Daniela Karow-Kluge, Dr.-Ing., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung sowie am Institut für Landschaftsarchitektur der RWTH Aachen University. Sie beforscht und gestaltet kokreative Transformationsprozesse urbaner Räume sowie Umbaupraktiken von Stadt und Landschaft.
Daniela Karow-Kluge, Dr.-Ing., is a research associate at the Chair of Planning Theory and Urban Development and the Institute of Landscape Architecture at RWTH Aachen University. She researches and designs co-creative transformation processes of urban spaces as well as conversion practices of city and landscape.