Published 31.05.2022

Zielkonflikte Transformativen Forschens - spielend lösen?

Erfahrungen mit unserem Planspiel

Solving Conflicting Goals in Transformative Research Playfully?

Experiences With Our Simulation Game

Keywords: Reallabor; Living Lab; Planspiel; Transformationskonflikte; Real-life laboratory; simulation game; transformation conflicts

Abstract:

Nach der zweimaligen Durchführung des von uns konzipierten Planspiels Das verzwickte Reallabor in Mittelingen, mit dem Zielkonflikte Transformativen Forschens von Wissenschaftler:innen spielerisch simuliert und bearbeitet werden sollen, ziehen wir eine erste Bilanz: Wir berichten im vorliegenden Artikel davon, welche Umgangsweisen mit den Herausforderungen dieses Wissenschaftsmodus die Planspiel-Teilnehmenden in ihren Debatten entwerfen. Ebenso zeigen wir auf, welche Schlussfolgerungen wir für unsere eigene Transformative Forschung im Graduiertenkolleg Mittelstadt als Mitmachstadt daraus ziehen können. Inwiefern das Planspiel sogar selbst transformativ wirken kann, wird abschließend kurz erörtert. Die ersten Erfahrungen mit dem Planspiel deuten hier einen gewinnbringenden Lernprozess für alle Akteur:innen an, die mit Transformativem Forschen im Rahmen von Stadtentwicklung in Berührung kommen.

After the second application of our simulation game Das verzwickte Reallabor in Mittelingen, which was designed for scientists to playfully simulate and work on conflicting goals of transformative research, we draw on first results: In this article, we report on the ways of dealing with the challenges of this mode of science that participants of the simulation game outline in their debates. Moreover, we highlight conclusions we can draw for our own transformative research in the graduate school Mittelstadt als Mitmachstadt. Finally, we briefly discuss in what sense the simulation game can even have a transformative effect itself. First experiences with the simulation game suggest a worthwhile learning process for all actors involved in transformative research in the context of urban development.

Ein Planspiel unter dem Dach von Mittelstadt als Mitmachstadt

Es war ein Experiment für alle Beteiligten, sich auf Das verzwickte Reallabor in Mittelingen einzulassen: Was passiert, wenn erfahrene (und weniger erfahrene) Raumwissenschaftler:innen für 90 Minuten ihren transdisziplinären Alltag spielerisch simulieren und sich die eigenen Handlungen und Handlungsmotivationen bewusst machen? Wie gehen sie gemeinsam mit Herausforderungen und Zielkonflikten um, die ihnen tagtäglich begegnen, aber nun in einer besonders zugespitzten Form auf sie warten? Welche Diskussionspunkte kristallisieren sich als zentral heraus – und bei welchen bilden sich Fronten?

Im vorliegenden Aufsatz teilen wir unsere Erfahrungen mit dem zweimaligen Einsatz des von uns konzipierten Planspiels Das verzwickte Reallabor in Mittelingen (MaM 2022) und reflektieren dabei vor allem, wie die Zielkonflikte des Transformativen Forschens von den Teilnehmenden diskutiert wurden. Diese Zielkonflikte beschäftigen uns – das sind 13 Promovierende sowie eine Koordinatorin bei sechs Professuren – bereits seit der Gründung unseres Graduiertenkollegs Mittelstadt als Mitmachstadt. Qualitativer Wandel durch neue Kulturen des Stadtmachens (MaM; gefördert von der Robert Bosch Stiftung) im Mai 2020. Der Fokus unserer Forschung liegt auf den Transformationsaufgaben kleiner Mittelstädte (20.000–50.000 Einwohner:innen) in ganz Deutschland. Das besondere an unserer Forschungsarbeit ist, dass wir nicht nur über kleine Mittelstädte forschen, sondern mit ihnen. Seit Dezember 2020 wird das Kolleg offiziell ergänzt durch ein Mittelstadtnetzwerk mit über 40 kleinen Mittelstädten. Gemeinsam mit deren Stadtverwaltungen als Partner:innen auf Augenhöhe sondieren wir die relevanten Forschungsthemen vor Ort und führen Untersuchungen, aber auch Interventionen und Aktionen durch. Die sich daraus entwickelnde Transformative Forschung mit ebendiesen Praxispartner:innen im Feld der Stadtentwicklung stellte für uns von Beginn an eine einmalige Gelegenheit dar, aber zugleich auch eine große Herausforderung. Wie sollen wir mit eventuellen Widersprüchen zwischen den Interessen in Forschung und Stadtentwicklungspraxis vor Ort umgehen? Wie können wir ein flexibles, koproduziertes Forschungsdesign mit einem in Zeit und Aufwand abgesteckten Dissertationsvorhaben in Einklang bringen? Wie können wir einerseits wissenschaftlich arbeiten und andererseits unsere normativen Ansprüche realisieren?

Um der Beantwortung dieser Fragen näher zu kommen, entwickelten wir Promovierende zunächst ein Manifest zur Transformativen Forschung als Leitlinie für unsere Forschung. Dieses machte nicht nur unsere Ansprüche, sondern auch die Zielkonflikte greifbarer, denen wir als transformativ orientierte Wissenschaftler:innen ausgesetzt sind. Basierend darauf nutzten wir das Format des Planspiels, um das Manifest mit konkreten fiktiven Forschungssituationen zu illustrieren. Über dieses Format können wir mit externen Forscher:innen, Planer:innen und auch Praxispartner:innen als Expert:innen in den Austausch kommen, die Zielkonflikte anhand fiktiver Situationen durchsprechen und das Manifest auf seine Schlüssigkeit testen.

Nach einem kurzen Aufriss der Zielkonflikte, die uns bei Transformativer Forschung insbesondere beschäftigen, werden wir zur Auseinandersetzung und wissenschaftlichen Einbettung unsere zwei Produkte beschreiben: das Manifest Transformativer Forschung und das Planspiel Das verflixte Reallabor in Mittelingen. Es folgt eine Reflexion dieser Zielkonflikte, bevor wir auf die weiteren Potenziale des Planspiels als transformativer Akt eingehen. Der Aufsatz schließt mit einer Reflexion der bisherigen und einem Ausblick auf potenziell zukünftige Erfahrungen.

Zielkonflikte Transformativen Forschens

Der Transformativen Forschung hat sich nicht nur unser Graduiertenkolleg verschrieben; vielmehr stellt sie einen Wissenschaftsmodus dar, der derzeit immer größere Verbreitung zu erlangen scheint. Der Begriff des Transformativen Forschens wurde in Deutschland hauptsächlich durch den WBGU (2011: 341) geprägt (Defila und Di Giulio 2019: 11). Der Ansatz bietet viele Chancen, wurde aber ebenso stark kritisiert (Stock 2014; Strohschneider 2014; Rohe 2015). Wir standen zu Beginn unserer Promotionen vor der Herausforderung, die individuellen Vorhaben nach dem Transformativen Forschen auszurichten, was sich angesichts der inhärenten Konflikte des Ansatzes als schwierig herausstellte. Vor allem drei von vielen möglichen Zielkonflikten forderten uns bei der Konzeptionierung unserer Forschungsprozesse heraus (siehe Abbildung 1).

Die Abbildung zeigt ergänzend zum Text eine Übersicht der drei für die Autor:innen zentralen Zielkonflikte Transformativer Forschung.
Abbildung 1: Zielkonflikte in der Transformativen Forschung. Quelle: Eigene Abbildung.

Erstens widerspricht die Transdisziplinarität des Ansatzes dem klassischen Wissenschaftsverständnis, das Wissensbestände allein bei wissenschaftlichen (Fach-)Expert:innen verortet (vgl. Stock 2014: 6–7). In der Transformativen Forschung soll die Forschungsfrage aus den zwei Perspektiven der Wissenschaft und der Praxis entwickelt werden (Bergold und Thomas 2012: 2). Bürger:innen werden kooperativ in die Wissensproduktion miteinbezogen (Jahn et al. 2012: 2). Im Gegensatz zu dem klassischen Verständnis von Wissenschaft sind die Ergebnisse durch die spezifischen Perspektiven der beteiligten Nicht-Wissenschaftler:innen stark kontextualisiert und nur schwer übertragbar und validierbar (Scheidewind und Singer-Brodowski 2014: 123). Die gewonnenen Erkenntnisse haben somit einen starken Anwendungsbezug und sollen auch die gemeinsam mit der Gesellschaft identifizierten (lokalen) Problemstellungen adressieren, anstatt zu einem allgemeinen wissenschaftlichen Kanon beizutragen (Berscheid 2019: 36–37). Dies positioniert unsere Promotionsvorhaben zwischen den beiden sich widersprechenden Ansprüchen des Wissenschaftsverständnisses der Universitäten, das einen Beitrag zu Fachdiskursen einfordert, sowie der Praxis mit ihrer Forderung nach lokalspezifischen Alltagslösungen.

Zweitens ist Transformative Forschung selbst immer normativ. Dieser „Solutionismus“ (Strohschneider 2014: 179–180) – Forschung im Sinne einer Problemlösung – trifft in der Praxis auf typische Partizipationsherausforderungen: Unter Umständen reproduziert das Vorhaben Marginalisierungen im untersuchten Feld (Bergold 2012: 8–9), da bestimmte Gruppen sich durch Zugang zu Ressourcen wie Sprache oder sozio-kulturelles Kapital verstärkt einbringen können und ihre Ansprüche an eine Problemlösung dominieren. Im normativen Anspruch Transformativer Forschung kann auch selbst ein Paradox liegen: Da Bürger:innen die Forschung mitgestalten sollen, kann im Verlauf eine Situation denkbar sein, in der die Ziele der lokalen Gesellschaft nicht zu denen des Forschungsvorhabens passen oder ihnen gar widersprechen. So könnten beispielsweise gesetzte ökologische Ziele wie ein verringerter PKW-Verkehr den Mobilitätsansprüchen der beteiligten wie betroffenen Bürger:innen gegenüberstehen.

Und drittens bleibt aus forschungspraktischer Sicht offen, welche Gütekriterien das Ergebnis der Vorhaben auszeichnen. Da Bürger:innen den Prozess mitgestalten und dieser nicht linear, sondern iterativ verläuft (Lang et al. 2012: 38), muss eine im Vorhinein formulierte Zielstellung nicht unbedingt Bestand haben. Wie im ersten Punkt widerspricht dies den klassischen Erwartungen der Wissenschaft wie auch der potenzieller Fördergeldgeber:innen. Scheitern als Ergebnis, zum Beispiel als Lernprozess (Jahn 2008: 27), ist elementarer Bestandteil des Transformativen Forschens – die Intervention vor Ort kann trotzdem Wandel bei den Beteiligten auslösen und neue Sichtweisen ermöglichen. Dies kann jedoch auch den gesetzten Zielen und Ansprüchen der konkreten Transformation widersprechen beziehungsweise diese zumindest abschwächen. Auch in klassischen Forschungsvorhaben können gesetzte Ziele verfehlt werden, im Transformativen Forschen kann jedoch bereits die transdisziplinäre Entwicklung der Forschungsfrage (wie beschrieben) scheitern.

Transformative Forschung bei Mittelstadt als Mitmachstadt

Das Graduiertenkolleg MaM möchte trotz der bestehenden Zielkonflikte den Ansatz der Transformativen Forschung verfolgen, um sich der gesellschaftlichen Verantwortung von Wissenschaft zu stellen. Unter dem Eindruck der berechtigten Kritik an dem Ansatz sowie den skizzierten Zielkonflikten haben wir zu Beginn der Promotionen als Gemeinschaftsprodukt ein Manifest Transformativer Forschung entwickelt, das Leitlinien für die Umsetzung der individuellen Vorhaben geben soll.

Die Abbildung zeigt das Manifest zur Transformativen Forschung, das vom Graduiertenkolleg Mittelstadt als Mitmachstadt erarbeitet wurde. Es besteht aus zehn Punkten, die einen gemeinsamen Rahmen für die Forschungsvorhaben geben. Die Punkte sind: Wir setzen Impulse; Wir beteiligen und befähigen aktiv; Wir forschen transdisziplinär; Wir verschränken Wissenschaft und Gesellschaft; Wir agieren normativ; Wir akzeptieren Konflikte; Wir passen Prozesse stetig an; Wir begreifen Scheitern als Lernprozess; Wir verstetigen Entwicklungen; Wir übertragen Wissen.
Abbildung 2: Unser Manifest zur Transformativen Forschung. Quelle: Eigene Darstellung.

In diesem wurde explizit die Kritik adressiert und versucht, ähnlich einem organisationalen Leitbild, die zentralen Bestandteile handlungsorientiert zu formulieren. Das Manifest ist offen angelegt, kann sich im Rahmen unserer Forschungserfahrungen weiterentwickeln und formuliert transparent nach innen und außen unsere Agenda. Es soll durch zehn Thesen ein gemeinsames Verständnis über das Transformative Forschen herstellen (siehe Abbildung 2). Die Form ist von ähnlichen Dokumenten wie dem Kodex kooperativer Stadt (Urbane Liga 2020: 61–66) oder den Sechs Thesen einer Postwachstumsplanung (Lamker und Schulze-Diekhoff 2019: 4–8) inspiriert.

Dabei stehen die zehn Thesen durchaus auch zueinander im Widerspruch oder haben offene Flanken: So sind die von uns als zentral identifizierten Zielkonflikte transformativen Forschens (siehe oben) im Manifest abgebildet. These 3 hält die Transdisziplinarität hoch, ist aber – vor allem in Kombination mit These 10 – auch als Herausforderung für das klassische Wissenschaftsverständnis der Universitäten, in denen wir uns bewegen, zu sehen (Zielkonflikt 1). These 2 und These 5 stehen in direkter Konkurrenz zueinander im Sinne des zweiten Zielkonflikts zwischen Partizipation und Normativität. Die Problematik, dass klassische wissenschaftliche Gütekriterien ergebnisoffene transformative Prozesse kaum anerkennen (Zielkonflikt 3), ist in den Thesen 8 und 9 angelegt.

Nach mehreren iterativen Schlaufen entschieden wir uns im Sommer 2021, das Manifest im wissenschaftlichen Diskurs auf der Jahrestagung des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) mit dem Thema Raum & Transformation zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Um gemeinsam mit den Teilnehmenden stärker in den Austausch zu kommen und detaillierte Reaktionen zu erhalten, entschieden wir uns für die experimentelle Form eines Planspiels. Besonders im Fokus standen dabei die Zielkonflikte und der Umgang mit diesen.

Die Methode des Planspiels

Für die Entwicklung eines Planspiels entschieden wir uns, da wir nach einer interaktiven Methode gesucht hatten, die für Teilnehmende verschiedener Wissensstände eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht und sich fremde Gruppen niedrigschwellig zu vielschichtigen Diskussionen anregt. Der diskursive Charakter gehört außerdem zu den grundlegenden Elementen transformativer Forschung. Planspiele sind eine traditionsreiche Methode, um konfliktreiche Situationen zu simulieren. Während zunächst vor allem militärische und ökonomische Themen bespielt wurden, werden heute im Bereich der politischen Bildung vielfältige gesellschaftliche Querschnittsthemen aufgegriffen (Rappenglück 2010). Dabei steht der Plan für die Modellhaftigkeit des Falls und die vorgegebenen Regeln und Ziele im Rahmen der Methode. Durch das Spiel soll eine handlungsorientierte und intensive Lernerfahrung kreiert werden, die auch Spaß macht (ebd.). Dabei interagieren Mitspieler:innen untereinander und beeinflussen durch ihre ausgehandelten Entscheidungen Verlauf und Ergebnis des Planspiels.

Für uns bedeutete die Entwicklung des Planspiels Das verzwickte Reallabor in Mittelingen, die wissenschaftliche Diskussion um das transformative Forschen aufzugreifen und anhand eines fiktiven, aber realitätsnahen Beispiels zu konkretisieren.

In unserem Planspiel wird ein mehrjähriger Forschungsprozess didaktisch so reduziert, dass er innerhalb von 90 Minuten durchspielbar ist. Die dafür notwendige Komplexitätsreduktion hat uns zu einer deutlichen Vorstrukturierung des Entscheidungsraums veranlasst. Das Ausgangsszenario des Planspiels stellt ein Forschungsvorhaben zu Transformationsprozessen in einer kleinen Mittelstadt dar, in dessen Rahmen ein Reallabor durchgeführt wird. Die Teilnehmenden schlüpfen in die Rolle von befreundeten Expert:innen, die den im Forschungsprojekt aktiven Doktorierenden in drei aufeinander aufbauenden Dilemma-Situationen mit Rat zur Seite springen. In den jeweiligen Diskussionsrunden müssen Handlungsentscheidungen getroffen werden, wie das Reallabor weitergestaltet werden soll, und es wird über die jeweiligen Auswirkungen reflektiert. Dabei greifen die Fallkonstellationen in den einzelnen Runden die zentralen Zielkonflikte transformativen Forschens auf und werden jeweils mit Verweis auf das Manifest eingeleitet (siehe Abbildung 3).

Die Abbildung zeigt den Zusammenhang zwischen den Zielkonflikten, dem Manifest und dem Planspiel. Unsere drei wichtigsten Zielkonflikte werden in sechs Punkten des Manifestes explizit. In den drei Runden des Planspiels werden diese Zielkonflikte dann jeweils behandelt und über das Manifest diskutiert.
Abbildung 3: Wie die Zielkonflikte über das Manifest Eingang ins Planspiel finden.
Quelle: Eigene Darstellung.

In der ersten Runde protestieren Bürger:innen aufgrund wegfallender Parkplätze und die Forschenden müssen sich entscheiden, ob sie das Reallabor deshalb in reduzierter Form durchführen. Die Teilnehmenden setzen sich auf diese Weise mit Zielkonflikt 2 zwischen den eigenen normativen Zielen und dem Anspruch auf Mitsprache aller Beteiligten auseinander. In Runde 2 droht ein Entzug des Vertrauens der Bürgermeisterin, da in der Stadtbevölkerung Skepsis gegenüber den Forscher:innen entstand und sie sich eher als Versuchskaninchen denn als Partner:innen auf Augenhöhe vorkommen. Es muss entschieden werden, ob dem auf wissenschaftliche Erkenntnis ausgerichteten Forschungsprozess oder dem transdisziplinären Aushandlungsprozess höhere Priorität eingeräumt wird. Damit bewegen sich die Teilnehmenden im Bereich von Zielkonflikt 1 (zwischen transdisziplinärer Kontextualität von Wissen und dem klassischen wissenschaftlichen Anspruch auf Übertragbarkeit). Bei der Überlegung, wie sich die Entscheidung auf spätere Forschungsergebnisse auswirkt, wird aber auch durchaus bereits Zielkonflikt 3 (widersprüchliche Gütekriterien bezüglich der Forschungsergebnisse) relevant. In der dritten und letzten Runde wird das Reallabor ausgewertet. Entsprechend der vorangegangenen Entscheidungen sind verschiedene Akteur:innen vor Ort oder in den Universitäten mehr oder weniger zufrieden, was die Frage nach dem Erfolg des transformativen Forschungsprojekts aufwirft. Zielte diese Runde in der Konzeption vor allem auf Zielkonflikt 3, deutete sich schnell an, dass hier alle drei zentralen Zielkonflikte der Transformativen Forschung in die Diskussion mit hineinspielen. Eine detaillierte Beschreibung von Ausgangsszenario und Runden findet sich in den Planspielmaterialien, die wir online zur Verfügung stellen.

Wir haben das Planspiel bis heute zweimal durchgeführt, zunächst vor Ort im Rahmen der IÖR-Jahrestagung 2021 mit einer heterogenen Runde von zwölf Personen aus Wissenschaft und Praxis. Für diesen Anlass war das Planspiel ursprünglich konzipiert. Da das Interesse an der Auseinandersetzung groß war, luden uns einige Teilnehmende anschließend in ihre Organisation oder Forschungseinrichtung ein, wodurch wir eine zweite digitale Durchführung mit acht Personen aus der Forschungsgruppe Transformation der Lokalen Ökonomie (TransLOek, Hochschule Niederrhein) machen konnten; weitere sind in Planung. Zuvor gab es einen Pretest im Rahmen unseres Kollegs. Die Materialien wurden jeweils hinsichtlich der Anmerkungen der Teilnehmer:innen überarbeitet. Wir empfehlen eine Gruppengröße von maximal zehn Teilnehmenden, um allen die aktive Mitarbeit zu ermöglichen; bei größeren Gruppen kann parallel gespielt werden.

Zielkonflikte im Spiel gelöst?

Aus der zweimaligen Durchführung des Planspiels lassen sich nun erste Antworten auf die Frage finden, wie mit den Zielkonflikten des Transformativen Forschens aus Sicht der Teilnehmenden – und damit von Expert:innen des Transformativen Forschens – umgegangen werden kann. Die Diskussionen aus den Planspieldurchführungen lassen sich sechs Themenbereichen zuordnen (siehe Abbildung 4). Während die Punkte Prozessgestaltung, Kommunikation und Partizipation essenzieller Bestandteil einer jeden guten Projektplanung und -organisation sein sollten, erscheinen uns die Aspekte Erwartungs- und Konfliktmanagement sowie Transformationsbereitschaft besonders relevant für transformative Forschungsprozesse, weshalb wir auf diese ein größeres Augenmerk in diesem Artikel legen.

Die Abbildung zeigt ergänzend zum Text eine Übersicht der Ergebnisse aus den bisherigen Diskussionsrunden des Planspiels. Die Ergebnisse werden zu sechs Themenbereichen zusammengefasst: Partizipation; Kommunikation; Prozessgestaltung; Erwartungsmanagement; Konfliktmanagement; Transformationsbereitschaft.
Abbildung 4: Ergebnisse der Diskussionsrunden. Quelle: Eigene Darstellung.

Wer erwartet was von wem?

In den komplexen Akteurskonstellationen transformativer Forschungssettings treffen nicht nur Individuen mit unterschiedlichen Erwartungen aufeinander, sondern Akteur:innen mit unterschiedlichen institutionellen Handlungskontexten. Sie agieren in der Regel im Auftrag (einer Universität, einer Stadtverwaltung, einer zivilgesellschaftlichen Gruppierung, …) und in mehr oder weniger deutlich abgesteckten Handlungsspielräumen. Auszudrücken, für welche Rollen, Ziele und Erwartungen man im konkreten Setting steht, ist angesichts ihrer Komplexität oft herausfordernd. Überlappende und widersprüchliche Routinen und Konventionen, die in Institutionen üblich sind, können die Kommunikation über die jeweiligen Erwartungen also letztlich erschweren (Huning et al. 2021: 1599).

Auf das Planspiel übertragen bedeutet dies, dass an die Forschenden im Reallabor in Mittelingen unterschiedliche Erwartungen diverser Akteur:innen herangetragen werden. Dies können politische Vertreter:innen, die sich auf politisch gefasste Beschlüsse beziehen, Ladenbetreiber:innen vor Ort, die Nachteile durch die Parkplatzumnutzung befürchten, oder die Doktormütter und -väter, die universitäre Institutionen vertreten und nicht zuletzt die Forscher:innen selbst mit ihren normativen Ansprüchen zwischen all diesen Stühlen sein. Die Entscheidungen in den einzelnen Planspielrunden stellen die Forscher:innen vor die Herausforderung, abwägen zu müssen, welche Erwartungen sie in welcher Form erfüllen können oder wollen. Provozieren sie einen potenziellen Konflikt, indem das Umnutzungsvorhaben ohne Abstriche durchgeführt wird, oder müssen sie die Erwartungen an sich, ihre Forschung und an die Große Transformation abschwächen? Räumen sie der Aufklärungsarbeit oder der Beantwortung der Forschungsfragen einen höheren Stellenwert ein?

Für die Diskutierenden hatte vor allem eine klare und transparente Auseinandersetzung mit den Zielen und Erwartungen aller am Prozess Beteiligten eine hohe Priorität. Von Beginn des Forschungsprozesses an müssten sämtliche Ziele und Erwartungen aller möglichst früh und kontinuierlich explizit gemacht werden. Da sich diese widersprechen können, sollte im gleichen Zuge eine Priorisierung dieser stattfinden. Wichtig sei sich bewusst zu machen, welche Erwartungen und Ziele zwingend erfüllt beziehungsweise erreicht werden sollen und welche eher optional und damit auch veränder- und verhandelbar sind. Auf der Ebene normativer Zielkonflikte sollte eine Auseinandersetzung hinsichtlich der Frage stattfinden, welche Ziele höher zu gewichten sind: Die eigenen Forschungsziele (und damit der von Forscher:innen gesteckte normative Rahmen) oder das Ziel, dass Bürger:innen vor Ort vom Transformationsprozess profitieren (und damit eher Partikularinteressen im Mittelpunkt stehen)? Eine – wenn auch einschneidende – Hilfestellung zur Priorisierung und Gewichtung könnte dabei sein, die Große Transformation von Transformativer Forschung zu trennen. So könnten, auch wenn konkrete Transformationsziele verfehlt werden, die Ziele der transformativen Forschung dennoch erreicht werden, indem Transformation auf anderer Ebene oder in einem anderen Kontext stattfindet. Im Sinne des Planspiels hieße das beispielsweise, nur 20 Parkplätze statt 60 umzunutzen, aber eine Innenstadtbelebung auszulösen und diesen Prozess beforschen zu können. Andere Planspielende plädierten für ein Festhalten an einer möglichst umfassenden Umnutzung und damit am Ziel der Großen Transformation, was allerdings wiederum von der klaren Kommunikation der eigenen Maximen begleitet werden müsse.

Transformation bedeutet auch immer Konflikt

Die im Planspiel auftretenden Konflikte finden auf mehreren Ebenen statt. Unterschieden werden kann aus konflikttheoretischer Sicht zwischen Konflikten auf der materiellen und Konflikten auf der Wertebene (u.a. Glasl 2013: 55; Bonacker und Imbusch 2010: 70; Meyer-Oldenburg 2003: 93-95). Auf der materiellen Ebene geht es um die Verteilung von Gütern (im Planspiel entspräche dies der Verteilung der Parkplätze), was oftmals mit Hilfe von Kompromissen gelöst werden kann (Hirschmann 1994). Bei Konflikten auf der Wertebene dagegen sind individuelle Wertvorstellungen, die auf „tief einsozialisierten und damit […] identitätsnahen Erfahrungen“ (Dubiel 1997: 431) basieren, der Konfliktgegenstand. Solche Konflikte können nicht einfach mithilfe eines Kompromiss gelöst werden wie zum Beispiel die Uneinigkeit über den normativen Anspruch an die Große Transformation im Planspiel.

Egal für welche Antwortmöglichkeit sich die Teilnehmenden im Planspiel entscheiden, jede Möglichkeit bringt auf irgendeiner Ebene Konflikte mit sich: Konflikte, weil unterschiedliche Nutzungsansprüche aufeinanderprallen, weil manche sich nicht ausreichend mitgenommen fühlen oder weil sich wissenschaftliche Ansprüche unterscheiden. Neben dem bereits erwähnten Erwartungsmanagement war für die Diskutierenden daher die frühzeitige Auseinandersetzung mit möglichen Konflikten wichtig, was bedeutet, sich als Forscher:in von Beginn an Konfliktpotenzialen bewusst zu sein, diese nach Möglichkeit zu antizipieren und unterschiedliche Szenarien vor Beginn des Forschungsprozesses durchzuspielen. Wichtig sei es auch, sich der Herkunft und Bedeutung auftretender Konflikte bewusst zu sein. Jeder Konflikt bringe eine Historie mit sich, die in einem Forschungsprozess unbewusst weitergeführt werden könne. Die Herkunft des Konflikts zu kennen, ermögliche es, Negativ-Spiralen zu durchbrechen. Dabei dürfte auch die Einordnung in materielle und Werte-Konflikte helfen, um sich bewusst zu machen, wann Verhandlung sinnvoll ist und wann emotionale Annäherung. Große Zustimmung unter den Planspiel-Teilnehmenden fand die Aussage eines Teilnehmers, dass Transformation wohl immer Konflikt sei, was wir als Forscher:innen manchmal einfach akzeptieren, stehen lassen und somit aushalten müssten – eine auch für uns wichtige Aussage, die daher Eingang in unser Manifest (siehe These 6 in Abbildung 2) gefunden hat.

Wer oder was wird eigentlich transformiert?

Transformative Forschungsprozesse sind keine linearen Prozesse, da viele Akteure diese mitgestalten (Lang et al. 2012: 38). In solchen Prozessen steckt viel Aushandlung, Anpassung und auch potenzielles Scheitern, was sich auch in den einzelnen Planspielrunden immer wiederfindet. Allen Planspiel-Teilnehmenden war von Beginn an klar, dass an vielen Stellen die erhoffte Ideallinie nicht – weder im normativen noch im klassisch-wissenschaftlichen Sinne – eingehalten werden kann, sondern Kompromisse Teil des Geschehens sind. Dies wurde unter anderem dadurch deutlich, dass die Teilnehmenden oftmals eine Lösung C oder A/B+ vorschlugen, die einen Kompromiss zu den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten darstellte oder zusätzliche Bedingungen formulierte.

Als wirklich gescheitert wurde der Verlauf des Reallabors – unabhängig der gewählten Pfade – von den Planspiel-Teilnehmenden hingegen nie gesehen, sondern vielmehr als ein Prozess, der selbst Transformationen unterworfen ist. Hinsichtlich der Zielsetzungen könne dies beispielsweise bedeuten, Flexibilität in den Fragestellungen und im Forschungsdesign von vorneherein mitzudenken. Aus Sicht der Teilnehmenden müssten – radikal gedacht – alle Beteiligten an einem transformativen Forschungsprozess die Möglichkeit haben, das Forschungsdesign mit zu entwickeln und die Ausrichtung zu bestimmen, erst dann sei es auch wirklich ein Forschen auf Augenhöhe. Hierfür müssten auch wissenschaftliche Akteur:innen die Transformationsbereitschaft aufbringen, vom klassischen Wissenschaftsverständnis abzuweichen, sprich die Forschenden selbst, aber auch Betreuer:innen und Fördermittelgeber:innen nicht enttäuscht sein, wenn das Reallabor andere Ergebnisse erzielt hat als ursprünglich erwartet. Eine Höhergewichtung des Prozesses im Gegensatz zum Ergebnis dürfte hierzu beitragen. Die Planspielteilnehmenden betonten in diesem Kontext die Wichtigkeit, die eigenen einsozialisierten Erfahrungen zu hinterfragen und gegebenenfalls auch zu ändern. Das hieße, dass Forschende bereit sein sollten, das eigene Forschungsinteresse und Wissenschaftsverständnis anzupassen, aber auch Zivilakteur:innen offen sein sollten, eigene Partikularinteressen hinten anzustellen.

Transformationsbereitschaft auf vielen Ebenen ist also eine Voraussetzung, um einen Umgang mit Zielkonflikten des transformativen Forschens zu finden – oder sich die Frage, wie sie eine Teilnehmerin stellte, immer wieder bewusst zu machen: Was ist denn eigentlich das Transformationsobjekt bei transformativer Forschung? Doch auch mit einer radikalen Offenheit hinsichtlich Transformationsobjekt und Transformationsbereitschaft sind die Zielkonflikte des Transformativen Forschens nicht automatisch gelöst; schließlich besteht weiterhin ein Rechtfertigungsdruck gegenüber universitärer Institution, beteiligten Akteur:innen oder auch dem eigenen Idealismus. In den Diskussionen der Teilnehmenden wurde deutlich, dass es aufgrund von Zielkonflikten teilweise nötig sein dürfte, auch vermeintlich nicht verhandelbare Ziele und Ansprüche herunterzuschrauben, um überhaupt ein Teilziel zu erreichen.

Eine stetige Aushandlung zwischen Radikalität und Realismus dürfte die Praxis der Transformativen Forschung auszeichnen – ein Spannungsfeld, das wissenschaftlichen Diskursen im Allgemeinen sicherlich gut tut.

Transformative Potenziale der Methode Planspiel

Eine alternative Perspektive auf das Transformationsobjekt lässt sich auch in Bezug auf das Planspiel Das verflixte Reallabor in Mittelingen selbst einnehmen: Es wurde zunächst zu dem Zweck konzipiert, dass das Graduiertenkolleg von den Praxiserfahrungen anderer Forscher:innen lernen und das Manifest präsentieren und weiterentwickeln kann. Doch auch wenn wir das Planspiel nicht darauf ausgerichtet hatten, war uns doch klar, dass es auch die Teilnehmenden zum Nachdenken bringen würde. Das Potenzial für diesen Effekt konnten wir bisher nicht durch Evaluation überprüfen, es lässt sich aber durchaus herleiten und stellt neben dem inhaltlichen Erkenntnisgewinn einen großen Vorteil der Methode dar: Das Planspiel birgt das Potenzial, bei den teilnehmenden Wissenschaftler:innen innere – und womöglich selbst transformative – Lern- und Reflexionsprozesse anzuregen, die deren Handeln in der Praxis des Transformativen Forschens beeinflussen.

Nach den handlungstheoretischen Konzeptionen von Donald A. Schön ist es das reflecting-in-action – das mit der Handlung verwobene Reflektieren über sie – das die Chance eröffnet, die eigenen Routinen zu hinterfragen und zu verändern (Schön 1983: 50). Dabei geht es im Idealfall nicht nur um ein Einschleifenlernen, bei dem nach Wegen gesucht wird, ein gesetztes Ziel zu erreichen, sondern auch um ein Doppelschleifenlernen, das zusätzlich Wertvorstellungen und Ziele hinterfragt (Argyris und Schön 1999: 35–36). Ein Planspiel kann an dieser Stelle ansetzen und eine Ergänzung bereits bestehender Praktiken darstellen: So kann die Simulation konkreter Problemstellungen aus der Praxis dazu beitragen, Lösungen zu entwickeln und diese in die Praxis zu transferieren. Das Planspiel hat gegenüber der realen Praxis unter anderem den Vorteil, zeitlich auseinander liegende Ereignisse kondensiert durchzuspielen (Kriz 2009: 574).

Diese theoretisch hergeleiteten Lernmechanismen lassen sich in den einzelnen Elementen des Planspiels Das verflixte Reallabor in Mittelingen wiederfinden: Im Planspiel wird ein jahrelanger transformativer Forschungsprozess in 90 Minuten – selbstverständlich stark vereinfacht und modellhaft – nachgestellt, sodass dieser Prozess insgesamt und nicht nur als einzelne Begebenheiten erlebt und eingeordnet werden kann. So können zum Beispiel bei der Entscheidung, ob ein partizipativer Workshop oder nur eine Informationskampagne durchgeführt werden sollte (Runde 2), unmittelbar die Erwägungen von vor einem halben Jahr (Runde 1) einbezogen, weitergedacht oder überdacht werden. In der Folge sind Erfahrungen und Erkenntnisse zu erwarten, die Praxis ergänzen und von ihr abweichen (Kriz 2009: 574). Der Schritt zurück des Reflektierens, der Schöns (1983) reflecting-in-action innewohnt, dürfte im vorliegenden Planspiel folglich umso stärker zur Geltung kommen. Die Perspektive von außen auf das eigene Handeln wird hier in besonderem Maße eingenommen. Schließlich findet die gesamte Praxis eines transformativen Forschungsprozesses in simulierter Form kondensiert in kurzer Zeit statt. So können die Kernelemente und die zentralen Herausforderungen nacherlebt und direkt reflektiert werden.

Das Spiel geht weiter…

In den beiden Durchführungen des Planspiels Das verzwickte Reallabor in Mittelingen konnten Forscher:innen ihren eigenen Alltag spielerisch durchleben, erkunden, ausleuchten und diskutieren. Dies half uns – dem Graduiertenkolleg MaM – dabei, unsere Vorstellung von Transformativen Forschungsprozessen weiter zu differenzieren. Bezüglich der Zielkonflikte, die uns seit Beginn unserer Promotionen beschäftigen, konnten die Planspieler:innen in ihren Diskussionen zwar keine endgültigen Lösungen finden, aber die eine oder andere erörterte Umgangsweise wird auch uns sicherlich im Forschungsalltag weiterhelfen. Gerade in Bezug auf die notwendigen Kompetenzbereiche Erwartungsmanagement, Konfliktmanagement und Transformationsbereitschaft konnten wir neue Perspektiven gewinnen.

Das Foto zeigt wie die Teilnehmer:innen der IÖR-Jahrestagung 2021 in drei Stuhlkreisen über unsere Spielmaterialien diskutieren.
Abbildung 5: Spielgruppen bei der IÖR-Jahrestagung 2021. Foto: Anna-Maria Schielicke/IÖR Media.

Dafür und für ihre Neugier, Spielfreude und das ausführliche Feedback möchten wir uns herzlich bei allen Planspiel-Teilnehmenden bei der IÖR-Jahrestagung 2021 und im TransLOek-Forschungsteam bedanken! Wir hatten den Eindruck, dass auch die teilnehmenden Wissenschaftler:innen im Sinne der Selbsttransformation einige Impulse für eine Weiterentwicklung ihrer Praxis der Transformativen Forschung mitnehmen konnten. In welche Richtung sich diese bewegt, hängt natürlich nicht nur von ihnen ab, sondern nach dem Prinzip der Transdisziplinarität auch entscheidend von ihren Praxispartner:innen und deren individueller Transformationsbereitschaft. Nach den Erfahrungen mit Wissenschaftler:innen planen wir weitere Durchläufe des Planspiels, bei denen auch unmittelbar Praktiker:innen und zivilgesellschaftliche Akteur:innen aus Reallaboren beteiligt sein sollen, um deren Perspektive auf die Zielkonflikte Transformativen Forschens zu ergänzen. Darüber hinaus laden wir alle Leser:innen dieses Artikels ein, die Planspielmaterialien in ihren eigenen Forschungssettings anzuwenden, damit zu experimentieren und sie weiterzuentwickeln – und sich auf Transformation auf verschiedenen Ebenen einzulassen. Viel Spaß dabei!

About the author(s)

Lea Fischer, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH Aachen.

Marie Graef, Lehrstuhl für Technik- und Umweltsoziologie der Universität Stuttgart.

Florian Markscheffel, Lehrstuhl für Technik- und Umweltsoziologie der Universität
Stuttgart.

Julia Shapiro, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH Aachen.

Christina Wilkens, HfWU Nürtingen-Geislingen, Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen der RWTH Aachen.

References

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