- Start
- Ausgangssituation
- Leitbildprozess und Markenkern des Leitbildes Kreuzfeld – ein gutes Stück Köln
- Expertenhearing
- Öffentliches Forum
- Das städtebaulich-wettbewerbliche Dialogverfahren
- Ökologische und umweltrelevante Themen
- Leitthemen, Schwerpunktthemen, Sonderbausteine und Prioprojekt
- Anforderungen an die Planung: allgemeine städtebauliche Ziele für den neuen Stadtteil
- Ausblick
- About the author(s)
- References
Published 15.02.2021
Kreuzfeld – Ein gutes Stück Köln
Leitbild und Planungsprozess für einen neuen Stadtteil
Kreuzfeld – Ein gutes Stück Köln
Mission Statement and Planning Process for a New Urban Quarter
Keywords: Leitbild; wettbewerblicher Dialog; partizipative Stadtplanung; zukunftsfähiger Stadtteil; Mission statement; competitive dialog; participatory urban planning; sustainable district
Abstract:
Im Norden vom Kölner Stadtbezirk Chorweiler, angrenzend an den Stadtteil Blumenberg, wird in den kommenden Jahren ein neuer Stadtteil geschaffen: ein Ort mit vielfältigen Angeboten, nicht nur für die künftigen Bewohner:innen. Auf einer Fläche von circa 80 Hektar können 3.000 Wohneinheiten für ca. 7.000 Einwohner und Einwohnerinnen, aber auch neue Arbeitsplätze entstehen. Die gute Ausgangslage soll für eine sozial gerechte Entwicklung des Stadtteils genutzt werden, die den gesamten Kölner Norden weiter stärkt. Über den Wohnraum hinaus geht es zum Beispiel um ein zukunftsfähiges Angebot an sozialer Infrastruktur, unterschiedliche Formen und Möglichkeiten des Arbeitens, mehrfach nutzbare Freiräume sowie die nachhaltige Weiterentwicklung der technischen Infrastruktur. Schlüssel zum neuen Stadtteil ist der kooperative Planungsprozess. Zentrale Bausteine sind hier der bereits abgeschlossene Leitbildprozess mit dem jetzt startenden städtebaulichen Planungsprozess und einer breiten Öffentlichkeitsbeteiligung. Diesem folgen die Integrierte Planung zur Erstellung eines Masterplans für Kreuzfeld und die formelle Bauleitplanung zur Schaffung von Baurecht im Sinne des Masterplans.
In the district Chorweiler, bordering on Blumenberg quarter, a new neighbourhood is in development during the upcoming years. With a wide range on facilities and services, that will not only supply the future residents, but the whole district. The new neighbourhood Kreuzfeld is planned for about 7.000 residents and approximately 3.000 residential units, as well as with services, working and leisure uses in an overall area of 80 hectares. Besides the urban design also the urban planning from a social justice standpoint creates the base of this development, in order to additionally improve and supply the northern region of Cologne. A key factor in the planning of Kreuzfeld is its cooperative, participatory and transparent development model, based in the already completed planning concept and the upcoming urban design competition, followed by an integrated plan that elaborates the master plan in functional zoning and its construction laws.
Bereits nach dem zweiten Weltkrieg plante die Stadt Köln im Rahmen der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Neue Stadt Köln-Chorweiler auf Basis des Generalbebauungsplans des Stadtplaners Fritz Schumacher von 1922/23, im Norden eine Großsiedlung für 100.000 Menschen zu errichten. Hierzu gehörte die Entwicklung der Stadtteile Heimersdorf, Seeberg, Chorweiler und Blumenberg. Darüber hinaus sahen die Planungen auch die Errichtung zweier weiterer Stadtteile vor: einen Stadtteil nördlich von Blumenberg beziehungsweise südlich des Worringer Bruchs sowie den Stadtteil Kreuzfeld.
Die Neue Stadt Köln-Chorweiler entsteht seit 1970 sukzessive von Süd nach Nord. Mit der Realisierung Blumenbergs nahm man Mitte der 1990er Jahre auch die Planung für Kreuzfeld auf. Im Jahr 1993 stellte ein städtebaulicher Ideenwettbewerb die Grundlage für einen Bebauungsplan dar. Kurz vor Satzungsbeschluss wurde diese weit fortgeschrittene Planung durch die Politik im Jahr 2005 kritisch hinterfragt und im Ergebnis nicht weiter verfolgt. Stattdessen wurde die sozialverträgliche Siedlungsentwicklung durch Arrondierung bestehender Ortslagen empfohlen.
Die Diskussion zur Entwicklung des neuen Stadtteils Kreuzfeld rückte erst im Dezember 2016 nach einigen Jahren Stillstand durch den Ratsbeschluss zur Verwaltungsvorlage Neue Flächen für den Wohnungsbau als Potential für die Siedlungsentwicklung erneut in den Fokus. Die Entwicklung der Fläche wurde an den Prüfauftrag geknüpft, grundlegende Rahmenbedingungen im Vorfeld weiterer planerischer Schritte zu untersuchen. Dazu gehören unter anderem die sozialräumliche Verträglichkeit, die optimale räumliche und bauliche Ausnutzung der zu entwickelnden Flächen unter besonderer Berücksichtigung der benachbarten Stadtteile und angrenzenden Freiräume wie dem Naturschutzgebiet Worringer Bruch. Die Idee einer neu interpretierten Gartenstadt sollte genauso in die Überlegungen einfließen, wie Aussagen zu einer urbanen und nachhaltigen Qualität am Stadtrand. Für die Entwicklung des neuen Stadtteils wurde deshalb eine Vorgehensweise entwickelt, die sich in die folgenden vier Verfahrensschritte gliedert:
- Leitbildprozess zur Entwicklung des Leitbildes für den neuen Stadtteil
- Wettbewerblicher Dialog zur Entwicklung eines städtebaulichen Konzeptes (Rahmenplan) für Kreuzfeld und zur Vergabe der Erarbeitung des Masterplans
- Integrierte Planung zur Erstellung eines Masterplans für Kreuzfeld
- Bauleitplanung zur Schaffung von Baurecht im Sinne des Masterplans
Mit der Erarbeitung des Leitbildes Kreuzfeld – Ein gutes Stück Köln im Jahr 2019 und dessen Beschluss durch den Rat der Stadt Köln im Januar 2020 ist der Leitbildprozess abgeschlossen. Der derzeit anstehende Wettbewerbliche Dialog (zweiter Verfahrensschritt) dient zur Vergabe der anschließenden Integrierten Planung. In einem zweiphasigen Dialogprozess unter Einbezug der Öffentlichkeit, der Politik sowie verwaltungsexterner wie interner Fachexperten wird am Ende des Wettbewerblichen Dialogs aus den anfänglich sechs teilnehmenden interdisziplinären Planungsteams/Planungsgemeinschaften (im Folgenden: Planungsteams) auf der Grundlage der erarbeiteten städtebaulichen und landschaftsplanerischen Rahmenpläne ein Planungsteam ausgewählt. Im dritten Verfahrensschritt, der Integrierten Planung, wird das ausgewählte Planungsteam den Siegerentwurf zum Masterplan für Kreuzfeld fortentwickeln, welcher die Grundlage für die anschließende Bauleitplanung bildet.
Ausgangssituation
In deutschen Großstädten und ihrem Umland ist die Bevölkerung in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Während noch in den 1990er Jahren Prozesse der Suburbanisierung, der Abwanderung aus den Kernstädten, thematisiert wurden, diskutiert die Fachpresse heute die Notwendigkeit tiefgreifender Transformationsprozesse in wachsenden Metropolregionen wie Hamburg, Berlin und München. Auch die Stadt Köln kann sich in diese Nennung einreihen. 2018 stieg die Bevölkerungszahl bereits zum fünften Mal. Mit 5.189 neuen Einwohner:innen wuchs Köln im letzten Jahr um einen Stadtteil in der Größe, des Kreuzfelder Nachbarstadtteils Blumenberg – und das Wachstum hält an. Laut aktueller Bevölkerungsprognose wird die Stadt Köln bis zum Jahr 2040 um 70.000 weitere Einwohner:innen wachsen. Auf einer begrenzten Fläche führt diese Herausforderung zu neuen Anforderungen an Dichte, Zusammenleben und Flächennutzungen.
Innovative und integrierte Lösungen sind bei der Baulandmobilisierung und der Schaffung von neuem, bezahlbaren Wohnraum gefragt. Dies geht weit über die Zurverfügungstellung von Räumen für Wohnen und Arbeiten hinaus. Alle Bereiche der Daseinsvorsorge von Bildung über Gesundheit bis hin zur Mobilität müssen mitbedacht und organisiert werden. Bei der Schaffung eines neuen Stadtteils geht es dabei nicht bloß darum, die bereits erreichten Standards und Qualitäten zu halten. Vielmehr sollte die Planung als Chance begriffen werden, die Zukunftsfähigkeit der Stadt sowie des Bezirks weiter zu steigern.
Mit der Frage, wie wir in Köln generell in Zukunft leben wollen, beschäftigt sich parallel zum Leitbildprozess Kreuzfeld auch die Stadtstrategie der Stadt Köln unter dem Slogan Kölner Perspektiven 2030+ Beide Prozesse sind im Amt für Stadtentwicklung und Statistik angesiedelt, dadurch ist ein intensiver Austausch stets gewährleistet. Das Zielgerüst der Stadtstrategie gilt gesamtstädtisch und damit auch für Kreuzfeld: das Leitbild für Kreuzfeld dockt thematisch an die gesamtstädtischen Ziele an. Als neues Quartier kann Kreuzfeld einen wichtigen Beitrag zur Zielerreichung der Stadtstrategie leisten.
Leitbildprozess und Markenkern des Leitbildes Kreuzfeld – ein gutes Stück Köln
Das Leitbild für den neuen Stadtteil Kreuzfeld entstand in einem konsultativen Prozess, an dem die verantwortlichen Fachämter der Verwaltung, Vertreter:innen der Stadt- und Bezirkspolitik sowie wichtige Stakeholder in Blumenberg, Chorweiler und aus ganz Köln beteiligt waren. Im Rahmen von drei Expertenhearings, die zwischen März und Juli 2019 stattfanden, stand das Entwickeln einer gemeinsamen Zieldimension sowie Wege und Möglichkeiten der Umsetzung im Fokus der Diskussionen. Dabei wurden sowohl lokale Bedarfe und interne Ansichten erörtert als auch Inspiration und Expertise durch externe Fachleute in den Prozess eingebracht. Im Folgenden werden Vorgehensweise und Ergebnisse der drei Workshops zusammengefasst dargestellt.
Expertenhearing
Den Auftakt des Prozesses bildete ein verwaltungsinterner Workshop. Geladen waren alle mit der Entwicklung Kreuzfelds betrauten Fachämter. Ziel war es, eine gemeinsame Vision und erste Leitziele für Kreuzfeld zu entwickeln. Aus den vielfältigen Diskussionen und Beiträgen sowie der parallel durchgeführten strukturellen Analyse des Planungsgebiets haben das Amt für Stadtentwicklung und Statistik sowie die Gutachter Urbanizers. Büro für städtische Konzepte, in der Nachbereitung drei vorläufige Oberthemen als Markenkern für das Leitbild abgeleitet: Bildung, Gesundheit, Vernetzung.
Das zweite Expertenhearing fand im Bürgerzentrum Chorweiler statt. Teilnehmende waren wiederum Vertreter:innen der Fachämter sowie Vertreter:innen der Bezirkspolitik sowie des Stadtentwicklungsausschusses. Ziel des Workshops war die politische Abstimmung, Konsultation und Präzisierung der bisher erarbeiteten Leitziele. Auf Basis der Ergebnisse des Hearings wurde das Impulspapier überarbeitet und präzisiert und als Grundlage für das dritte Expertenhearing aufbereitet. Die von den Expert:innen eingebrachten Beispiele sind als Best-Practice in die Konzeption des Leitbildes eingeflossen.
Zum dritten Expertenhearing wurden neben den bereits teilnehmenden Vertreter:innender Fachämter und politischen Gremien auch Stakeholder aus dem Bezirk und der Region eingeladen. Dazu gehörten lokale Interessenvertreter:innen aus Blumenberg und Chorweiler sowie thematisch relevante Personen aus ganz Köln und den nördlich angrenzenden Gemeinden. Der Workshop fand am 1. Juli 2019 in der Gemeinschaftsgrundschule Ernstbergstraße in Blumenberg statt. Die Ergebnisse der Diskussion wurden gemeinsam mit den Ergebnissen der beiden anderen Workshops und der Standortanalyse zusammengefasst und zu einem finalen Leitbild ausgearbeitet, das neben den übergeordneten Leitzielen auch räumliche und programmatische Prinzipien und Handlungsempfehlungen für das weitere Verfahren formuliert.
Öffentliches Forum
Oberbürgermeisterin Henriette Reker diskutierte die Ergebnisse des bisherigen Verfahrens mit der interessierten Öffentlichkeit – im Pfarrsaal der Kirche St. Katharina von Siena in Blumenberg fanden sich etwa 160 interessierte Bürger:innen ein. Nach der Vorstellung der von Verwaltung und Politik entwickelten Leitziele hatten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, im Rahmen eines „Wandelformats“ an Ständen mit Ausstellungen zu den drei Leitthemen ihre Ideen und Bedenken in Bezug auf die Entwicklung Kreuzfelds in das Verfahren einzubringen. Die Ergebnisse wurden dokumentiert und sind in die finale Überarbeitung des Leitbildes eingeflossen.
Das Ergebnis ist ein Leitbild, das mit den Themen Vernetzung, Bildung und Gesundheit wichtige Bedarfe des Bezirks Chorweiler und Leitziele der Stadt Köln aufgreift und diese zukunftsweisend weiterentwickelt.
Die folgenden drei Leitthemen bilden den Markenkern des Leitbildes:
- Den Stadtteil nachhaltig vernetzen:
Der neue Stadtteil vernetzt Stadt und Landschaft und schlägt Brücken in die Nachbarschaft und die Stadtregion. Ökologische Aspekte sowie Komponenten einer umweltverträglichen Mobilität werden von Beginn an berücksichtigt. Kreuzfeld schafft sozial und räumlich integrierte, nachhaltige Quartiere und bringt Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Lebensstile und unterschiedlicher Herkunft zusammen. - Bildung fördern:
Kreuzfeld wird Aktionsfeld für moderne Bildungslandschaften und schafft neue, qualitativ hochwertige und lebensnahe Bildungsangebote für alle. In einer Bildungslandschaft werden diese im ganzen Stadtteil erlebbar und setzen von Anfang an soziale und räumliche Akzente. Kreuzfeld wird somit nicht nur für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner, sondern für Chorweiler und ganz Köln zu einem attraktiven Standort. - Für Gesundheit sorgen:
In vielfältigem Sinn ist Kreuzfeld ein gesunder Stadtteil. Er wird Standort mit Vorbildcharakter für Stadtentwicklung und Gesundheitsvorsorge. Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und -vorsorge sind für ganz Chorweiler ein Gewinn. Kreuzfeld nutzt seine Nähe zum Naturraum und verfügt über eigene, qualitativ hochwertige Grün- und Freiräume, er beachtet Prinzipien gesundheitsfördernder Planung und er fördert die Gesundheit der Menschen, die hier wohnen und arbeiten.
Das städtebaulich-wettbewerbliche Dialogverfahren
Nach dem politischen Beschluss des Leitbildes Kreuzfeld – Ein gutes Stück Köln zum neuen Stadtteil im Kölner Norden hat das Stadtplanungsamt der Stadt Köln die Federführung des Projektes übernommen. Zu den anschließenden Schritten der Entwicklung des neuen Stadtteils gehören die Vorbereitung, Auslobung und Durchführung des dialogischen Werkstattverfahrens mit dem Ziel, eine städtebauliche Gesamtkonzeption für den neuen Stadtteil zu entwickeln. Hierzu sollen bereits in die Auslobung Anforderungen und Gutachtenergebnisse an das städtebauliche Konzept eingebracht werden, die auf Grundlage des Leitbildes herausgearbeitet werden.
Sechs teilnehmende interdisziplinäre Planungsteams haben die Aufgabe, jeweils einen Rahmenplan für die städtebauliche Entwicklung im Dialog mit der Bürgerschaft, der Politik und der Verwaltung zu erstellen. Auf dieser Grundlage arbeitet das Siegerteam in der anschließenden Integrierten Planung den Rahmenplan zu einem Masterplan für Kreuzfeld aus. Das dialogische Werkstattverfahren findet in zwei vorgesehenen Dialogphasen im Jahr 2021 statt:
- Dialogphase 1 – Qualifizierungsphase:
In der ersten Phase werden die sechs am „Wettbewerblichen Dialog“ teilnehmenden Planungsteams städtebauliche Konzepte für den neuen Stadtteil im Dialog mit der Öffentlichkeit, Politik und Stadtverwaltung erarbeiten. Zu Beginn der Qualifizierungsphase findet die erste öffentliche Planungswerkstatt statt. - Dialogphase 2 – Vertiefungsphase:
In der zweiten Phase werden die städtebaulichen Entwürfe der drei ausgewählten Planungsteams aus der Phase 1 in einem Rahmenplan ebenfalls im Dialog mit der Öffentlichkeit, Politik und Stadtverwaltung vertieft. Die zweite Phase beginnt mit der zweiten öffentlichen Planungswerkstatt.
Anforderungen an die Planung: Bausteine für den städtebaulich-wettbewerblichen Dialog
Der Kern der Aufgabenstellung des Städtebauprojekts Köln-Kreuzfeld setzt sich aus dem Leitbild bzw. entsprechenden Leitthemen sowie aus ökologischen und umweltrelevanten Themen zusammen, die sowohl getrennt und vertieft als auch ergänzend zu einander bei der Planung und Entwicklung des neuen Stadtteils zu berücksichtigen sind:
Ökologische und umweltrelevante Themen
Die Belange von Klima, Energie und Nachhaltigkeit sollen ein übergeordnetes Ziel sein und das städtebauliche Konzept ergänzen sowie übergreifend zu den Leitthemen integriert werden. Die Berücksichtigung konsequenter Klimawandelanpassung bzw. aktiver Klimaschutz ist sowohl Ziel der oben genannten Stadtstrategie Kölner Perspektiven 2030+ als auch eine beschlossene mündliche Stellungnahme des Ratsbeschlusses zur Entwicklung von Kreuzfeld. Aufgrund dessen sollen bereits in frühen Planungsphasen bzw. im städtebaulichen Konzept ökologische, ressourcenschonende und innovative Ausrichtungen der zukünftigen Bau- und Nutzungsstruktur einbezogen werden.
Leitthemen, Schwerpunktthemen, Sonderbausteine und Prioprojekt
Auf der Grundlage des Leitbildes wurden aus den genannten Leitthemen drei Schwerpunktthemen – eins pro Leitthema – herausgearbeitet. Sie bilden die zentralen Elemente für die Entwicklung von Kreuzfeld als lebenswerten und attraktiven Stadtteil und sollen im städtebaulichen Konzept vertieft und detailliert bearbeitet werden. Jedes Schwerpunktthema wird mit einem Sonderbaustein ergänzt, der aufgrund einer prägenden Funktion zum Hauptelement des Schwerpunktthemas wird. Die drei Schwerpunktthemen und die dazu gehörigen Sonderbausteine sind:
- die Entwicklung eines Mobilitätskonzepts bzw. eines Mobilitätsmoduls,
- die Errichtung einer Bildungslandschaft bzw. eines Bildungsmoduls,
- das Sorgen für eine Gesunde Stadt zugunsten eines physischen, mentalen und sozialen Wohlbefindens bzw. die Schaffung eines Gesundheitsmoduls.
Ein Mobilitätshub bzw. ein Mobilitätsknotenpunkt an der schon bestehenden S-Bahnhaltestelle Köln-Blumenberg könnte zum Beispiel den Sonderbaustein des Mobilitätskonzeptes bilden. Eine konkrete Nutzung der Sonderbausteine wird in der aktuellen Planungsphase noch nicht festgelegt. Erst im weiteren Planungsprozess soll ein Konzept unter Berücksichtigung der Bedarfe und dialogisch mit der Bürgerschaft sowie Fachexpert:innen für die Sonderbausteine konkretisiert werden.
Ergänzend zum Leitziel Vernetzung soll ein prioritäres Projekt (Prioprojekt) im Parallelverfahren zum Planungsprozess des neuen Stadtteils entwickelt werden. Das Prioprojekt ist der Ausbau der nördlich vom Plangebiet anliegenden Landstraße Blumenbergsweg bzw. die Anbindung an die Anschlussstelle 26 Köln-Worringen der Bundesautobahn A 57. Diese Planung ist zwar nicht Bestandteil des Wettbewerblichen Dialogverfahrens, soll aber aufgrund der Bedeutung des verkehrsrelevanten Themas für den neuen Stadtteil als auch für den gesamten Stadtbezirk Chorweiler als Prioprojekt parallel vorbereitet und in der städtebaulichen Planung berücksichtigt werden.
Anforderungen an die Planung: allgemeine städtebauliche Ziele für den neuen Stadtteil
Das Plangebiet umfasst eine Fläche von ca. 80 Hektar und soll mit mindestens 3.000 Wohneinheiten und für ca. 7.000 Einwohner:innen geplant werden. Die Vorgaben für das städtebauliche Konzept leiten sich aus den Ergebnissen des Leitbildprozesses und den infrastrukturellen Bedarfen ab. In diesem Zusammenhang ist die Errichtung eines Stadtteils mit gemischter Struktur rahmensetzend. Dabei sind vielseitige und inklusive Wohnformen, Arbeit, Bildung, Kultur, Naherholung und soziale Infrastruktur in einem angemessenen und ausgewogenen Verhältnis sicherzustellen. Neben der Entwicklung eines eigenständigen Stadtteils sollen auch neue Angebote für den gesamten Stadtbezirk Chorweiler geschaffen werden. Die auszuarbeitenden Konzepte für die Schwerpunktthemen sowie die dazu gehörigen Einrichtungen sollen in die Planung von Infrastrukturen und Angeboten einfließen.
Gegenwärtig stellt sich das Plangebiet als unbebaute und bisher überwiegend landwirtschaftlich genutzte Ackerfläche dar. Daher ist eine überzeugende Lösung für das Einbinden des neuen Stadtteils in die von Natur- und Wasserschutzgebieten, Landwirtschaftsflächen und Siedlungsgebieten geprägten Umgebung zu finden. Ferner sollen auch funktionale Beziehungen mit der bestehenden Natur und Landschaft sowie mit dem anschließendem Siedlungsgebiet Blumenberg ermöglicht werden. Damit sich Kreuzfeld sowohl in den städtebaulichen und freiräumlichen-landschaftlichen Kontext einfügt und sich gleichzeitig als ein durchmischter Stadtteil mit eigener Identität etablieren kann, ist die Planung und Integration des Ortrandes sowie der öffentlichen Frei- und Grünräume sicherzustellen sowie eine angemessene Kombination unterschiedlicher Dichten und Typologien bei der Planung zu berücksichtigen. Dabei ist ein angemessenes Verhältnis von urbaner baulicher Dichte und öffentlichen Freiräumen zu schaffen. Mit Blick auf einen attraktiven Wohn- und Lebensraum tragen öffentliche und gut vernetzte Räume mit hohen Aufenthaltsqualitäten zur Förderung einer gemeinsamen und kollektiven Nutzung und damit zur Stärkung des Nachbarschaftsgefühls bei.
Neben der Schaffung geeigneter Wohnformen und Wohntypologien, einer vielfältigen Nutzungsmischung und der Verknüpfung bestehender und neuer Grün- und Freiflächen, soll auch der Mobilität im neuen Stadtteil eine besondere Rolle bei der zukunftsorientierten Außenentwicklung im 21. Jahrhundert zuteil werden. Verkehrstechnisch soll die Planung deshalb durch ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept ergänzt werden, das multimodale Verknüpfung, kurze Wege sowie einen attraktiven öffentlichen – möglichst autofreien – Raum mit einer hohen Aufenthaltsqualität sicherstellt und die notwendigen Erschließungsflächen auf ein Minimum reduziert.
Der Entwurf für den neuen Stadtteil soll nicht nur städtebauliche, sondern auch umwelt- und klimaschonende Gesichtspunkte berücksichtigen: Gezielt ist eine Minderung der sommerlichen Überwärmung in Hitzeperioden als Folge des Klimawandels anzustreben. Grundsätzlich gilt dabei das Prinzip passiv vor aktiv.Die Durchgrünung der Quartiere soll zur Verbesserung des Kleinklimas und zur Minderung des Niederschlagswasserabflusses beitragen. Zudem sind weitere Maßnahmen und Lösungen wie z.B. die Errichtung von Regenrückhaltebecken, Rigolen- und Muldenelementen, etc. in die Planung zu integrieren. Mit Blick auf die Tragfähigkeit und die Zukuftsfähgkeit des neuen Stadtteils soll für das städtebauliche Konzept ein Energiekonzept erstellt werden, dessen Maßnahmen integrierte Bestandteile der städtebaulichen Planung sind. In diesem Konzept ist die Umgebung in Hinblick auf lokalklimatische Aspekte zu berücksichtigen sowie die Potenziale regenerativer Energien und innovativer Technologien in die Planung zu integrieren.
Ausblick
Die Entwicklung des neuen, lebenswerten und zukunftsfähigen Stadtteils Kreuzfeld stellt hohe Anforderungen an alle beteiligten Akteure. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Prozessgestaltung sowie der Übertragung der konzeptionellen Ziele auf die jeweilige nächste Planungsebene, so dass sich die Qualitäten aus dem Leitbildprozess letztlich in den konkreten Bauergebnissen wiederfinden. Die Durchführung eines transparenten partizipativen Prozesses ist hierbei ein wichtiger Baustein für die Entwicklung Kreuzfelds. Insbesondere der Austausch und Dialog zwischen Akteuren und Fachexpert:innen, Bürger:innen, Politik und Planungsteams fördert die gemeinsame Gestaltung sowie die gemeinsame Suche nach Lösungen und Antworten für die Konzipierung des neuen Stadtteils.
References
Stadt Köln (2020): Köln-Kreuzfeld – ein neuer Stadtteil für Köln. https://www.stadt-koeln.de/artikel/68620/index.html, Zugriff am 10.09.2020.
Stadt Köln (Amt für Stadtentwicklung und Statistik Stadt Köln) (Hg.) (2019): Leitbild Kreuzfeld – Ein gutes Stück Köln. Ergebnis Leitbildprozess für den neuen Stadtteil. Abrufbar unter: https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=90960&search=1, Zugriff am 10.09.2020.