Published 2.04.2025

Gemeinsam Zukunft gestalten

Partizipative Planungsmethoden für eine ressourcenschonende Architektur

Shaping the Future Together

Participatory Planning Methods for Resource-Efficient Architecture

Keywords: Partizipative Planungsmethoden; Ressourcenschonende Architektur; Raumatmosphären; Beteiligungsverfahren; Soziale Nachhaltigkeit; Participatory planning methods; resource-efficient architecture; spatial atmospheres; participation processes; social sustainability

Abstract:

Eine demokratische Gesellschaft fordert aktive Teilhabe an der Gestaltung ihrer Umwelt, insbesondere bei Architektur und Städtebau. Diese Prozesse beeinflussen gleichzeitig das Lebensumfeld und den Klimawandel. Nachhaltige Räume entstehen, wenn sie vielfältig nutzbar sind und Ressourcen klimabewusst eingesetzt werden. Dysfunktionale Strukturen gilt es zu vermeiden. Neue Beteiligungsverfahren hinterfragen politische Entscheidungsstrukturen und fördern eine neue Planungskultur. Architekt:innen müssen die Bedürfnisse der Nutzer:innen in der sogenannten Planungsphase Null ermitteln und mit allen Beteiligten verhandeln. Dabei entstehen sozial und kulturell wirksame Räume, die durch die Erkundung von Raumatmosphären und Wünschen der Nutzer:innen entwickelt werden. Die Baupiloten haben dafür einen methodischen Werkzeugkasten entwickelt, der atmosphärische Vorstellungen spielerisch erforscht und in die Entwürfe einfließen lässt, um nachhaltige und identifikationsfähige Architekturen zu schaffen.

Partizipation als Schlüssel der Nachhaltigkeit

Eine aufgeklärte demokratische Gesellschaft fordert aktive Teilhabe an Entscheidungen über die Gestaltung und Entwicklung ihrer Umwelt. Architektur und Städtebau tragen dabei nicht nur zum konkreten Lebensumfeld bei, sondern spielen auch eine bedeutende Rolle im Umgang mit dem Klimawandel. Es geht um Selbstwirksamkeit, Identifikation und Wohlbefinden in den gebauten Räumen des Alltags, die nur dann nachhaltig gestaltet werden können, wenn sie gut und vielfältig nutzbar sind und Ressourcen sowie Baumaterialien sparsam, klug und klimabewusst eingesetzt werden. Dabei müssen Gebäude flexibel auf sich wandelnde Anforderungen reagieren können, um dysfunktionale bauliche Strukturen zu vermeiden. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Umgang mit bestehender Bausubstanz zu. Um unnötigen Abriss und die Verschwendung grauer Energie zu verhindern, ist es wichtig, Nutzung und Baustruktur in ein angemessenes Zusammenspiel zu bringen und notwendige Umbauten auf das Wesentliche zu beschränken. Nachhaltigkeit erfordert die intensive Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Menschen sowie die Suche nach umweltgerechten und angemessenen baulichen Lösungen. Dazu braucht es fundierte Bestands- und Bedarfsanalysen sowie eine darauf abgestimmte Planung.

Gefestigte politische Entscheidungsstrukturen werden zunehmend durch neue Beteiligungsverfahren bei der Planung öffentlicher Gebäude und Räume herausgefordert – es entsteht eine neue Planungskultur. Doch was bedeutet das für die Architektur- und Stadtplanung? Wie können Planer:innen und Architekt:innen auf diese Herausforderungen reagieren? Und was bedeutet das für ihr Berufsverständnis? Wie lassen sich die vielfältigen Nutzungsbedarfe ermitteln und in einem gemeinsamen Prozess mit allen Beteiligten aushandeln? Die sogenannte Planungsphase Null spielt hierbei eine entscheidende Rolle. In dieser Phase wird grundsätzlich geklärt, welche Funktionen ein neues oder umgenutztes Gebäude erfüllen soll, wie es konzipiert werden muss und welche Anpassungen erforderlich sind. Hier entsteht die Möglichkeit, Räume zu schaffen, die sozial und kulturell wirksam sind und die Bedürfnisse der Gesellschaft widerspiegeln.

Das Wissen der Nutzer:innen über den Gebrauch und die atmosphärische Wahrnehmung von Räumen bildet eine essenzielle Grundlage für den architektonischen und städtebaulichen Entwurfsprozess. Schließlich muss auch in der Klima- und Bauwende gelten:

Für die Menschen zu bauen, heißt mit den Menschen zu planen.

Die subjektive und intersubjektive Wahrnehmung von Raum

Ein Schlüsselthema ist in diesem Zusammenhang die physische Beschaffenheit des Raums, in dem die geplanten Aktivitäten stattfinden sollen. Die Raumerfahrung ist eine grundlegende ästhetische Wahrnehmung unseres Lebensumfeldes. Sie beginnt mit der Geburt – der wohl tiefgreifendsten und intensivsten Lern- und Raumerfahrung eines jeden Menschen – und sie begleitet uns bewusst oder unbewusst über unser ganzes Leben.

Die Aufgabe von Architekt:innen besteht darin, den Lebensraum im und um das Gebäude so nutzbringend und angenehm wie möglich für all jene zu gestalten, die darin leben, arbeiten oder ihn nutzen. Dabei sollten Nutzer:innen aktiv an der Planung und Umgestaltung der Gebäude beteiligt werden. Architektur befasst sich mit dem gebauten Raum – einer, der Identifikation ermöglicht und das Wohlbefinden fördernd sowie ästhetisch überzeugend ist, denn nur dann ist er wirklich gut nutzbar und nachhaltig. Doch wie kann eine solche Architektur entstehen?

Denkt man die Architektur vom Raum her, kommt man um eine Auseinandersetzung mit Raumatmosphären nicht herum. Atmosphären bestimmen im direkten meteorologischen sowie im übertragenen Sinne unsere Umgebung. Folgt man der Philosophie des Phänomenologen Gernot Böhme, erkennt man, dass es hier eigentlich keinen Unterschied gibt, denn die atmosphärischen Eindrücke unserer natürlichen, vom Wetter beeinflussten Umgebung und die durch räumliche Parameter bestimmten Sinneseindrücke der von Menschen geschaffenen Räume der Architektur haben in der körperlichen, besser: in der leiblichen Erfahrung ihre Parallele (Böhme 2008). Die Raumatmosphäre ist infolgedessen ein wesentliches Element der Architektur. Mehr als mit den Augen, erfahren wir den Raum über seine Atmosphäre, die wir mit allen unseren Sinnen wahrnehmen. Atmosphäre ist nach Böhme die gespürte Anwesenheit im Raum (vgl. Böhme 2008). Diese Wahrnehmung ist subjektiv, also individuell geprägt, aber sie ist kommunikationsfähig sowie kommunikationsaktiv und damit intersubjektiv erfahrbar und auch verhandelbar.

Von den Bedürfnissen der Menschen bis zur Planung

Seit Gründung der Baupiloten 2002 gehört ein dialogischer und reflektierender Entwurfsprozess zum Alltag des forschenden und planenden Architekturbüros. Seitdem ist ein umfangreicher methodischer Werkzeugkasten entwickelt worden, der eine intensive und gleichzeitig spielerische Kommunikation zwischen den zukünftigen Nutzer:innen auf der einen Seite und den Entwerfenden auf der anderen Seite ermöglicht. Die Baupiloten streben an, ein robustes Konzept zu erarbeiten, das gleichzeitig eine hohe Flexibilität im Planungs- und Bauprozess sicherstellt (Hofmann 2014).

Daraus hat sich eine grundlegende Vorgehensweise entwickelt: Zunächst wird der Kontakt zu allen Personen aufgebaut, die ein besonderes Interesse am Projekt haben, davon betroffen sind oder betroffen sein könnten. Dazu gehören beispielsweise Interessengruppen, Akteure, Beiräte sowie Vertreter:innen aus Verwaltung und Politik. Anschließend werden die Vorstellungen und Wünsche der Nutzer:innen ermittelt, die sie mit dem Bauvorhaben oder den geplanten Umbauten verbinden. Insbesondere bei Umbauten ist es wichtig, die Expertise der Nutzer:innen im Umgang mit dem bestehenden Gebäude einzubeziehen und ihre Ideen zur besseren Nutzung zu verstehen.

Welche Erwartungen haben sie an ihre neue Umgebung? Was sollte aus dem vertrauten Umfeld übernommen werden und was besser nicht? Dabei geht es darum, die Stärken und Schwächen sowie die guten und schlechten Erfahrungen mit bestehenden Gebäuden oder räumlichen Situationen zu identifizieren. Das gilt für Schulen, Bibliotheken oder anderen Institutionen. Uns ist es dabei besonders wichtig, nicht nur funktionale, sondern auch atmosphärische Ansprüche und Vorstellungen im Sinne von Gernot Böhme zu erfassen.

Atmosphärische Raumwahrnehmung erforschen

Eine reine Befragung soll es jedoch nicht bleiben. Die Zusammenarbeit mit Menschen, die nicht aus dem Baufach kommen, zeigt schnell, dass die übliche Kommunikation von Architekt:innen – über Zeichnungen, Präsentationsmodelle und den spezifischen Fachjargon – oft keine echte Verständigung ermöglicht. Auch ist es wenig zielführend, die Menschen direkt nach konkreten Wünschen zu fragen, da ihre Antworten häufig auf sehr spezifische Vorbilder oder Klischees zurückgreifen. Um der Phantasie in diesem Kontext mehr Spielraum zu geben, ist besonders bei Umbauten eine gewisse Abstraktion von der konkreten Situation notwendig, bevor die Gedanken wieder auf diese zurückgeführt werden. Die Baupiloten möchten gemeinsam mit den Nutzer:innen erkunden, welche grundlegenden Qualitäten und Eigenschaften die Umgebung haben sollte, in der sie sich wohlfühlen, und welche Wünsche sie damit verbinden. Ebenso wichtig ist es, die Interessen anderer Stakeholder und Beteiligter zu verstehen, die sie konkret mit dem Projekt verknüpfen.

Mehrere Menschen sitzen nebeneinander an Tischen und legen auf Unterlagen unterschiedliche Muster zu Mosaiken zusammen.
Abbildung 1: Atmosphärenmosaik Erwachsene: Stadtteilhaus Erlangen-Büchenbach. Foto: Baupiloten. 

Diese Vorstellungen werden in Werkstätten geschärft, in denen gezielt Visionen für eine wünschenswerte Zukunft entwickelt und verhandelt werden. Mit der Smartphone-App Atmosurf lassen sich atmosphärische Vorstellungen anschaulich in konkrete Bilder übersetzen. Gleichzeitig können in den Workshops Begriffe verbal erfasst und nach ihrer Häufigkeit in Wortwolken gewichtet werden. Je nach Alter, sozialem oder kulturellem Hintergrund haben die Baupiloten ein breites Spektrum an Methoden entwickelt, um die teilnehmenden Menschen anzusprechen – von ideellen Atmosphärenmodellen und Bildcollagen bis hin zu realitätsgroßen Modellen (Abbildung 1).

Ein zentraler Bestandteil ist das hocheffiziente Visionen-Verhandlungsspiel. In nur 100 Minuten und 17 Schritten werden in diesem Planspiel die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Nutzergruppen im Austausch mit allen Beteiligten spielerisch erkundet, Prioritäten ausgehandelt und in einer gemeinsamen räumlich-funktionalen Programmierung für das Gebäude zusammengeführt. Diese Methode hilft nicht nur den Teilnehmenden, ihre Vorstellungen von Architektur zu schärfen und zu formulieren, sondern auch uns Architekt:innen, unsere Entwürfe präzise auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen abzustimmen. Im besten Fall ermöglicht dies die Entwicklung eines „gesellschaftlich robusten Wissens“ (Nowotny et al. 2008). Denn die Nutzer:innen eines Gebäudes sind die Expert:innen für die Welt, in der sie leben – oder in der sie zukünftig leben und ihren Alltag gestalten wollen.

Das Spiel wird in gut gemischten Teams gespielt, die jeweils ihre ideale Gebäudevision entwickeln, verhandeln und präsentieren. Mithilfe vorgefertigter Spielkarten werden Bedarfe, Vorstellungen und Ideen unter Einhaltung klarer Zeitvorgaben und Spielregeln diskutiert, die flexibel ergänzt werden können. Die reichhaltigen Ergebnisse eines solchen Spiels liefern detaillierte Raumbedarfsanalysen, decken Nutzer:innenwünsche auf und zeigen funktionale Zusammenhänge (Abbildung 2).

Zu sehen ist ein Spielbrett, auf dem unterschiedliche Spielsteine platziert sind. Zwei Hände tauschen ein Spielstein untereinander.
Abbildung 2: Schulvisionenspiel. Foto: Baupiloten. 

Die Visionenworkshops ermöglichen es den Nutzer:innen, ihre Bedürfnisse zu fokussieren und eine klare Vorstellung einer idealen funktionalen und räumlich-atmosphärischen Situation für die neu zu schaffenden Strukturen zu entwickeln. Die Baupiloten nennen diese Methode Wunschforschung. Die Ergebnisse dieser Forschung bilden die Grundlage für die konzeptionelle und entwurfliche Arbeit. Die entstehenden Konzepte und Entwürfe werden den Nutzer:innen präsentiert, gemeinsam reflektiert und weiterentwickelt. Sie fließen in die Architekturkonzepte der Baupiloten ein und bilden die Basis für Entwürfe oder Diagramme, die den definierten Bereichen spezifische räumliche und atmosphärische Qualitäten zuweisen. Bewusst emotional und atmosphärisch aufgeladene Bezeichnungen der Räume verdeutlichen die geplante Nutzung und die erforderlichen Qualitäten. Sie tragen dazu bei, die Vision für das Gebäude lebendig werden zu lassen.

Vom Wunsch zur Realität: Nutzungsbasierte Entwurfskonzepte

In Weiterdenken-Werkstätten werden die funktional-atmosphärisch-räumlichen Erkenntnisse gezielt auf das Baugrundstück oder das bestehende Gebäude angewendet. Aus den Diskussionen entsteht ein Funktions- und Nutzungsdiagramm, das bewusst ohne architektonisch-bauliche Festlegungen auskommt. Dieses Konzept kann – abhängig von der Auftragslage – als Grundlage für eine Wettbewerbsausschreibung, ein weiteres Verfahren, die Arbeit eines Planungsbüros oder direkt für den Architekturentwurf der Baupiloten dienen. Einige ausgewählte Planungsbeispiele verdeutlichen das methodische Vorgehen zur Vorbereitung für das Bauen im Bestand.

Minimalinvasive bauliche Eingriffe mit großer Wirkung

Im Auftrag der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft entwickelten die Baupiloten in einem partizipativen Verfahren die räumliche Neustrukturierung der Grundschule im Dichterviertel in Mülheim an der Ruhr für einen Ganztagesbetrieb im bestehenden Gebäude. Ziel war ein kosten-, energie- und ressourcenschonender Umbau mit minimalen baulichen Eingriffen und maximaler Nutzbarkeit. Hierfür führten sie eine umfassende Bedarfs- und Nutzungsanalyse durch, bei der Schüler:innen, Lehrer:innen und Vertreter:innen der Verwaltung ihre Erfahrungen und Visionen für einen optimalen zukünftigen Schulbetrieb einbrachten.

Gemeinsam mit der Pädagogin Karin Babbe entwickelten die Baupiloten ein pädagogisch-architektonisches Leitbild sowie ein detailliertes Funktions- und Nutzungskonzept mit räumlicher und zeitlicher Disposition. Dabei wurden thematisch-räumliche Schwerpunkte für vielfältige Lernwelten mit hoher atmosphärischer Qualität – teilweise mit Bezug zu Außenräumen – erarbeitet. Ergänzt wurde dies durch ein strukturierendes Möbel-, Farb- und Umbaukonzept, das die pädagogisch notwendige Tagesrhythmisierung unterstützt und eine kooperative Mehrfachnutzung der Räume ermöglicht. Durch die integrative Planung und die Fokussierung auf ein funktionales wie atmosphärisches Anforderungsprofil konnten die baulichen Eingriffe auf ein absolutes Minimum reduziert werden.

Ähnlich gestalteten die Baupiloten den Aufenthaltsraum des Robert-Havemann-Gymnasiums in Berlin zu einem attraktiven Ort der Schulgemeinschaft um. Auch hier führte eine intensive und gemeinschaftliche Workshoparbeit zu einem fundierten und effizienten Umbaukonzept. Die räumliche Expertise der Schüler:innen und Lehrer:innen sowie ihre idealen Raumvisionen ermöglichten ein optimales Nutzungsdiagramm und ein atmosphärisches Anforderungsprofil für die geplante Mensa. Daraus entstanden erste Entwurfsskizzen für ein Möblierungskonzept und kleine, gezielte Eingriffe in die bestehende Bausubstanz (Abbildung 3).

Visualisierung eines Aufenthaltsraumes mit unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten. Im Vordergrund stehen Hocker. Im Hintergrund sind Sitzsäcke.
Abbildung 3: Der mit minimalinvasiven Eingriffen neu gestaltete Aufenthaltsraum des Robert-Havemann-Gymnasium, Berlin. Grafik: Baupiloten. 

Lübecks Weg zu einer neuen Baukultur

Erheblich umfangreicher waren dagegen die Untersuchungen und Planung für eine neue Nutzung des Karstadt-Gebäudes in Lübeck. Die Schließungen vieler Warenhäuser reißen auch in lebendigen Stadtzentren große Lücken. Manche dieser Gebäude wirken dort wie verirrte Asteroiden: Sie beanspruchen Raum, ohne selbst Leben oder Aktivitäten zu entfalten. In Lübeck ist man stolz auf den noch erhaltenen mittelalterlichen Grundriss der Stadt, ihre noch recht vielfältige Nutzung und das aktive Leben in den öffentlichen Räumen. In der Altstadt wird gewohnt und gearbeitet; viele Menschen kommen von außerhalb zum Einkaufen. Neben kleinen, von Inhaber:innen geführten Geschäften bietet die Innenstadt touristische Attraktionen, zahlreiche Museen, Cafés und Restaurants. Die Stadtverwaltung hat den leerstehenden Warenhausteil aufgekauft und damit eine private Großimmobilie der Spekulation entzogen, um in der Innenstadt ein konsumfreies Angebot für die Öffentlichkeit zu schaffen. Mit der Umwandlung des Kaufhauses will die Stadt Lübeck einen Beitrag zu einer Wende des Bauens leisten und hat dafür ein integratives Planungsverfahren aufgelegt. Mit der Planung und Partizipationsstrategie beweist sie Weitsicht und stößt damit auf ein großes Interesse in der Öffentlichkeit. Es soll ein offenes Bildungshaus eingerichtet werden. Die offenen Grundrisse und die Skelettbauweise des Warenhauses bieten gute Voraussetzungen für eine zukunftweisende Einrichtung, die dazu gemacht ist, soziale Begegnungen zu fördern und sich den wandelnden Bedürfnissen einer gemischten Akteur:innengemeinschaft anzupassen.

Ein Konsortium, bestehend aus den Architekturbüros Baupiloten (partizipative Projektentwicklung), FAR frohn&rojas (Machbarkeitsstudie) und der Unternehmensberatung Metrum (Betriebsmodell), hat in Zusammenarbeit mit einer diversen Gruppe von Akteur:innen ein kooperatives Nutzungskonzept für das Gebäude entwickelt. Dieses Konzept dient als Grundlage für ein später ausgeschriebenes Architekturvergabeverfahren. Kernidee ist die Kombination von Nutzungen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Bildung, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft. Die geplante Umgestaltung des Kaufhauses soll im Stadtzentrum Bildungspartnerschaften ermöglichen, die in dieser Form bisher nicht möglich waren.

Zu sehen ist ein Plakat mit QR-Code, wodurch Wünsche und Anregungen für einen Lernort eingeholt werden sollen.
Abbildung 4: Wünschepostkarte im Beteiligungsverfahren zur Umnutzung des Karstadt-Warenhauses zu einem Bildungshaus. Grafik: Baupiloten.

Durch die Umstellung des Schulsystems in Schleswig-Holstein von 12 auf 13 Schuljahre ist bei vier Gymnasien der Lübecker Altstadt (Ernestinenschule, Johanneum, Katharineum und Oberschule zum Dom) ein zusätzlicher Raumbedarf entstanden, der auf den bestehenden Schulgrundstücken nicht durch Anbauten gedeckt werden kann. Das Karstadt-Gebäude, seit 2020 leerstehend, bietet hierfür eine Lösung. Mit dem Kauf des Gebäudes plant die Stadt, diesen Standort in ein gemischt genutztes Bildungshaus für alle Lübecker:innen umzuwandeln, das nicht nur den Schulen neue, zukunftsweisende Lernumgebungen bietet, sondern auch die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Bildungspartnern aus dem Hochschulbereich ermöglicht und Bildungsangebote für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Die Musikhochschule Lübeck möchte mit den Schulen räumlich enger zusammenarbeiten und will sich mit den beiden anderen Hochschulen (Universität zu Lübeck und Technische Hochschule Lübeck) über ein Innovationszentrum als Schaufenster der Wissenschaft an die Öffentlichkeit wenden. Der Radiosender Offener Kanal, dessen Sendungen ausschließlich von Privatpersonen produziert werden, ist ebenfalls beteiligt. Es soll gemeinsame Veranstaltungsflächen geben, eine Cafeteria und ein offenes Hörfunkstudio. Außerdem sind das Technikzentrum Lübeck (TZL) als ein Gemeinschaftsunternehmen der Lübecker Wirtschaft zur Förderung von Innovation, Wissenstransfer und Unternehmensgründungen und der Hanse Innovation Campus Lübeck (HIC) als enge Kooperation mit Unternehmen in Forschung, beteiligt. Es entsteht somit eine Art vertikaler Bildungs- und Wissenschaftspark mit direkter Anbindung an wissenschaftsaffine Unternehmen und Medien, zentral gelegen im Zentrum der Altstadt. Eine Zwischennutzung des Hauses ermöglicht allen Beteiligten einen Testlauf der vorgesehenen Nutzungen.

Partizipation auf unterschiedlichen Ebenen

Die Baupiloten ermittelten mit ihren partizipativen Methoden unter circa 30 Jugendlichen und 40 Erwachsenen die Bedarfe und halfen, sie spielerisch unter den Beteiligten verhandeln zu lassen. In der öffentlichen Auftaktveranstaltung eröffneten sowohl die Bau- als auch die Bildungsdezernent:innen das Verfahren, was die hohe Bedeutung der Einrichtung und die großen Erwartungen der Öffentlichkeit an das geplante Haus unterstreicht. Dieses soll nicht nur den Schulen, sondern auch weiteren Kultur- und Bildungseinrichtungen dienen. Ein Inputvortrag der Baupiloten zeigte mögliche Wege, Möglichkeiten und Methoden des Partizipationsverfahrens auf, um die gewünschte Vielfalt und Mischung der Nutzungen in einem Gebäude zu erreichen. Anschließend fand eine Blitzlichtumfrage unter den Beteiligten statt.

Die Stärken und Schwächen des Gebäudes, das Zusammenwirken der einzelnen Stakeholder und die möglichen Synergien gemischter Nutzungen wurden gemeinsam untersucht. Im Rahmen des mehrstufigen Beteiligungsprozesses wurden die diversen Nutzergruppen zusammengeführt, ihre spezifischen Besonderheiten und Bedarfe erfasst und neue Kooperationsformate initiiert.

Schließlich kam das Visionen-Verhandlungsspiel zum Einsatz und im Planspiel II Bildungshaus weiterdenken wurden konkrete baulich-räumliche Aspekte besprochen und Präferenzen der Nutzungszuordnung im Gebäude erörtert. Zum Schluss wurden alle Ansätze und Konzeptideen in einem Feedback-Plenum und in digitalen Rückkopplungswerkstätten diskutiert (Abbildung 5).

Eine Gruppe von Menschen sitzt an einem Tisch und spielt ein Planspiel. Im Hintergrund eine zweite Gruppe.
Abbildung 5: Verhandlung mit Vertreter:innen der Verwaltung und Nutzer:innen im Beteiligungsverfahren Bildungshaus Lübeck mit einem Planspiel der Baupiloten. Foto: Baupiloten.

Im Verfahren wurden Vertreter:innen aller beteiligten Nutzergruppen, weitere zentrale Akteur:innen der Stadt sowie alle relevanten Fachbereiche der Verwaltung eingeladen und beteiligt:

  • Schulteams aller vier Gymnasien: Johanneum, Katharineum, Oberschule zum Dom und Ernestinenschule. Schulleitung, Lehrkräfte, Elternvertretung sowie Schüler:innen der Klassen 7 - 12,
  • Vertreter:innen der Musikhochschule (MHL), Universität zu Lübeck und der Technischen Hochschule,
  • Vertreter:innen des Offenen Kanals (OK),
  • Vertreter:innen des Technikzentrums Lübeck (TZL),
  • Eine Vertreterin des Hanse Innovation Campus (HIC),
  • Eine Vertreterin des Einzelhandelsverbandes,
  • Vertreter:innen der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM),
  • Verwaltungsmitarbeitende aus den Fachbereichen Gebäudemanagement, Stadtplanung und Schule und Sport.

Positive Rückmeldungen und zentrale Ergebnisse

Aus dem Kreis der Teilnehmenden kamen einige sehr positive Rückmeldungen:

„Ich finde es toll, durch den Beteiligungsprozesse ein Mitspracherecht zu haben. Die Visionen von uns Schülerinnen und Schülern vom Lernen von morgen können so umgesetzt werden. Es ist eine Chance, sich von alten Strukturen zu lösen und die Schule weiterzuentwickeln.“

– Merle, Oberschule zum Dom, Lübeck

„Das Planspiel ist ein super Tool, um Leute, die sich überhaupt nicht mit Architektur auskennen, einzubeziehen. Ohne Fachbegriffe zu kennen, konnte ich so gut darstellen, wie ich mir Räume und deren Nutzung vorstelle.“

– Jonathan, Ernestinenschule, Lübeck

In Rahmen dieses Beteiligungsprozesses kristallisierte sich die Schaffung eines Campus als zentraler Wunsch der Schulen heraus, der als Aufführungsort eine kreative Schnittstelle zu anderen Akteuren wie der Musikhochschule oder dem offenen Hörfunk-Kanal nutzen soll, die das Gebäude ebenfalls, ermöglichen kann. Daraus entstanden ein Funktions- und Nutzungskonzept sowie ein konkretes Raumprogramm mit Handlungsempfehlungen (Baupiloten), eine Machbarkeitsstudie (FAR) und ein Betriebsmodell (Metrum) für das Haus. Auf den Ergebnissen dieser Arbeit kann das den Umbau des Hauses konkret planende Architekturbüros direkt aufbauen (Abbildung 6).

Innovative Raumplanung für Bildung und Begegnung

Das Nutzungsdiagramm spannt sich zwischen zwei Polen auf: einem hausintern öffentlichen Bereich mit Foyer, Cafeteria und dem Offenen Kanal, der in Bezug zum Straßenzug Schrangen steht, und den geschützten Lernbereichen der Schulen. Verbindendes Element ist ein Werkstattband, das die Räumlichkeiten der Musikhochschule, eine Lehrküche und einen Maker-Space umfasst. Diese Räume können über ein Buchungssystem auch von anderen Institutionen oder Bürger:innen genutzt werden. Zwischen den Werkstätten erstreckt sich eine offene Lernlandschaft, in der alle Nutzer:innen des Hauses aus verschiedenen Atmosphären für Lernen und Arbeiten wählen können.

Die allgemeinen Lernbereiche der Schulen umfassen 33 Lernräume à 60 Quadratmeter, die in vier Doppelcluster gegliedert sind. Jedes Cluster besteht aus acht Lernräumen, von denen sich jeweils vier um ein 80 Quadratmeter großes Lernforum gruppieren. Flexible Schiebewände ermöglichen es, je zwei Lernräume bei Bedarf mit dem Lernforum zu verbinden. Die Lernforen zeichnen sich durch eine Vielfalt an gemütlichen Sitzgelegenheiten und flexible Möblierung aus, wodurch sie für unterschiedliche Nutzungen geeignet sind: konzentriertes Arbeiten, Entspannen während Freistunden oder Treffen mit Freund:innen. Mit wenigen Handgriffen können die Foren auch für Präsentationen, Debatten oder Projektarbeit umgestaltet werden. Die Lernbereiche sind während der Unterrichtszeiten der Schulnutzung vorbehalten und schaffen dadurch einen geschützten Raum. Außerhalb dieser Zeiten können einzelne Lernräume jedoch extern gebucht werden.

Der zentral gelegene Eingangsbereich mit Foyer und Cafeteria schafft eine offene, einladende Atmosphäre und wirkt als Gesicht des Hauses in der Lübecker Altstadt. Durch die direkte Verbindung zur Straße Schrangen wird er zur Schnittstelle zwischen Haus und Stadt. Besucher:innen können hier das Programm des Hauses erkunden, Kaffee trinken, am Laptop arbeiten oder ein Buch lesen. Mit vielfältigen Sitzmöglichkeiten lädt dieser Bereich auch ohne Konsumzwang zum Verweilen ein und wird so zu einem Dritten Ort mit persönlichem Bezug. An den Eingangsbereich schließt der Raum für Darstellendes Spiel an, der vorrangig für Unterricht und Aufführungen der Schulen genutzt wird. Wenn er nicht von den Schulen benötigt wird, kann er hausintern oder extern gebucht werden. Zudem ist eine flexible Verbindung zur Cafeteria gegeben, um größere Veranstaltungen zu ermöglichen.

Das Gläserne Studio des Offenen Kanals grenzt ebenfalls an den zentralen Eingangsbereich. Durch transparente Wände bietet es Einblicke ins Radio-Machen sowohl vom Foyer und der Cafeteria aus als auch von der Straße. Der Offene Kanal ergänzt das Haus mit einem Mitmach-Radio-Angebot, das die Stadtgesellschaft aktiv vernetzt.

Das Werkstattband zieht sich vom Eingangsbereich bis zu den geschützten Lernbereichen. In der experimentellen Atmosphäre dieser Lernlandschaft können Nutzer:innen ausprobieren, gestalten, recherchieren, Wissen teilen und Kontakte knüpfen. Die Werkstätten stehen allen offen, wodurch Schüler:innen und Studierende miteinander in Kontakt treten oder externe Bildungsangebote wahrnehmen können. Wesentlich für eine solche Kooperation ist eine Balance zwischen Bewegungsfreiheit für die Schüler:innen und der Einhaltung des Jugendschutzes.

Die Grafik zeigt die Fassade eines Gebäudes. In unterschiedlichen Zooms werden unterschiedliche Nutzungen dargestellt.
Abbildung 6: Nutzungsprogramm als Ergebnis des Beteiligungsverfahrens Umnuztung Karstadt-Warenhaus zu einem Bildungshaus. Grafik:Baupiloten.

Mit dem neuen Bildungshaus bietet sich für Lübeck die Chance, den lebendigen und vielfältigen Charakter seiner Innenstadt durch ein öffentliches Gebäude neuen Typs zu ergänzen. Die Schulen behalten ihre bisherigen Standorte, sind aber auch im Bildungshaus vertreten.

Weißenfels entwickelt einen Leuchtturm der Bildung

Ein weiteres Beispiel für ein partizipatives Projekt der Baupiloten im Bereich Bauen im Bestand ist die Transformation des historisch bedeutsamen Klosters St. Claren in Weißenfels, Sachsen-Anhalt. Hier soll ein Bildungscampus entstehen – ein zentraler Ort für integrativen Austausch und lebenslanges Lernen. Das benachbarte Goethegymnasium, die Volkshochschule, die Musikschule des Burgenlandkreises und der Bürgerverein des Klosters sollen gemeinsam zu einem Leuchtturm des Lernens und kulturellen Lebens für alle Menschen in der Stadt werden.

In der vorbereitenden Planungsphase Null, vor Beginn der konkreten Bauplanung, entwickelten die Baupiloten mit Bürger:innen, Pädagog:innen und Schüler:innen sowie der Verwaltung Konzepte zur Nutzung, zu funktionalen Zusammenhängen sowie zu räumlich-atmosphärischen Potenzialen. Dafür wurde ein differenzierter Partizipationsprozess mit sehr unterschiedlichen Formaten aufgelegt. Auf Wünschepostkarten konnten Hoffnungen oder Bedenken zum Ausdruck gebracht werden. Eine Visionen-Werkstatt konkretisierte die pädagogischen Ziele und sondierte die räumlich-atmosphärischen Potenziale und Möglichkeiten des Ortes.

Innovative Partizipationsmodule wie die Smartphone-App Atmosurf ermöglichten es den Teilnehmenden, ihre Wahrnehmung der räumlichen Atmosphäre direkt in eine Wortwolke einzubringen, gemeinsam zu bewerten und schnell Konsens zu erzielen. Blitzlicht-Umfragen ließen weitere atmosphärische Wünsche für den Campus erkennen und dessen Stärken und Schwächen benennen. Mit dem Visionen-Verhandlungsspiel gelang es Erwachsenen und Jugendlichen, pädagogische Ziele und deren räumliches Zusammenspiel frei von gewohnten Denkmustern zu gestalten. Jüngere Schüler:innen des Goethegymnasiums erschufen im Rahmen der Atmosphärenforschung ihre Traum-Lernlandschaft. Eine Weiterdenken-Werkstatt konkretisierte die in den Spielen und vorherigen Werkstätten erarbeiteten Konzepte zu räumlichen Programmen.

Abschließend wurden die erarbeiteten Campusideen in einer Bürger:innenwerkstatt vorgestellt, die weitere Anregungen einbrachte. Das Projekt fand seinen vorläufigen Höhepunkt in einem großen Sommerfest, das den partizipativen Prozess feierte und die gesamte Stadt einband (Abbildung 7).

Das Ergebnis des Prozesses ist ein ähnlich fein abgestimmtes Nutzungs- und Raumprogramm wie für das Bildungshaus in Lübeck, jedoch detailliert auf die historische Bausubstanz zugeschnitten, ohne dabei architektonische Festlegungen zu treffen. Die Hauptnutzer:innen streben an, den zukünftigen Bildungscampus räumlich effizient, kooperativ, multifunktional und nachhaltig zu gestalten – unter anderem durch Raumpatenschaften und die Organisation in einem Campusgremium. Die Klostergebäude, die die neuen Nutzungen aufnehmen, sollen in ihrer Architektur und baulichen Struktur als prägende Qualität des Ortes erlebbar bleiben und die Geschichte des Klosters auf lebendige Weise neu interpretieren.

Ein Gespräch auf einer Bühne zwischen drei Menschen vor einer Stellwand.
Abbildung 7: Sommerfest in Weißenfels. Das Gespräch mit dem Landrat wird von einem Schüler moderiert. Foto: Baupiloten.

Chancen der Umnutzung in Weißenfels und Lübeck

Die Gebäude in der Stadt Weißenfels besitzen einen hohen Identifikationswert und genießen breite Akzeptanz. Das mag in den historischen Formen und in der historischen Substanz begründet liegen, hat aber wohl vor allem mit den Erinnerungen der Menschen an die Gebäude zu tun, die im Laufe der Zeit sehr unterschiedlichen öffentliche Nutzungen aufgenommen haben und so vielen aus unterschiedlichen Zusammenhängen im Gedächtnis geblieben sind. Einen vergleichbaren Status muss das jüngere ehemalige Kaufhaus in Lübeck noch erreichen – hier könnten es Einkaufserlebnisse sein, die eine Grundlage für die Erinnerungen bilden.

Grundsätzlich bringen beide Gebäudearten unterschiedliche Qualitäten in den Prozess der Umnutzung ein. Das Kloster in Weißenfels besticht durch seine bauliche Beständigkeit, die sich mit einer bemerkenswerten Flexibilität der Nutzung verbindet. Über Jahrhunderte diente es unter anderem als Verwaltungsgebäude, Veranstaltungsort und nun als potenzielle Bildungseinrichtung. Der Partizipationsprozess und die anschließende Arbeit am Nutzungs- und Raumprogramm haben diese Qualitäten eindrucksvoll verdeutlicht. Viele Beteiligte waren überrascht vom Spektrum der Möglichkeiten, die die Bausubstanz bietet. Gleichzeitig war ein intensives, methodisch gesteuertes partizipatives Vorgehen erforderlich, um ein so komplexes und detailliertes Konzept zu entwickeln. Die umfassende Beteiligung der Bevölkerung trägt nicht nur zur Akzeptanz der Baumaßnahmen bei, sondern schafft auch die Basis für eine dauerhafte und nachhaltige Nutzung.

Das ehemalige Kaufhaus in Lübeck kann seine Baugeschichte kaum als Qualität in die Waagschale werfen, wenn über seine weitere Verwendbarkeit verhandelt wird. Auch ein Denkmalschutz könnte hier kaum helfen. Doch seine Lage in einer vielfältig genutzten Innenstadt, vor allem aber die bauliche Flexibilität des Konstruktionsrasters machen das Haus für die geplante Umnutzung attraktiv. Auch hier zeigte das breit angelegte Beteiligungsverfahren, wie durch die Entwicklung und Entdeckung von Nutzungsmöglichkeiten sowie Kooperationen eine hohe Identifikation der Beteiligten mit dem Projekt geschaffen werden kann. Der Detailierungsgrad des erarbeiteten Nutzungs- und Funktionsprogramms spiegelt dieses Engagement wider. Bei konsequenter Umsetzung in Architektur eröffnet dies die Möglichkeit für eine nachhaltige und dauerhafte Nutzung, die das Potenzial des Gebäudes voll ausschöpft.

About the author(s)

Susanne Hofmann, Dr.-Ing., AA Dipl.-Architektin BDA, ist Gründerin des Büros Baupiloten BDA in Berlin und Innsbruck. Sie realisiert Architekturprojekte in den Bereichen Bildung, Wohnen und Kultur. Seit 1996 ist sie international in Lehre und Beratung tätig und arbeitet zur Methodik des Partizipativen Entwerfens.

Susanne Hofmann, Dr.-Ing., AA Dipl.-Architect BDA, is founder of the office Baupiloten BDA in Berlin and Innsbruck. She implements architectural projects in the fields of education, housing, and culture. Since 1996, she has been active internationally in teaching and consulting and works on the methodology of participatory design.

References

Böhme, Gernot (2008): Atmosphären in der Architektur, Atmospheres in Architecture, in: Metropole: Ressourcen, Metropolis: Resources, Band 2 der IBA Hamburg Schriftenreihe, Berlin: Jovis, S. 52-67.

Hofmann, Susanne (2014): PARTIZIPATION MACHT ARCHITEKTUR: Die Baupiloten – Methode und Projekte, Berlin: Jovis.

Nowotny, Helga; Scott, Peter und Gibbons, Michael (2008): Wissenschaft neu denken: Wissen und Öffentlichkeit in einem Zeitalter der Ungewissheit, Weilerswist-Metternich: Velbrück Wissenschaft.