Published 31.05.2022

Die Geschichte transformativer Forschung

The History of Transformative Research

Keywords: Transformative Forschung; Aktionsforschung; Ruhrgebiet; Wien/ Marienthal; Krise; transformative research; action research; Ruhr area; Vienna/ Marienthal; crisis

Abstract:

Der Begriff der transformativen Forschung ist relativ neu. Der Terminus hat erst vor circa zehn Jahren Einzug in den deutschsprachigen Forschungsdiskurs gehalten. Dennoch wurden schon seit langer Zeit ähnliche Ansätze verfolgt. Im vorliegenden Beitrag erzählen wir die Geschichte der transformativen Forschung nach. Dazu stellen wir drei Beispiele vor, die auf unterschiedliche Art und Weise die Entwicklung transformativer Forschung in deutschsprachigen Raumwissenschafts- und Planungsdiskursen abbilden und beeinflusst haben. Wir identifizieren dabei Entwicklungslinien und zentrale Elemente transformativer Forschung, die bis heute fortgeführt werden. Hierbei richtet sich unser Blick auf methodische Schwerpunkte sowie die den Wandel begleitenden Diskursstränge. 

Transformative research is relatively new in the German scholarly discourse. While the term itself has only been established about ten years ago, similar approaches have been developed for some time. The article narrates the history of transformative research. We present three examples which not only illustrate the development of transformative research but have simultaneously influenced its evolution in German speaking spatial science and planning discourses. We identify trends and characteristics of prior approaches towards transformative research. Our focus lies on the methodological issues and lines of discourse which evolved over time.

Transformations- und transformative Forschung

1944 veröffentlichte Karl Polanyi ein Buch, das heute als Klassiker gilt und laut Google Scholar über 40.000-mal zitiert wurde: The Great Transformation (Polanyi 2001[1944]). Polanyis Buch handelt keineswegs von transformativer Forschung, wie sie aktuell verstanden wird. Vielmehr zeichnete Polanyi die Transformation von der Agrargesellschaft zu einer Marktgesellschaft ausführlich nach, es handelt sich daher um ein Beispiel der Transformationsforschung (Umweltbundesamt 2017). Auch andere Klassiker, wie etwa Adam Smiths (2008[1776]) Wealth of Nations oder auch T.H. Marshalls (1950) Citizenship and Social Class, haben vor allem einen beschreibenden Charakter. Transformationsprozesse wurden in diesen Schriften ausführlich dargestellt, ihre Konsequenzen erklärt. Dennoch würde wohl kaum jemand diesen und anderen Klassikern ihre transformativen Wirkungen absprechen. 

Allerdings unterscheidet beispielsweise der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) zu Recht zwischen Transformationsforschung, die „Übergangsprozesse exploriert, um Aussagen über Faktoren und kausale Relationen in Transformationsprozessen zu treffen“ (WBGU 2011: 23) und der hier im Mittelpunkt des Interesses stehenden transformativen Forschung, „die Transformationsprozesse konkret befördert“ (ebd.). Wir verstehen transformative Forschung in Anlehnung an Schneidewind et al. (2011: 134) als einen Forschungsprozess, bei dem die konkrete (und sichtbare) Umwandlung des Untersuchungsraums mindestens gleichbedeutend neben dem Erkenntnisinteresse steht. In diesem Prozess kombinieren die Forschenden unterschiedliche Forschungs- und Beteiligungsmethoden und arbeiten transdisziplinär mit verschiedenen Akteuren zusammen.

Transformative Forschung befindet sich in einem kontinuierlichen Wandel. Wer die Geschichte der transformativen Forschung erzählen will, muss sich mit zahlreichen verschwimmenden Grenzen und wiederkehrenden Brüchen auseinandersetzen. 

Wissenschaftsdisziplinen sind heute weniger denn je eindeutig voneinander abzugrenzen. Dies wird insbesondere in den Raumwissenschaften mit ihren inter- und transdisziplinären Forschungsansprüchen deutlich. Allerdings scheinen auch die Grenzen zwischen der eher beschreibenden und theoretischen Transformationsforschung sowie den praxisnahen transformativen Forschungsansätzen hin und wieder fließend (WBGU 2011; UBA 2017). Moderne raumwissenschaftliche Forschung ist heute theoretisch, interdisziplinär, analytisch, praxisnah und transformativ zugleich. 

Der vorliegende Beitrag zeichnet diesen Wandel der transformativen Forschung nach. Wir identifizieren dabei Entwicklungslinien und zentrale Elemente transformativer Forschung in älteren raumwissenschaftlichen Forschungsansätzen. Hierbei richtet sich unser Blick auf die methodischen Schwerpunkte sowie die den Wandel begleitenden Diskursstränge. Exemplarisch stellen wir dazu drei Beispiele vor, die auf unterschiedliche Art und Weise die Entwicklung transformativer Forschung im deutschsprachigen Raumwissenschafts- und Planungsdiskurs abbilden und gleichzeitig beeinflusst haben: Aus einem methodischen Blickwinkel erachten wir die Studie Die Arbeitslosen von Marienthal (Jahoda et al. 1975[1933]) als eine wegweisende Vorläuferin für die Anwendung transformativer Forschungsmethoden innerhalb der deutschsprachigen Raumwissenschaften. Den organisierten Widerstand gegen den drohenden Abriss der Arbeitersiedlung Oberhausen-Eisenheim diskutieren wir als ein erfolgreiches Beispiel der Aktionsforschung. Anhand des NRW-Landesprogramms Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf erläutern wir, dass und wie Elemente transformativer Forschung in der Stadtentwicklung durch die Planungspraxis aufgenommen wurden. 

Unsere Beispiele zeigen, dass transformative Forschungsansätze und -methoden häufig einen gemeinsamen Anlass haben: die Krise. In Marienthal war es die Arbeitslosigkeit, in Eisenheim der drohende Abriss der Siedlung und im NRW-Landesprogramm Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf waren und sind vor allem die Herausforderungen benachteiligter Quartiere wichtige Handlungsanlässe. Ein wesentlicher Beweggrund für die derzeitige Neuentdeckung transformativer Forschung ist die globale Klimakrise mit dem Ziel, die Gesellschaft hinsichtlich einer nachhaltigen Lebensweise zu transformieren (WBGU 2011). 

Aktuelle Herausforderungen und methodische Wegbereiter

Obwohl es vorher schon lange Zeit Ansätze transformativer Forschung gab, fand der Begriff vor 2010 im deutschsprachigen Raum quasi keine Verwendung. Als Ausgangspunkt für dessen Etablierung kann das Gutachten des WBGU von 2011 erachtet werden. Aus dessen Forderung nach einer stärker gesellschaftsintervenierenden, nachhaltigkeitsorientierten Forschung wurde der Begriff insbesondere durch das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie in Person von Uwe Schneidewind geprägt (Schneidewind et al. 2011; Parodi et al. 2016; Räuchle et al. 2021). In den Planungswissenschaften wird heute unter transformativer Forschung vor allem der Einsatz von innovativen Forschungsmethoden, wie Reallaboren, Urban Transition Labs oder ähnlichen Laboransätzen verstanden (Räuchle et al. 2021). Transformiert werden hierbei unterschiedliche Ebenen: Der (lokale) Raum, die Gesellschaft, aber auch die Wissenschaftsdisziplinen selbst. Insbesondere Raumwissenschaften sind auf Reallabore/ praktische Experimente angewiesen, da im Vergleich zu anderen Wissenschaftsdisziplinen Produkte nicht im Labor bis zur Marktreife getestet werden können.

Aktuelle Zielsetzungen

In Reallaboren soll durch transdisziplinäre Kooperationen neues, „sozial robustes“ (Kanning und Meyer 2019: 5) Wissen von wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Akteuren koproduziert werden. Im Idealfall ergibt sich aus transformativer Forschung eine Win-win-Situation, bei der die Stakeholder von den Transformationen im Untersuchungsraum profitieren und Forschende Erkenntnisse erzielen, die mit klassischen Forschungsmethoden kaum zu erzielen sind. Dies ist die viel zitierte „doppelte Zielsetzung“ (Defila und Di Giulio 2018: 11) transformativer Forschungsprojekte: die Produktion von neuem Wissen als Forschungsziel sowie die Initiierung von Transformationsprozessen als Praxisziel. Darüber hinaus sehen Beecroft et al. (2018: 78–79) gemeinsame Lernprozesse als Voraussetzung für einen erfolgreichen Wandel an. Diese dritte Zielsetzung, das Bildungsziel, findet ihrer Einschätzung nach zu wenig Beachtung; ohne das aber ist „Transformation nicht in einem umfassenden Sinne denkbar“ (Beecroft et al. 2018: 79). Schneidewind und Singer-Brodowski (2014: 121) haben dafür den Begriff „Modus-3-Wissenschaft“ etabliert.

Den Transformationszielen steht das Argument der fehlenden Objektivität gegenüber. Wer bestimmt, was eine erwünschte Intervention ist? Wer entscheidet, was wie transformiert werden soll? Aufgrund der Erfahrungen aus der Nachhaltigkeitsforschung ist die transformative Forschung heute so weit, dass sie sich offen zu ihrer Normativität bekennt (Parodi et al. 2016: 16) und dem Normativitätsvorwurf mit „radikaler Selbstreflexion“ (Eikeland 2017: 199) begegnet. Nur durch die gemeinsame Diskussion über die Ergebnisse der Forschung (zum Beispiel in Workshop-Formaten) können die beteiligten Akteure eine kollektiv geteilte Sprache finden und ein übereinstimmendes Verständnis für die verschiedenen Perspektiven schaffen (Eikeland 2017; Schrapper 2019). Diese Denkweise findet sich auch als Ideal in der heutigen kooperativen Planungspraxis wieder (Räuchle 2021: 293). 

Die Arbeitslosen von Marienthal

Transformative Forschung hat im Gegensatz zur Transformationsforschung einen aktiv-intervenierenden Charakter. Transformationsprozesse sollen nicht nur ex-post nachgezeichnet, sondern aktiv mitgestaltet werden. Aus einem methodischen Blickwinkel erachten wir die Studie Die Arbeitslosen von Marienthal (Jahoda et al. 1975[1933]) als eine wegweisende Vorläuferin für die Anwendung transformativer Forschungsmethoden innerhalb der deutschsprachigen Raumwissenschaften. Die Schließung einer Textilfabrik im Fabrikdorf Marienthal aus der Gemeinde Gramatneusiedl bei Wien hatte zur Folge, dass in den Jahren 1929 und 1930 in kurzer Zeit 1.300 Bewohner:innen, und damit fast alle Erwerbstätigen arbeitslos wurden. Diese lokale Krisensituation bewog ein Forscher:innenteam um die drei Forschenden Paul F. Lazarsfeld, Marie Jahoda und Hans Zeisel, die Folgen der Arbeitslosigkeit im Ort genauer zu untersuchen (Müller 2008: 206). 

Ziel der Forschenden war es, das psychologische Ausmaß von Arbeitslosigkeit umfassend darzustellen und gleichzeitig die Folgen der Arbeitslosigkeit im Untersuchungsort zu lindern (Jahoda et al. 1975[1933]). Sie bezeichneten ihre methodische Vorgehensweise als einen soziographischen Versuch, bei dem sie statistische Datenanalysen mit unterschiedlichen, (damals) innovativen Erhebungsmethoden zusammenbrachten. Für jede Familie wurde ein Katasterblatt zu Personaldaten, Wohnverhältnissen, der Art der (Arbeitslosen) Unterstützung und weiteren Informationen angefertigt. Des Weiteren wurden die Lebensgeschichten von 62 Personen aufgenommen. Bewohner:innen machten Aufzeichnungen zu ihrer Tagesbeschäftigung, ihrem Inventar und ihren Mahlzeiten. Weihnachtsgeschenke sowie Auskünfte der Lehrer:innen und Ärzt:innen wurden festgehalten (Jahoda et al. 1975[1933]: 26–31). Selbst Schulaufsätze zu Berufs- und Weihnachtsgeschenkwünschen sowie die Beiträge zu einem Preisausschreiben mit dem Thema „Wie stelle ich mir die Zukunft vor?“ wurden analysiert. Es wurden sogar Rückschlüsse von den Gehgeschwindigkeiten der Passant:innen auf deren psychische Verfassung gezogen (Jahoda et al. 1975[1933]: 83–84). 

Die Forschenden lebten viele Tage vor Ort und bauten Vertrauen zur Bewohnerschaft auf. Ihr Anliegen war es, sich über die Rolle der Beobachtenden hinaus nützlich zu machen und in das Gesamtleben der Bewohnerschaft einzufügen (Müller 2008: 294). Beispielsweise organisierten die Forschenden verschiedene Aktionen, um der Bewohnerschaft konkret mit materieller Unterstützung zu helfen und/ oder sie vom Alltag abzulenken (Schnittzeichenkurs, Mädchenturnkurs, Kleideraktion). Diese Hilfestellungen dienten immer auch einer Datenerhebung und somit dem Forschungszweck. Die Organisation der Kleideraktion wurde beispielsweise mit Besuchen einer Mitarbeiterin bei den Familien verbunden, bei denen sie „unauffällig Einblick in die häuslichen Verhältnisse“ (Jahoda et al. 1975[1933]: 28) erlangte. 

Obwohl einige Maßnahmen heute aus Datenschutz und/ oder forschungsethischen Gründen mindestens diskutabel erscheinen, kann der methodische Ansatz der Studie als Wegbereiter transformativer Forschungsansätze betrachtet werden. Dies zeigt sich insbesondere in der Verknüpfung qualitativer und quantitativer Methoden (statistische Auswertung von vorhandenen Daten, Interviews, Fragebögen), der damit verbundenen Kombination verschiedener Wissenschaftsdisziplinen (Psychologie, Raumforschung, Politikwissenschaft) sowie der Verschmelzung von Intervention und teilnehmender Beobachtung. Aufgrund des Nationalsozialismus sowie der jüdischen Hintergründe der (Haupt-)Autor:innen erlangte die Studie trotz zahlreicher früher Buchbesprechungen in den Jahren 1933 bis 1935 (Müller 2008: 280–281) erst mit einer zeitlichen Verzögerung von fast vier Jahrzehnten eine bis heute andauernde Aufmerksamkeit. Ab den 1970er Jahren wurde die Studie wiederentdeckt, ausführlich rezipiert (siehe die chronologische Bibliographie in Müller 2008: 347–354) und in zahlreiche Sprachen übersetzt (Müller 2008: 277–279). 

Die wilde Zeit der Aktionsforschung

Die zuvor beschriebene Marienthal-Studie wurde nicht unter der Überschrift transformativer Forschung diskutiert. Dennoch beeinflusste sie den weiteren Diskursverlauf, insbesondere aus methodischer Perspektive. Durch die Studierendenbewegung Ende der 1960er/ Anfang der 1970er Jahre wurden ähnliche methodische Ansätze transformativer Forschung unter Rückgriff auf Diskussionen aus dem Ausland in Deutschland (wieder) eingeführt. 

Merkmale

Was zunächst im angelsächsischen Raum unter dem Begriff Action Research rezipiert wurde, fand als Aktionsforschung Einzug in den deutschsprachigen Diskurs (von Unger 2014: 13–14). In dieser Phase erweiterten sich die Zielsetzungen eines Teils der Studierenden und jungen Wissenschaftler:innen (Moser 2018: 450). Wissenschaft sollte nicht mehr nur erforschen, sondern auch konkret zu (gesellschaftlichen) Veränderungen beitragen. Im Rahmen des Positivismusstreits in der Soziologie wurden zunehmend partizipative und praxisorientiere Forschungsansätze debattiert (von Unger et al. 2007: 13). Unter verschiedenen Begriffen und in unterschiedlichen (sozial)wissenschaftlichen Disziplinen wurde die Aktionsforschung verhandelt (analog unter anderem auch als Handlungsforschung, Tatforschung oder aktivierende Sozialforschung bezeichnet). Der Fachbereich Sozialpädagogik der Pädagogischen Hochschule Berlin hielt 1972 drei konstitutive Merkmale der Aktionsforschung fest (von Unger et al. 2007: 14):

  1. eine ethnographisch-transformative Arbeitsweise, bei der die Forschenden nicht nur punktuell Meinungen erfragen, sondern über einen längeren Zeitraum an sozialen Prozessen teilnehmen und diese aktiv mitgestalten,
  2. ein Fokus auf Gruppen statt Individuen sowie
  3. ein partizipativ-reflexiver Ansatz, bei der die Untersuchungsteilnehmenden auswertend in die Forschungstätigkeit miteinbezogen werden. 

Als ein Beispiel für einen Stadtentwicklungsprozess im Sinne einer solchen Aktionsforschung diskutieren wir im Folgenden den organisierten Widerstand gegen den drohenden Abriss der Arbeitersiedlung Oberhausen-Eisenheim. 

Die Arbeitersiedlung Oberhausen-Eisenheim

Die Siedlung Oberhausen-Eisenheim gilt als älteste Arbeitersiedlung Deutschlands. Erste Bauphasen gehen auf Mitte des 18. Jahrhunderts zurück (Günter und Günter 1999: 35). Bereits 1958 wurde die Siedlung auf die Abrissliste gesetzt (J. Günter 1980: 17–18). Insgesamt 18 Jahre lang lebten die Bewohner:innen mit den drohenden Abrissplanungen. Gegen diese wehrten sie sich zunächst vergeblich mit Leserbriefen und Unterschriftenlisten (ebd.). 

1972 reiste eine Projektgruppe der Fachhochschule Bielefeld um Roland Günter, Jörg Boström und Gustav Kemperdick nach Eisenheim, um die Siedlung noch vor ihrem Abriss zu dokumentieren (Günter und Günter 1999: 44). Aus der Dokumentationsabsicht entstand die Erkenntnis um die bau- und soziokulturelle Bedeutung der Siedlung. Die Gruppe machte mit Ausstellungen, Versammlungen, einem Film sowie weiteren Aktionen auf die Siedlung aufmerksam und setzte sich offensiv für ihren Erhalt ein (R. Günter 1981). Die Rettungsstrategie bestand aus drei zentralen Elementen: politische Maßnahmen (Pressearbeit, Lobbyarbeit bei Parteien und Verwaltung), Darstellung über Medien (Buch, Ausstellung, Film) sowie sozialwissenschaftliche Forschungen. Es wurde eine eigene Forschungsstelle Eisenheim in der Siedlung gegründet (Günter und Günter 1999: 45). Noch im selben Jahr bildete sich in Eisenheim die erste Bürgerinitiative im Ruhrgebiet, die von Roland Günter beraten wurde. 1974 zogen Roland und seine Frau Janne Günter nach Eisenheim (Düdder 1975). 

Die Siedlung konnte erhalten bleiben. Der erfolgreiche Kampf um Eisenheim diente als Vorbild für zahlreiche weitere Initiativen zum Erhalt von Arbeitersiedlungen (J. Günter 1980: 18). Im Jahr 1974 wurde eine Sanierung nach dem Städtebauförderungsgesetz beantragt, die Ende 1980 abgeschlossen wurde (R. Günter 1981: 18–19). Im Jahr 1980 erschien eine von Janne Günter verfasste Studie zum Leben in Eisenheim (J. Günter 1980). Im Mittelpunkt dieser Untersuchung standen die Kommunikationsstrukturen sowie die nachbarschaftlichen Verhältnisse der Bewohner:innen. Ihre Methodik beschrieb J. Günter als eine Kombination der Analyse von sozio-geographischen Strukturdaten sowie der teilnehmenden Beobachtung (J. Günter 1980: 31), die sich allerdings nicht auf einige wenige Momente und Anlässe beschränkte, sondern davon profitierte, dass J. Günter bereits selbst Bewohnerin der Siedlung war. Die Autorin arbeitete detailliert heraus, welche Faktoren sich positiv auf die Nachbarschaft und den Zusammenhalt der Bewohnerschaft auswirkten. 

Zu den kommunikationsfördernden Faktoren zählte sie zum Beispiel die gemeinsame Schichtzugehörigkeit der Bewohnerschaft, den Faktor Arbeit oder auch die in der Siedlung spielenden Kinder. Viele Faktoren konnten ihre Wirkungen vor allem aufgrund der baulich-architektonischen Struktur (bestehend aus öffentlichen und halböffentlichen Räumen, wie kleinen Straßen, Wohnwegen und Zwischenbereichen) der Siedlung entfalten, die J. Günter an zahlreichen Stellen positiv hervorhob: „Es wird deutlich, daß Begegnungen im Freiraum vermehrt zustande kommen, wenn es Anlässe für Begegnungen gibt. Voraussetzung für das Vorhandensein solcher Anlässe sind aber bestimmte bauliche Strukturen“ (J. Günter 1980: 61). Die unterschiedlichen Tätigkeiten (handwerkliches Arbeiten, Gartenarbeit, Reparaturen an Haus und Auto, Straße fegen, Wäsche aufhängen, Kinderspiel) konnten sich positiv auf die Begegnungs- und Interaktionshäufigkeit auswirken, gerade weil sie in öffentlichen und halböffentlichen Räumen stattfanden (J. Günter 1980: 64–73). Damit verfügte die Siedlung über wichtige Vorteile gegenüber anderen Wohnformen, insbesondere Hochhäusern, wie J. Günter regelmäßig betonte. 

Die Geschichte der Eheleute Günter als Rettende von Eisenheim wird oftmals etwas pathetisch als Erfolgsgeschichte über Solidarität und Zusammenhalt erzählt (siehe die Beiträge in Schleper 2016). Aus der Perspektive transformativer Forschung ist das Beispiel Eisenheim vor allem aufgrund der Vorreiterrolle für die Kooperation von Wissenschaft, Betroffenen und der weiteren Zivilgesellschaft relevant: „Die vielfältigen in Eisenheim entstandenen Studien, die inzwischen als Klassiker der Sozialwissenschaften der 70er Jahre gelten können, hatten damit erheblichen Anteil an dem ‚Paradigmenwechsel‘ in einer seitdem stärker auf die sozialen Auswirkungen von Architektur und Städteplanung ausgerichteten Öffentlichkeit“ (Morsch 1990: 21). 

Kritik an der Aktionsforschung

Ähnlich wie beim präsentierten Beispiel Marienthal wurde auch in den Forschungen zur Arbeitersiedlung Eisenheim kein direkter Bezug zur transformativen und/ oder Aktionsforschung hergestellt. Die Parallelen werden beim Blick in die Details sowie bei einer Betrachtung im breiteren Kontext sichtbar. So diente die Empirie in beiden Beispielen zur Stützung der Argumente (kein Abriss in Eisenheim, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Marienthal), wenn auch erst mit zeitlicher Verzögerung. Die Kombination quantitativer und qualitativer Forschung mit Beteiligungselementen führte zu lebensnahen Erkenntnissen. Die normative Komponente erlangte so eine zusätzliche Emotionalität, die wiederum als Verstärker für die Beteiligungsbereitschaft der Bewohnerschaft fungierte.

Bis in die 1980er Jahre wurde die wissenschaftliche Debatte um Aktionsforschung kontrovers geführt (Altrichter und Gstettner 1993; von Unger 2014; Moser 2018; Schrapper 2019; Eßer et al. 2020). Altrichter und Gstettner (1993: 341) kamen nach einer schriftlichen Befragung deutschsprachiger Forscher:innen jedoch bereits Anfang der 1990er Jahre zu dem Ergebnis, dass die Aktionsforschung wieder aus dem Forschungsdiskurs verschwunden war. Im Rückblick konnte sich die Aktionsforschung weder als eigenständige Wissenschaftsdisziplin noch als eigenständige Methodik durchsetzen. Das lag vorrangig an folgenden Punkten (Altrichter und Gstettner 1993; von Unger 2014; Eikeland 2017; Fricke 2017; Schrapper 2019):

  • Beharrungskräfte der traditionell-empirischen Wissenschaftsperspektiven,
  • Mangel an theoretischem Überbau und einheitlicher Methodik,
  • zum Teil eher Aktivismus statt wissenschaftlicher Forschung,
  • zu hohe eigene Ambitionen (hinsichtlich der Veränderung gesellschaftlicher Systeme),
  • veränderte politische Rahmenbedingungen ab den 1980er Jahren.

Behutsame Aufnahme durch die (Planungs-)Praxis

Als wichtigste Entwicklungslinie aus raumwissenschaftlicher Perspektive erscheint uns, dass Elemente und Ansätze der Aktionsforschung vor allem im Bereich der Sozialen Arbeit, u. a. mit der Gemeinwesenarbeit als Arbeitsprinzip (Boulet et al. 1980: 146–157), aber auch in der Stadtentwicklung und Planungspraxis übernommen wurden. Zum einen wurden partizipative Elemente in Planungsprozessen bottom-up durch zivilgesellschaftliche Akteure und Intermediäre eingefordert und vorangetrieben (Selle 1991; Koczy 2018: 187). Zum anderen kam es aber auch zu top-down initiierten Prozessen. Beispielsweise wurde es im Rahmen der Städtebauförderungsprogramme zum Standard des Wissenstransfers, die Maßnahmen durch Evaluations- und Begleitforschungsvorhaben zu flankieren (Koczy 2018: 194). In diesem Kapitel präsentieren wir das nordrhein-westfälische Landesprogramm Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf als Beispiel für eine Kombination von bottom-up- und top-down-Strategien. 

Einführung neuer Methoden und Planungsinstrumente von unten

Die Einführung neuer Methoden und Planungsinstrumente erfolgte zuvorderst bottom-up aus Bedarfen der Zivilgesellschaft. Als Folge verschiedener Entwicklungen (unter anderem Entstaatlichung beziehungsweise Privatisierung vormals kommunaler Aufgaben, verändertes Governance-Verständnis et cetera) gründeten sich ab den späten 1970er und frühen 1980er Jahren viele kleine private Planungs- und Entwicklungsgesellschaften (Selle 1991). Diese fungierten als intermediäre Organisationen zwischen kommunalen Verwaltungen, lokaler Politik und Bewohnerschaft. Durch ihr externes Wirken in Form von Initiativen und Projekten veränderten diese Intermediäre nach und nach auch die kommunalen Planungsverwaltungen und deren Selbstverständnis. Koczy (2018: 174) stellt in seiner Dissertation zum Quartiersmanagement als Innovation in der räumlichen Planung heraus, dass sich gerade „aus der Kombination von angewandter Forschung und experimenteller Praxis“ (ebd.) viele neue Methoden und Planungsinstrumente entwickelten. Über den informellen Erfahrungsaustausch der Beteiligten wurden Lernprozesse angestoßen und die erprobten Methoden und Instrumente verbreiteten sich innerhalb der verschiedenen Fachcommunities (ebd.). 

Einführung praxisorientierter Forschungsansätze von oben

Es wäre allerdings falsch zu konstatieren, dass sich Elemente transformativer Forschung ausschließlich von unten entwickelten. Vielmehr ist ein zeitliches Neben- und Miteinander verschiedener Entwicklungen zu beobachten. Die zahlreichen bottom-up-Bewegungen wurden teils auch politisch aufgegriffen. Ab den 1970er/ 1980er Jahren förderten verschiedene Bundes- und Landesministerien praxisorientierte Forschungsansätze im Bereich der Stadtplanung und -entwicklung durch die Einführung von Begleit- und Evaluationsforschungen zu strukturpolitischen Interventionsprogrammen. Zu nennen sind hier beispielsweise der Experimentelle Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt), Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf (später überführt in das Bundesprogramm Soziale Stadt – Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf, heute Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten) oder die verschiedenen Internationalen Bauausstellungen, die mit der Zeit immer größere Transformationsprozesse anstoßen sollten (vor allem IBA Berlin und IBA Emscher Park). Die Begleitforschung dieser Programme wurde ähnlich wie die Aktionsforschung aus dem angelsächsischen Bereich übernommen (Flick 2006: 11–13). In den Raumwissenschaften wurden beispielsweise Ressortforschungsinstitute in den Ministerien gegründet (zum Beispiel 1971 das ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Nordrhein-Westfalen) oder Institute an Universitäten angesiedelt, die sich speziell auf Begleitforschung und Beratung fokussierten (zum Beispiel 1985 das Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung [ISSAB], heute Universität Duisburg-Essen). 

Die Kombination von top-down und bottom-up in der NRW Städtebauförderung

Ein gutes Beispiel für eine Verknüpfung von bottom-up- und top-down-Strategien ist das nordrhein-westfälische Landesprogramm Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf. Das Programm lief von 1993 bis 1999 und wurde unter dem Einfluss der Städtebauförderung aus anderen Bundesländern ins Bundesprogramm Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Die soziale Stadt überführt (Koczy 2018: 191). Das integrierte Handlungsprogramm entstand aufgrund der gesellschaftspolitischen Diskussion um „soziale Brennpunkte“ (ebd.: 189). Ziel des Programms war und ist es, über eine horizontale wie vertikale Integration der am Stadtentwicklungsprozess beteiligten Akteure, die geförderten sozioökonomisch benachteiligten Stadtteile zu stabilisieren oder gar aufzuwerten (Kolocek 2021). 

Das Programm war in erster Linie eine strukturpolitische Intervention. Es unterscheidet sich in diesem Aspekt stark von den anderen zwei Beispielen, auch aufgrund der Maßstabsebene. Dadurch vereint es jedoch zahlreiche zuvor beschriebene Entwicklungsschritte transformativer Forschung, indem es top-down- und bottom-up-Elemente kombinierte.
Die Konzeption des Städtebauförderungsprogramms baute als zentrale Komponente auf ein Quartiersmanagement, welches als intermediäre Organisation auf Stadtteilebene die bewohnerschaftlichen Bedarfe aufgreifen und so die endogenen Potenziale im Quartier fördern sollte. Gleichzeitig waren Evaluation und Begleitforschung bei der Fortführung und Weiterentwicklung des Programms zentrale Bestandteile. Das Programm wurde und wird intensiv auf verschiedenen Ebenen durch wissenschaftliche Akteure begleitet: beispielsweise auf Quartiersebene, wie im Essener Modell des Quartiersmanagements (Grimm und Franke 2007), das während der Programmlaufzeit entwickelt wurde. Bis heute nutzt Essen dieses Modell, in dem das ISSAB eine moderierende Rolle im Stadtteilentwicklungsprozess einnimmt und als Intermediär die verschiedenen Perspektiven im Stadtteil miteinander verknüpft. 

Gerade in der Frühphase des Programms wiesen die ausgewählten Modellprojekte einen hohen Experimentiercharakter auf. Aus heutiger Sicht können sie durchaus als Reallabore bezeichnet werden. 

(ILS 2000: 12)

Wenngleich der Forschungsfokus etwas in den Hintergrund rückt, erfüllen sie nahezu alle anderen Elemente dieses Ansatzes, wie etwa Normativität, Transdisziplinarität, zivilgesellschaftliche Orientierung, Langfristigkeit oder Laborcharakter (Parodi et al. 2016: 16–17). Auf Landesebene war das ILS an der Evaluation des Programms beteiligt (ILS 2000) und in zentraler Rolle in der landes- wie bundesweiten Vernetzung der Fachcommunities aktiv (Kürpick und Zimmer-Hegmann 1997). Das Programm Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf war mit dafür verantwortlich, dass sich in den 1990er Jahren ein regelrechter „Formattourismus“ (Koczy 2018: 192) etablierte, der die Vernetzung der Praktiker:innen und deren Selbstreflexion weiter vorantrieb. Insbesondere im dialogorientierten, additiven Analyseprozess (ILS 2000: 12–13) sowie in der Netzwerkbildung der Praxisakteure sehen wir konkrete Elemente, die für die heutige transformative Forschung als stilbildend angesehen werden können.

Transformative Forschung im Wandel der Zeit

Die Geschichte transformativer Forschung lässt sich als Zyklus aus wiederkehrenden Hoch- und Tiefphasen beschreiben. Während die theoretischen Fundamente transformativer Forschung in den Klassikern der Transformationsforschung zu finden sind, haben wir die soziographische Marienthal-Studie als methodische Vorreiterin identifiziert. Trotz der Bekanntheit der Studie lief der wissenschaftliche Diskurs um transformative Forschung und verwandte Ansätze im deutschsprachigen Raum relativ abgekoppelt bzw. zeitlich nachgelagert zur Diskussion in der internationalen Wissenschaftscommunity ab. Nach einer kurzen intensiven Phase der Aktionsforschung verschwanden transformative Forschungsansätze kurzzeitig wieder aus dem wissenschaftlichen Mainstream. Es brauchte weitere Anläufe. 

Mit der Etablierung qualitativer Sozialforschung haben sich die Sozialwissenschaften und verwandte Disziplinen stärker ausdifferenziert. In der Folge hat dies auch wieder mehr Raum für Ansätze und Methoden der transformativen Forschung geschaffen (von Unger 2014: 5–6). Auch die Planungspraxis hat ihren Beitrag geleistet, wie am Beispiel der NRW-Städtebauförderung deutlich wurde. Transformative Raumwissenschaften und (Planungs-)Praxis haben sich gegenseitig befruchtet und in ihren Entwicklungen befördert. 

Wir haben zu Beginn die Krise als einen gemeinsamen Anlass für transformative Forschungen identifiziert. Gewiss ist es nicht ungewöhnlich, dass Stadtentwicklungs- und Planungsforschende mit ihren Verbesserungszielen zunächst auf Räume in Krisensituation schauen. Insbesondere die Städtebauförderung ist mit ihrer Wirkungsweise im Kern genau auf solche Räume ausgerichtet. Für transformative Forschungen hat die Krisensituation gleichwohl eine weitere Bedeutung: Das gemeinsame Ziel der Krisenbewältigung setzt häufig (wenn auch nicht immer) zusätzliche Kräfte bei den Betroffenen frei und kann die Kooperationsbereitschaft der beteiligten Akteure mit der Wissenschaft erhöhen. 

Tabelle 1: Beispiele im Vergleich. Quelle: Eigene Darstellung.

Was lässt sich aus den diskutierten Beispielen für die Zukunft der transformativen Forschung lernen? Die Beispiele haben gezeigt, dass sich mit dem kontinuierlichen Wandel der transformativen Forschung auch die Rolle der Forschenden verändert hat und weiter verändern wird. Forschen wird anspruchsvoller. Dies gilt auch für die Moderations- und Mediationsaufgaben von Forschenden in transdisziplinären Projekten. Die Einbeziehung unterschiedlicher Akteure, Interessen und Disziplinen war in Marienthal noch eine Besonderheit, mittlerweile ist sie selbstverständlich. Damit gehen auch wachsende methodische Herausforderungen einher. Der sogenannte Methodenmix ist heute kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Zahlreiche aktuelle Beispiele (siehe zum Beispiel Räuchle et al. 2020) zeigen, dass Forschende mit diesen neuen Herausforderungen gut zurechtkommen.

Dennoch verläuft in solchen herausfordernden Umständen nicht alles wie im Vorfeld geplant. Durch stetige Selbstreflexion der Beteiligten können auch gescheiterte Projekte zu Lernprozessen führen (Räuchle 2021: 294). Globale Herausforderungen, wie der Klimawandel oder auch die weltweiten Migrationsbewegungen, sollen heute mehr denn je auf der lokalen Ebene (in Dörfern, Stadtteilen, Quartieren) angegangen werden. Die Aktionsforschung ist unter anderem an ihrer Kleinteiligkeit gescheitert. 

Für die nachhaltige Veränderung gesellschaftlicher Strukturen wäre es wichtig, die Entwicklung über lokale Lernprozesse hinaus zu skalieren. 

Erfahrungen aus der Evaluationsforschung zeigen, dass eine nachhaltige Skalierung von Lerneffekten nach wie vor schwierig ist (Fricke 2017). Reallabore bauen auf langfristigen lokalen Lernprozessen auf (Parodi et al. 2016: 16). Allerdings gestaltet sich die Skalierung dieser Lerneffekte aufgrund ihrer aktuellen Umsetzung in befristeten Modellvorhaben wohl noch schwieriger als in der Evaluationsforschung. Ob es der transformativen Forschung gelingt, über viele kleine Projekte große Veränderungen zu erreichen, bleibt abzuwarten. Wenn sich der Transformationsprozess der transformativen Forschung als eine Geschichte des Auf-und-Ab fortsetzt, dann ist zukünftig durchaus auch mit dem einen oder anderen Rückschlag zu rechnen. 

In der Gesamtbetrachtung zeigt sich aber auch: Ältere transformative Forschungsansätze haben trotz der identifizierten Unterschiede mit aktuellen Forschungen mehr gemeinsam als wir zu Beginn unserer Untersuchungen erwartet hatten. Die transformative Forschung blickt zwangsläufig in die Zukunft, denn die Vergangenheit lässt sich nicht transformieren. Gleichwohl kann bei der Entwicklung neuer Ideen und Lösungsansätze hin und wieder ein Blick zurück nicht schaden. 

About the author(s)

Michael Kolocek, Studium der Raumplanung an der TU Dortmund. Promotion an der Fakultät Raumplanung zum Menschenrecht auf Wohnen (Dr. rer. pol) (2015). Seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter (Post-Doc) der Forschungsgruppe Sozialraum Stadt im ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, Dortmund.

Michael Kolocek studied Spatial Planning at the TU Dortmund University. He received his doctorate (Dr. rer. Pol.) in 2015. Since 2021 postdoc researcher at the ILS – Research Institute for Regional and Urban Development, research group The City as Social Space, Dortmund.

Felix Leo Matzke, Studium der Geographie mit dem Schwerpunkt Stadt- und Regionalentwicklungsmanagement an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe Sozialraum Stadt im ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, Dortmund.

Felix Leo Matzke studied Geography with specialisation on Urban and Regional Development at the Department of Geography, Ruhr-University Bochum. Since 2018 research associate at the ILS – Research Institute for Regional and Urban Development, research group the The City as Social Space, Dortmund.

References

Altrichter, Herbert und Gstettner, Peter (1993): Action Research: a closed chapter in the history of German social science? In: Educational Action Research 1 (3): 329–360. 

Beecroft, Richard; Trenks, Helena; Rhodius, Regina; Benighaus, Christina und Parodi, Oliver (2018): Reallabore als Rahmen transformativer und transdisziplinärer Forschung: Ziele und Designprinzipien. In: Di Giulio, Antonietta und Defila, Rico (Hg.): Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 75–100.

Boulet, Jaak; Kraus, Ernst Jürgen und Oelschlägel, Dieter (1980): Gemeinwesenarbeit als Arbeits-prinzip: eine Grundlegung. Bielefeld: ajz-Verlag.

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Defila, Rico und Di Giulio, Antonietta (2018): Reallabore als Quelle für die Methodik trans-disziplinären und transformativen Forschens – eine Einführung. In: Di Giulio, Antonietta und Defila, Rico (Hg.): Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung. Wiesbaden: Springer Fachmedien, 9–35.

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