- Start
- Ein Reallabor-Setting
- Das Projekt KlimaNetze
- Die Begriffsdefinition von Reallaboren
- Grundsätzliches zur Prozessgestaltung
- Die involvierten Akteure und deren Rollen
- Ein Setting für das transformative Forschen
- Akteurscluster
- Phase 1: Den Reallaborprozess vorbereiten
- Phase 2: Reallabore umsetzen und begleiten
- Phase 3: Reallabore aus-/verwerten
- Die Umsetzung des Settings im KlimaNetze-Projekt
- Phase 1: Den Reallaborprozess vorbereiten
- Phase 2: Reallabore umsetzen und begleiten
- Phase 3: Reallabore aus-/verwerten
- Fördernde Faktoren für das transformative Forschen
- Last but not Least
- About the author(s)
- References
Published 31.05.2022
Transformativ Forschen
KlimaNetze: Ein Reallabor-Setting auch für andere Forschungsprojekte?
Transformative Research
ClimateNetworks: A Real-World Laboratory Setting for Other Research Projects As Well?
Keywords: Reallabore; Klimaschutz; transformatives Forschen ; Real-world laboratories; climate protection; transformative research
Abstract:
Im transformativen Verbundforschungsprojekt KlimaNetze wurde anhand von zwei Reallaboren erprobt, wie das Zusammenwirken von Akteuren im Bielefelder Klimaschutz verbessert werden kann. Das von 2016 bis 2019 durchgeführte Projekt war in jeder Hinsicht erfolgreich, unter anderem, weil der Reallaborprozess und das gewählte Akteurssetting stimmig waren. In diesem Artikel werden Anteile des Settings beschrieben, die möglicherweise auf andere transformative Forschungsprozesse übertragbar sind. Wie diese Rahmensetzungen ausgestaltet werden können, wird mit Beschreibungen aus dem Projekt KlimaNetze illustriert. Zum Verständnis werden einleitend Kernelemente aus dem Projekt KlimaNetze beschrieben. Der Artikel endet mit der Darstellung einiger Faktoren, die eine Anwendung des Settings begünstigen.
In the transformative collaborative research project ClimateNetworks, two real-world laboratories examined the improvement possibilities of the interaction of actors in Bielefeld‘s climate protection. The project, conducted from 2016 until 2019, was successful in every respect, partly because of the coherent process of the real-world laboratories and the chosen actor setting. This article describes parts of the setting which are maybe transferable to other transformative research processes. The description of the project illustrates the designing process of such a setting. Core elements of the project are presented in the introduction. The article ends with a description of some factors that favour the application of the setting.
Ein Reallabor-Setting
Im transformativen Verbundforschungsprojekt KlimaNetze wurde anhand von zwei Reallaboren erprobt, wie das Zusammenwirken von Akteuren im Bielefelder Klimaschutz verbessert werden kann. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der sozialökologischen Forschung FONA 2016-2019 geförderte Projekt war in jeder Hinsicht erfolgreich: Die KlimaNetze-Forschungen haben wissenschaftlich relevante Erkenntnisse etwa zu Akteursnetzwerken im kommunalen Klimaschutz und zur Entstehung von sozialen Innovationen hervorgebracht. Darüber hinaus haben die beiden Reallabore in Bielefeld einen bleibenden Nutzen erzeugt – und mehr noch: Die beteiligten Bielefelder Akteure arbeiten aktuell im Rahmen eines Nachfolge-Forschungsprojektes daran, das Projekt KlimaNetze zu verstetigen: Sie wollen damit auch in Zukunft durch ein verbessertes Zusammenwirken der Akteure in Bielefeld mehr Klimaschutz möglich machen (ILS o. J.). Eine ausführliche Beschreibung des Projektes KlimaNetze findet sich in dessen Schlussbericht (Fox-Kämper et al. 2020).
Das Projekt KlimaNetze war unter anderem so erfolgreich, weil der Reallaborprozess und das gewählte Akteurssetting stimmig waren. Ein Kernelement dieses Settings war, dass im KlimaNetze-Projekt Praxisakteure innerhalb eines für sie attraktiven Rahmens Ideen für Reallabore entwickelten und selber umsetzten.
Die Autorinnen vermuten, dass einige Elemente dieses Settings auch in anderen transformativen Forschungsprojekten erfolgreich angewendet werden könnten. Mit diesem Artikel haben sie den Versuch unternommen, Anteile des Settings zu identifizieren und zu beschreiben, die möglicherweise auf andere transformative Forschungsprozesse übertragbar sind. Wie diese durchaus groben Rahmensetzungen kontextabhängig ausgestaltet werden können, wird mit Beschreibungen aus dem Projekt KlimaNetze illustriert. Damit diese Ausführungen verständlich werden, werden einleitend Kernelemente aus dem Projekt KlimaNetze beschrieben. Der Artikel endet mit der Darstellung einiger Faktoren, die eine erfolgreiche Anwendung des Settings begünstigen.
Das Projekt KlimaNetze
Im Projekt KlimaNetze bestand die Aufgabe darin,
- einen Nutzen für die Praxis zu erzeugen: Das Zusammenwirken von Akteuren im und für den Klimaschutz in Bielefeld sollte mit Hilfe von zwei Reallaboren verbessert werden.
- einen Nutzen für die Wissenschaft zu erzeugen: Erforscht wurden unter anderem Akteursnetzwerke im Bielefelder Klimaschutz, das Entstehen sozialer Innovationen sowie fördernde und hemmende Faktoren für die Umsetzung der Reallabore.
Um das unten beschriebene Setting für das transformative Forschen verstehen zu können, werden im Folgenden Informationen aus dem Projekt KlimaNetze zu den Reallaboren, zur Prozessgestaltung und den Akteuren im Projekt vermittelt.
Die Begriffsdefinition von Reallaboren
Für das Förderprogramm Zukunftsstadt des BMBF, in dessen Rahmen das Projekt KlimaNetze gefördert wurde, waren Reallabore wie folgt definiert: „Ein Reallabor bezeichnet einen gesellschaftlichen Kontext, in dem Forscherinnen und Forscher Interventionen im Sinne von Realexperimenten durchführen, um über soziale Dynamiken und Prozesse zu lernen.“ (BMBF 2015: 16) Neben dieser Definition gab es für Reallabore zu Beginn des Forschungsprojektes KlimaNetze viele weitere, eine einheitliche Definition gab es noch nicht (Parodi et al. 2016: 9). Entsprechend vielfältig waren Reallabore in anderen Forschungskontexten. Im Forschungsprozess wurde daher in Anlehnung an die Reallabor-Definition des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und unter Berücksichtigung eigener Erfahrungen aus partizipativen und kooperativen Stadtentwicklungsprozessen ein eigenes Verständnis davon entwickelt, was im Projekt unter dem Begriff Reallabor zu verstehen ist. Gelebt und den Praxispartner:innen gegenüber kommuniziert wurde folgende eigene Definition:
„Reallabore sind Projekte, bei denen es darum geht, gewünschte Veränderungen in der Praxis zu erproben und in Bezug auf mögliche Verstetigungen auszuwerten. Dabei sollen Wissenschaft und Praxis voneinander lernen: Die Veränderungsprozesse der Praxis sollen zum einen durch Impulse aus der Wissenschaft qualifiziert werden. Zum anderen erwartet die Wissenschaft aus den Reallaboren Erkenntnisse für ihre Forschungsfragen“
(Fox-Kämper et al. 2020: 37).
Die Reallabore mussten im dreijährigen KlimaNetze-Projekt innerhalb eines Jahres umgesetzt werden. Im Rahmen des KlimaNetze-Projektes wurden zwei Reallabore mit Hilfe eines Bewerbungs- und Qualifizierungsverfahres gesucht und von Bielefelder Reallaborteams umgesetzt: das Projekt Verkehrsräume umverteilen und das Projekt Mobilitätsnetz Bielefeld (kurz: Mobi-Netz). Beide Reallabore wirkten und wirken in der Stadt positiv:
- Verkehrsräume umverteilen: Die Projektgruppe Verkehrsräume umverteilen hat Menschen überzeugt, dass es einen Gewinn an Lebensqualität gibt, wenn in der Bielefelder Wilhelmstraße Parkplätze und der Durchgangsverkehr reduziert werden. An einem Aktionstag simulierte sie gemeinsam mit Anlieger:innen und Anwohner:innen, wie schön es in der Straße ohne Autos sein kann. In diversen Verständigungen insbesondere mit Anlieger:innen, Anwohner:innen, Verwaltungsmitarbeiter:innen und Politiker:innen fand sie heraus, was die konkreten Bedarfe in der Straße sind und welche Maßnahmen Akzeptanz fänden. Hieraus formulierte die Projektgruppe einen Umsetzungsvorschlag an die Politik, dem die politischen Gremien in wesentlichen Punkten folgten. Der Stadtentwicklungsausschuss beschloss am 09.06.2020 einstimmig, dass die Wilhelmstraße vom Durchgangsverkehr abgebunden werden solle; die Verwaltung wurde beauftragt, weitere Planungen zu Umgestaltungen in der Wilhelmstraße und zu Verkehrsführungen im Umfeld vorzunehmen (Stadt Bielefeld 2020). Am 21.09.2021 beschloss der Stadtentwicklungsausschuss mit großer Mehrheit die Fördermittelbeantragung zur Umgestaltung der Wilhelmstraße (Stadt Bielefeld 2021).
- Mobi-Netz Bielefeld: Im Mobi-Netz bündeln Aktive aus ehrenamtlichen Initiativen und Vereinen im Bereich der umweltfreundlichen Mobilität ihre Aktivitäten in einem neuen, belastbaren Netzwerk, um in der Summe mehr Wirkung erzeugen zu können. Als ein erstes gemeinsames Projekt brachte die Gruppe ein Bürgerbegehren zu einem Radentscheid erfolgreich auf den Weg: Sie sammelte 26.576 Unterschriften für eine bessere Radinfrastruktur in Bielefeld. Der Rat der Stadt Bielefeld griff dies auf. In einem Vertrag mit den Vertreter:innen des Bürgerbegehrens verpflichtete sich der Stadtrat am 18. Juni 2020 weitgehend, die elf Forderungen des Bürgerbegehrens umzusetzen (Transition Town Bielefeld o.J.). Im Rahmen des Projektes KlimaNetze vernetzten sich Mitglieder aus diversen Bielefelder Umwelt- und Mobilitätsgruppen; gemeinsam streben sie nun große Ziele an auf dem Weg zu einer Verkehrswende. Die Gruppe hat sich darauf verständigt, was sie unter einer guten Radinfrastruktur versteht. Dies erleichtert die Kommunikation mit der Stadt Bielefeld, die bei partizipativen Verkehrsplanungen nun nur noch einen Ansprechpartner hat. Durch das Mobi-Netz werden Themen und Personen nun stärker wahrgenommen. Zu Akteuren in Politik und Verwaltung wurde ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Die Gruppe will langfristig zusammenarbeiten und sich erweitern.
Grundsätzliches zur Prozessgestaltung
Wie in der oben angeführten Reallabordefinition des BMBF sah die Vorhabenbeschreibung für das Projekt KlimaNetze ursprünglich vor, dass die Reallabore aus Forschungsergebnissen abgeleitet werden. Auch aktuelle Forschungen zu Reallaboren gehen hiervon aus (Rose et al. 2019: 10). Im KlimaNetze-Projekt stellte sich diese Vorstellung jedoch als nicht praktikabel heraus: Es erschien nicht realistisch, in Bielefeld Menschen zu finden, die die aus der Forschung abgeleiteten Reallabore umsetzen würden. Diese Einschätzung führte im Projekt zu einem Strategiewechsel.
Die Reallabore im Projekt KlimaNetze sollten nach der Umsetzung verstetigt werden sowie in Bielefeld einen Nutzen erzeugen, der möglichst über die Laufzeit und die Reichweite der Reallabore hinausgeht (vgl. Schäpe et al. 2018). Aus diesem Ziel wurden Annahmen für die Prozessgestaltung im Projekt KlimaNetze abgeleitet, die aus Erfahrungen in der forschenden Stadtentwicklungspraxis abgeleitet wurden. Prägend waren dabei unter anderem Kenntnisse aus Projekten, in denen Bürger:innen Verantwortung für Stadtentwicklungsprojekte übernehmen (zum Beispiel Bäcker 2005; Walter 2005; Ahrens 2005; Startklar a+b o. J.).
Grundlegende Annahmen für die Reallaborprozess-Gestaltung im Projekt KlimaNetze
waren:
- Praxisakteure vor Ort wissen selber am besten, wo der Schuh drückt und welche Veränderungen sie also herbeiführen möchten.
- Umgesetzt und verstetigt wird nur, was die Praxisakteure vor Ort selber in ihren eigenen Wirkungskreisen umsetzen wollen und können. Dazu müssen alle Akteure, die gebraucht werden, mitziehen und entsprechend einbezogen werden.
- In der Praxis gibt es viele Akteure mit viel Expertise; ihnen kann zugetraut werden, eigene Projektideen in eigener Verantwortung umzusetzen.
- Um im Rahmen des Forschungsprojektes Reallaborideen zu entwickeln und umzusetzen, benötigen Praxisakteure einen ebenso klaren wie unterstützenden und attraktiven Rahmen.
Ausgehend von diesen Annahmen wurden die Kommunikations- und Lernprozesse im Projekt gestaltet. Orientierungen gaben dabei die Grundsätze guter Kommunikation in Prozessen der Stadtentwicklung von Klaus Selle (z.B. Selle 2013: 383–412; Rösener und Selle 2005: 295ff):
Bei der Gestaltung von Kommunikationsprozessen geht es nach Klaus Selle darum, Kommunikation differenziert zu gestalten. Dazu seien unter anderem fünf Fragen in der richtigen Reihenfolge zu beantworten und miteinander in Beziehung zu setzen:
- Was ist Gegenstand der Kommunikation? (Inhalt, Aufgabe und Reichweite von Mitsprache und Kooperation)
- Wer soll an der Kommunikation teilnehmen, und wie sind die Akteure und Zielgruppen zu erreichen?
- Warum und wozu soll die Kommunikation angeboten oder genutzt werden? (Motive, Interessen, Ziele und Nutzen)
- Welche Rahmenbedingungen müssen erfüllt oder hergestellt sein, damit die Kommunikation sinnvoll durchgeführt und wirksam sein kann?
- Erst auf dieser Grundlage kann die Frage nach dem wie – nach den Formen der Kommunikation und ihrem Zusammenhang - sinnvoll beantwortet werden (Rösener und Selle 2005: 296).
Die involvierten Akteure und deren Rollen
In Reallaborprozessen arbeiten Akteure aus Wissenschaft und Praxis zusammen. Wer aber sind die Akteure und wer macht in diesen Prozessen was? Ein Kernelement für die Gestaltung der Kommunikationsprozesse im Projekt KlimaNetze war ein differenziertes und situationsangepasstes Akteurssetting (Fox-Kämper et al. 2020; Franke et al. 2021).
Das Forschungsteam wurde unterteilt in ein Team theoriegeleitete Forschung, ein Team angewandte Forschung und einen KlimaNetze-Kümmerer:
- Im Team theoriegeleitete Forschung arbeiteten Soziolog:innen und Netzwerkforscher:innen des Institutes für Landes- und Stadtentwicklung sowie des Lehrstuhls für Technik- und Organisationssoziologie der RWTH Aachen University zusammen. Das Team untersuchte unter anderem anhand der Reallabore Akteursnetzwerke im Bielefelder Klimaschutz und die Entstehung sozialer Innovationen. Einige der Erhebungen konnten partiell auch zur Unterstützung der Reallaborteams genutzt werden.
- Das Team angewandte Forschung brachte mit seinen Mitarbeiterinnen des Lehrstuhls Planungstheorie der RWTH Aachen University sowohl Forschungs- als auch profunde Praxis-Erfahrungen in den Bereichen Stadtentwicklung, Prozessgestaltung, Partizipation und Moderation ein. Es übernahm die Gestaltung der Kommunikationsprozesse, moderierte Veranstaltungen, unterstützte die Reallaborteams und untersuchte darüber hinaus fördernde und hemmende Faktoren für die Transformationsprozesse.
- Der KlimaNetze-Kümmerer hatte seinen Arbeitsplatz im Umweltamt Bielefeld und übernahm im Forschungsprojekt die wichtige Funktion des Vor-Ort-Netzwerkers und Bindeglieds zwischen den Reallaborteams, dem gesamten Forschungsteam, zwischen Verwaltung/ Politik und anderen Bielefelder Akteuren. Er vermittelte zwischen den verschiedenen Lebenswelten der Akteure und unterstützte die Reallaborteams ebenso wie die Forschungs- und Transformationsprozesse.
Praxisakteure, mit denen das Forschungsteam kooperierte, sind:
- Kooperierende kommunale Akteure waren zunächst die Praxispartner:innen im Verbundforschungsprojekt: Führungskräfte zuständiger kommunaler Verwaltungseinheiten. In Kooperation mit ihnen wurde der Forschungsantrag entwickelt. Nach Projektbeginn gelang es mit ihrer Hilfe, weitere, für die Transformationsprozesse wichtige Akteure in das Projekt einzubinden: Schlüsselpersonen aus Politik, politischen Gremien sowie weitere vom Projekt betroffene Mitarbeiter:innen der Stadtverwaltung.
- In den Reallaborteams arbeiteten im Reallabor Mobi-Netz ausschließlich Akteure aus der Zivilgesellschaft, sowie im Reallabor Verkehrsräume umverteilen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung auf Augenhöhe zusammen. Sie entwickelten die Ideen für ihre Reallabore und setzten diese auch eigenverantwortlich um.
Den Rahmen für die Entwicklung der Reallaborideen erhielten die Reallaborteams durch das Team angewandte Forschung; dieser war mit den kommunalen Kooperationspartner:innen abgestimmt. Die Reallabore wurden wie oben beschrieben durch das gesamte Forschungsteam unterstützt.
Ein Setting für das transformative Forschen
Aus dem Projekt KlimaNetze haben wir ein Setting extrahiert, von dem wir uns vorstellen können, dass es auch in anderen transformativen Forschungskontexten genutzt werden könnte (siehe Abbildung 1). Im Folgenden beschreiben wir zunächst die Akteurscluster, die – ausgehend von den KlimaNetze-Erfahrungen – zu diesem Setting gehören. Im Anschluss erläutern wir drei Phasen, in die transformative Forschungsprojekte mit Reallaboren gegliedert werden können:
- Den Reallaborprozess vorbereiten,
- die Reallabore umsetzen und begleiten, sowie
- die Reallabore aus-/verwerten.
Sie entsprechen in etwa den von Rose et al. (2019: 9–12) beschriebenen Reallaborphasen Co-Produktion, Co-Design und Co-Evaluation.
Akteurscluster
Aus dem Akteurssetting des Projektes KlimaNetze lassen sich fünf Akteurscluster herausschneiden, die im KlimaNetze-Projekt ausgefüllt wurden und die jeweils dazu beitrugen, dass das KlimaNetze-Projekt erfolgreich war. Die fünf Cluster waren:
- Reallaborteams aus der Praxis scharren bestenfalls mit den Füßen, um innerhalb eines begrenzten Zeitraums eine eigene Projektidee in ihren eigenen Wirkungskreisen selbstverantwortlich und intrinsisch motiviert umzusetzen. Damit dies gelingen kann, sollten die Akteure, die zur Umsetzung und gegebenenfalls auch zur Verstetigung der Projektidee gebraucht werden, Teil des Projektteams sein.
- Kümmerer:innen leben und arbeiten dort, wo die Reallabore umgesetzt werden. Der/ die Kümmerer:in hält engen Kontakt zu allen Projektbeteiligten, unterstützt die Reallabore, die Prozessgestaltenden und die Forschenden bei Bedarf, identifiziert Kommunikationsbedarfe und stellt Kommunikation her, die für die Umsetzungs- und Lernprozesse hilfreich sind. Im KlimaNetze-Projekt war der Kümmerer dem Forschungsteam zugeordnet. Denkbar wäre aber auch, dass Kümmerer:innen aus der Praxis kommen.
- Prozessgestalter:innen können komplexe kommunikative und kooperative Prozesse professionell gestalten und moderieren, sie haben profunde Praxiserfahrungen und kennen die grundsätzlichen Handlungslogiken der beteiligten Akteursgruppen. Zugleich haben sie ein Verständnis für Wissenschaft und Forschung. Die Prozessgestaltung hilft, das Forschungsprojekt für die Praxisakteure so aufzustellen und zu übersetzen, dass das Projekt verständlich ist und allen Beteiligten einen Nutzen verspricht. Sie entwickelt einen Prozess, der Forschung und Praxis transparent miteinander verzahnt – und achtet darauf, dass geschieht, was vereinbart wurde. Auch die Prozessgestaltung kann den Reallaborteams Unterstützung anbieten, etwa Moderationen oder Prozessberatungen. Auch sie kann Lern- und Auswertungsprozesse dokumentieren, reflektieren und für verschiedene Öffentlichkeiten aufbereiten. Prozessgestalter:innen waren im KlimaNetze-Projekt Teil des Forschungsteams, sie könnten aber auch aus der Praxis kommen.
- Forschende entwickeln ihre Forschungsfragen, stimmen sie mit Praxisakteuren ab und/ oder machen sie Praxisakteuren gegenüber transparent. Die Forschenden entwickeln eine Methodik, die auf die zeitlichen und inhaltlichen Interessen der Praxisakteure Rücksicht nimmt und setzen ihr Vorhaben schließlich um. Bestenfalls machen die Forschenden den Reallaborteams ein attraktives Unterstützungsangebot, durch das sich Synergien zwischen Forschung und Praxis herstellen lassen.
- Weitere relevante Praxisakteure wären je nach Projektkontext in den Forschungs- und Transformationsprozess einzubinden: Etwa um Akzeptanz für die Forschungen und die Reallaborprozesse herstellen zu können oder um kollektive Lernprozesse zu ermöglichen, die über einzelne Reallabore hinausreichen. Die Rollen dieser Akteure wären im Prozess weiter zu differenzieren. Hier sei nur benannt, dass an diese Akteure zu denken ist.
Die Prozessgestaltung, der oder die Kümmerer:in vor Ort und die Forschenden sollten unabhängig sein – also nicht in einem Auftragnehmerverhältnis zu den Praxisakteuren stehen. Die Zusammenarbeit sollte gleichwohl kooperativ sowie auf die Herausbildung von Vertrauen und einen gegenseitigen Nutzen hin ausgerichtet sein.
Phase 1: Den Reallaborprozess vorbereiten
Bevor die Reallabore starten können, braucht es eine Reihe von substanziellen Vorklärungen. Ziele dieser Vorklärungen sind:
- Rahmengebende Praxisakteure, die für das Erreichen der Forschungs- und Transformationsziele gebraucht werden, wurden identifiziert und sind im Boot. Relevante Akteure committen sich für eine Mitwirkung im Projekt.
- Reallabore werden gesucht und gefunden. Sie durchlaufen einen Qualifizierungsprozess und werden anhand von Kriterien ausgewählt. Es kann Sinn machen, die Suche nach Reallaboren erst zu beginnen, wenn sich relevante rahmensetzende Akteure für das Projekt committet haben.
- Die im Forschungs- und Entwicklungsprozess Beteiligten werden sich über ihre jeweils eigenen Aufgaben, Ziele, Möglichkeiten und Bedarfe bewusst und verständigen sich hierauf aufbauend darauf, wer was im weiteren Projektverlauf mit wem unter welchen Rahmenbedingungen wann wie macht.
- Mit den Beteiligten werden angemessene und robuste Kommunikations- und Kooperationsstrukturen entwickelt, die die Rahmenbedingungen berücksichtigen und die zugleich geeignet sind, die gemeinsam vereinbarten Projektziele zu erreichen.
Idealerweise werden die Vorklärungen und die Eckpunkte der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis mit verschriftlichten Vereinbarungen oder einer Art Vertrag abgeschlossen. Dabei kann es mehrere Vereinbarungen geben: Zwischen dem Forschungsteam und rahmensetzenden Akteuren sowie zwischen dem Forschungsteam und den Reallaboren. Die Vereinbarungen können im Verlauf der Reallabore fortgeschrieben werden. Was in der Phase der Vorklärungen zu den Reallaboren in welcher Reihenfolge zu klären und mit wem zu machen ist, ist abhängig vom jeweiligen Projektkontext. Diese Phase kann also ganz unterschiedlich gestaltet werden.
Phase 2: Reallabore umsetzen und begleiten
Ausgehend von der verschriftlichten Vereinbarung entwickeln die Reallaborteams ihre Projektideen selbstorganisiert und eigenverantwortlich weiter und setzen sie um. Dabei werden sie bestenfalls bei Bedarf nach Kräften unterstützt. Welche Akteure Unterstützung leisten, das konkrete Unterstützungsangebot und der Unterstützungsbedarf der Reallaborteams wird je nach Projekt- und Reallaborkontext unterschiedlich sein.
Bewährt hat sich ein Workshop- und Moderationsangebot zu Beginn des Reallabors: Als Start in einen gemeinsamen Entwicklungs- und Forschungsprozess und als Unterstützung zur Reallaborentwicklung.
Um Lernprozesse zu ermöglichen, die über die einzelnen Reallabore hinausgehen, kann es notwendig sein, dass die Reallabore von Akteuren begleitet werden, die nicht unmittelbar Mitglieder der Reallaborteams sind, beispielsweise Akteure aus Politik und Verwaltung. Was diese Begleitung beinhaltet, ist kontextabhängig.
Phase 3: Reallabore aus-/verwerten
Am Ende der vereinbarten Projektlaufzeit wird das Reallabor gemeinsam mit den Beteiligten aus Praxis und Forschung ausgewertet. Dabei kann ein mehrstufiger Prozess angezeigt sein: Zunächst im vertraulichen Rahmen mit den Reallaboren und dann zusätzlich mit Akteuren, die in die Lernprozesse eingebunden werden sollen.
Worüber bei den Auswertungen mit welchen Zielen und zu welchen Zwecken gesprochen wird, wie viel Zeit sich die Beteiligten für die Auswertungen nehmen wollen und in welcher Weise die Auswertungen durchgeführt werden, vereinbaren die Beteiligten vorab.
Im Anschluss an diese Auswertungen machen sich die Praxispartner:innen idealerweise daran, gewonnene Erkenntnisse umzusetzen. Die Forschenden wiederum bereiten die Erkenntnisse für Wissenschaft und Praxis auf. Der oder die Kümmerer:in vor Ort sowie die Prozessgestaltung können die Verwertungsprozesse begleiten und gegebenenfalls ebenfalls Erkenntnisse publizieren. Idealerweise werden die Erkenntnisse auf neue Kontexte transferiert (Rose et al. 2019).
Die Umsetzung des Settings im KlimaNetze-Projekt
Im Folgenden illustrieren wir, was in den drei Phasen des oben beschriebenen Settings im KlimaNetze-Projekt gemacht wurde.
Phase 1: Den Reallaborprozess vorbereiten
Im KlimaNetze-Projekt wurde ein Findungsprozess für die Reallabore gestaltet: Akteure aus allen gesellschaftlichen Bereichen, die den Kooperationspartner:innen in der Verwaltung als Treiber im Klimaschutz bekannt waren, waren zu einer Ideen-Werkstatt eingeladen worden. Auf ihr entwickelten die Teilnehmenden Projektideen für Reallabore und es fanden sich Projektgruppen, die die insgesamt sieben Ideen ausarbeiten wollten. Es folgte ein an Kriterien orientierter Bewerbungs- und Qualifizierungsprozess für die Reallabor-Ideen. Das theoriegeleitete Forschungsteam unterstützte die Gruppen im Rahmen ihrer Forschungen dabei, relevante Akteure für ihre Projekte zu identifizieren. Schließlich folgte eine Werkstatt, auf der die Teilnehmenden der Werkstatt von den verbliebenen fünf Ideen zwei Reallabore für das KlimaNetze-Projekt auswählten.
Den Reallaborteams war vom Team angewandte Forschung vorab transparent gemacht worden, wer im Forschungsprojekt was macht, welche Erwartungen an die Teams gestellt werden und was aber auch das Angebot des Forschungsprojektes an die Teams ist. Auf dieser Basis wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Forschungsteam und den Reallaborteams vereinbart.
Dem Findungsprozess für die Reallabore gingen umfängliche Abstimmungen mit Akteuren aus Politik und Verwaltung voraus: Das Forschungsteam und die unmittelbaren Projektpartner:innen aus der Verwaltung banden weitere Schlüsselpersonen und -gremien aus Politik und Verwaltung in das Forschungsprojekt ein, die später für die Umsetzung der Reallabore und die Entwicklung von Folgerungen aus dem Reallaborprozess gebraucht werden könnten. Ziele dieser frühzeitigen Einbindung waren, über das Projekt zu informieren, Interessen aus Politik und Verwaltung zu erkunden und einzubinden, zu vereinbaren, wann und wie Politik und Verwaltung in den Prozess eingebunden werden sollen und natürlich: Offenheit und Unterstützungsbereitschaft für den transformativen Forschungs- und Entwicklungsprozess zu erzeugen.
Die Kommunikationsbedarfe im Forschungsprojekt waren sehr hoch, und es wurde bald deutlich, dass nicht alle Projektbeteiligten in allen Gesprächen anwesend sein können und müssen. Es wurde daher eine differenzierte Kommunikationsstruktur entwickelt:
- In einem zweiwöchentlich tagenden Jour Fix traf sich das Forschungsteam, um sich gegenseitig über die Arbeiten in den einzelnen Arbeitssträngen zu berichten und um die Forschungsarbeiten und den Transformationsprozess zu koordinieren.
- Eine Steuerungsgruppe Praxis diente dazu, die Transformationsprozesse in Bielefeld so zu gestalten, dass entsprechend der Zielsetzungen ein größtmöglicher Nutzen für die kommunale Praxis erzeugt wird. An der Steuerungsgruppe nahmen von den Inhalten des Forschungsprojektes betroffene Führungskräfte der Bielefelder Stadtverwaltung, der Transferpartner aus Darmstadt sowie Teile des Forschungsteams teil: die Prozessgestaltung, der KlimaNetze-Kümmerer sowie die Projektleitung.
- In einer Steuerungsgruppe Wissenschaft koordinierten Teile des Forschungsteams die theoriegeleiteten Forschungen im KlimaNetze-Projekt.
Phase 2: Reallabore umsetzen und begleiten
Beide Reallabore nahmen mit einer großen Selbstverständlichkeit die Entwicklung und Umsetzung ihrer Projektideen selbst in die Hand. Dabei wurden sie vom Forschungsteam unterstützt: Das angewandte Forschungsteam unterstützte beide Reallabore mit ein bis zwei Planungsworkshops sowie auf Nachfrage etwa mit Beratungen, Recherchen und inhaltlichen Impulsen. Der KlimaNetze-Kümmerer stand mit beiden Reallaboren im engen Austausch: Er nahm an zahlreichen Treffen teil, vermittelte und begleitete Gespräche etwa zur Politik, übernahm punktuell Aufgaben, wenn die Arbeitslast zu groß zu werden drohte und beriet die Teams. Beide Reallabore erhielten auf Antrag Finanzmittel in Höhe von bis zu 6.500 Euro vom Projektträger, das Forschungsteam unterstützte bei der Antragstellung.
Die Umsetzung der Reallabore wurde durch die oben erwähnte Steuerungsgruppe Praxis begleitet. In der Gruppe wurden Informationen und Erfahrungen ausgetauscht, Kommunikationsbedarfe etwa mit weiteren Akteuren in Politik und Verwaltung identifiziert, Synergien zu Aktivitäten der Verwaltung hergestellt und Vorgehensweisen abgestimmt. Die Arbeit in dieser Steuerungsgruppe ermöglichte Lernprozesse über die einzelnen Reallabore hinaus.
Phase 3: Reallabore aus-/verwerten
Die Auswertung des KlimaNetze-Projekts fand in drei Schritten statt:
- Auswertungsworkshop jeweils mit den Reallaborteams: In diesen Workshops reflektierten die Reallaborteams ihr Projekt, Ergebnisse der Begleitforschungen wurden vorgestellt und diskutiert. Ergebnisse waren neben Erkenntnissen zu den Forschungsfragen unter anderem erste Folgerungen für Bielefeld.
- Workshop Folgerungen I: Mögliche Folgerungen für Bielefeld wurden in einer erweiterten Steuerungsgruppe mit Vertreter:innen der Reallabore, dem Forschungsteam, zentralen Verwaltungsakteuren und der zuständigen Dezernentin erarbeitet.
- Workshop Folgerungen II: Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt und den Reallaboren wurden mit den oben genannten Akteuren sowie zusätzlich mit Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Stadtgesellschaft diskutiert.
Dieser gestaffelte Lernprozess legte die Grundlage für die Folgeaktivitäten, die die Bielefelder Akteure aus dem KlimaNetzte-Projekt ableiteten: das Mobi-Netz setzte seine Arbeit fort, Politik und Verwaltung verfolgten die Umgestaltung der Wilhelmstraße, Praxis- und Forschungspartner:innen entwickelten gemeinsam (erfolgreich) zwei weitere Forschungsanträge zum Transfer der Erfahrungen auf neue Kontexte. Das Forschungsteam publizierte Erkenntnisse und entwickelte sie weiter.
Der Prozess zeigt: Mit unabhängigen Partner:innen als Vermittelnde und Impulsgebende können auch Reallabore mit einem hohen Konfliktpotenzial durchgeführt werden und zu dauerhaften Verbesserungen beitragen.
Fördernde Faktoren für das transformative Forschen
Aus den Erfahrungen im KlimaNetze-Projekt tragen wir nun einige fördernden Faktoren zusammen, die eine erfolgreiche Umsetzung des oben beschriebenen Settings für das transformative Forschen begünstigen. Wir fokussieren uns hierbei auf den Anfang der transformativen Forschungsprojekte, da wir diese Phase als besonders erfolgskritisch wahrgenommen haben.Damit Reallaborprozesse kollektive Lernprozesse werden können, empfehlen wir, im Vorfeld oder zu Beginn des Forschungsprojektes auf folgende Aspekte zu achten:
- Wichtige Führungspersonen und Multiplikator:innen beispielsweise aus Politik und Verwaltung stehen hinter dem Forschungsprojekt und unterstützen es wie oben beschrieben nach Kräften. Hiervon kann abhängen, ob erfolgsversprechende Reallabore gefunden und umgesetzt werden können – und ob die Gestaltung eines kollektiven Lernprozesses, der über die einzelnen Reallabore hinausreicht, möglich ist.
- Weitere Schlüsselpersonen und -gremien, die für Lernprozesse benötigt werden, werden frühzeitig in das Forschungsprojekt eingebunden, möglicherweise bevor das Forschungsprojekt Kontakt zu weiteren Öffentlichkeiten aufnimmt. Hierdurch können Vertrauen aufgebaut sowie Akzeptanz und Mitwirkungsbereitschaft erzeugt werden.
- Reallaborteams verfügen über die Ressourcen, ihre Projektidee innerhalb des Rahmens des Forschungsprojektes eigenverantwortlich umzusetzen. Wenn die Reallabore primär von Praxisakteuren durchgeführt werden und nicht von den Forschenden, ist dies bezogen auf Lernprozesse der Praxisakteure unter Umständen nachhaltiger, als wenn Forschende die Hauptlast übernehmen. Es kann aber aufwändig sein, passende Reallabore zu finden und diese Suchprozesse können scheitern. Inwiefern Praxisakteure über die nötigen Ressourcen verfügen, sollte im Vorfeld eingeschätzt werden
- Für die Praxisakteure muss der erwartbare Nutzen höher sein als der Aufwand, den sie in das Projekt investieren, sonst machen sie nicht mit! Dies stellt erhebliche Anforderungen daran, wie das Projekt den Praxisakteuren gegenüber kommuniziert wird. Durch diesen Blick können Änderungen am Forschungsvorhaben notwendig werden: etwa an den Fragestellungen, der Forschungsmethodik oder auch der Gestaltung der Schnittstellen zwischen Forschenden und Praxisakteuren.
- Für die Phase der Vorklärungen wird hinreichend viel Zeit eingeplant: Komplexe Kommunikations- und Abstimmungsprozesse im Vorfeld eines Reallaborprozesses dauern, wenn das Projekt robust aufgestellt werden soll: weil viele Akteure eingebunden werden müssen, weil Abstimmungsprozesse unter Umständen an Sitzungstermine gekoppelt sind, die lange Vorläufe haben und weil diese Gespräche intensive inhaltliche Vorbereitungen seitens des Forschungsteams erfordern.
Voraussichtlich wird es wie im KlimaNetze-Projekt in vielen Projektkontexten nicht möglich sein, all diese Klärungen bereits in der Antragsphase eines Forschungsprojektes vorzunehmen. Diese Forschungsprojekte sind dann mit deutlichen Unsicherheiten behaftet.
Last but not Least
Im KlimaNetze-Projekt ist vieles richtig gemacht worden. Hiervon können wir für zukünftige Prozesse lernen. Die Grundlage dafür legten die Grundsätze guter Kommunikation in Prozessen der Stadtentwicklung von Klaus Selle (2013). Sie können auch in transformativen Forschungsprojekten wertvolle Orientierungen geben. Das Rad muss also nicht neu erfunden werden.
Gleichwohl – Strukturen können noch so gut sein; wenn die Menschen nicht mitmachen, wird es schwer sein, Erfolge zu erzielen. Im KlimaNetze-Projekt hatten wir das Glück, durchweg mit motivierten, kooperativen, lernbereiten und besonderen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. Dieses Glück wird nicht allen Projekten zuteil sein.
Jeder Forschungsprozess ist anders, allgemeingültige Rezepte für die Gestaltung von Reallaborprozessen wird es kaum geben. Vielleicht gibt das beschriebene Setting anderen Forschenden aber Orientierung, oder es regt zum Weiterdenken an. Teilen Sie uns gerne Ihre Gedanken zu diesem Setting mit. Wir freuen uns über Ihre Feedbacks!
References
Ahrens, Peter Paul (2005): Vom Bürgerbegehren zum Bürgerbad. Das Elsebad in Schwerte. In: Rösener, Britta und Selle (Hg.): Kommunikation gestalten. Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis. Kommunikation in Planungprozessen, Bd. 3. Dortmund: Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, 208–209.
Bäcker, Tobias (2005): Ein Haus für alle: Kultur, Kommunikation, Stadtentwicklung. Die Bürgerstiftung Rohrmeisterei in Schwerte. In: Rösener, Britta und Selle (Hg.): Kommunikation gestalten. Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis. Kommunikation in Planungprozessen, Bd. 3. Dortmund: Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, 201–203.
BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) (2015): Grundsatzpapier des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Partizipation. https://docplayer.org/41142573-Grundsatzpapier-des-bundesministeriums-fuer-bildung-und-forschung-zur-partizipation.html, Zugriff am 07.12.2021
Fox-Kämper, Runrid; Kaip, Elena; Neddermann, Simone; Rösener, Britta; Schmitt, Marco und Stark, Martin (Hg.) (2020): KlimaNetze. Hand in Hand für den Klimaschutz in Bielefeld, Aachen.
Franke, Tim; Kaip, Elena; Rösener, Britta; Schmitt, Marco und Stark, Martin (2021): Wichtige Prozesselemente im transformativen Forschungsprojekt KlimaNetze. In: Lemm, Jacqueline und Häußling, Roger (Hg.): Reallabore als Gestaltungsräume für soziotechnische Innovationen, Düren: Shaker-Verlag, 49–63.
ILS (Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung) (Hg.) (o. J.): KlimaTriebwerk. Forum für Engagierte im Klimaschutz. https://klimatriebwerk.de, Zugriff am 11.01.2022.
Parodi, Oliver; Beecroft, Richard; Albiez, Marius; Quint, Alexandra; Seebacher, Andreas; Tamm, Kaidi und Waitz, Colette (2016): Von „Aktionsforschung“ bis „Zielkonflikte“: Schlüsselbegriffe der Reallaborforschung. In: TATuP – Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 25 (3), S. 9-18. https://www.tatup.de/index.php/tatup/article/view/372, Zugriff am 11.01.2022
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